"Wir wollten es knallen lassen"

Erstveröffentlicht: 
21.07.2015

Trio nach Anschlag auf Polizeifahrzeug vor Gericht

 

Von Sabine Kreuz


Mehr als zwei Jahre nach einem versuchten Sprengstoffanschlag auf ein Fahrzeug der Bundespolizei in Leipzig begann gestern der Prozess gegen die mutmaßlichen Täter. Die drei jungen Männer, die aus Wernigerode und Blankenburg (Landkreis Harz) stammen, sollen am 20. März 2013 im Parkhaus West am Hauptbahnhof einen dort abgestellten VW-Passat-Dienstwagen für eine Explosion präpariert haben.


Staatsanwalt Ulrich Jakob warf ihnen vor, gegen 18.30 Uhr einen Sprengsatz mit zwei Lunten in den Auspuff geschoben und angezündet zu haben. Dabei sei das Trio arbeitsteilig vorgegangen. Ermittlungen zufolge soll Sven R. (27/ohne Job) aus Feuerwerkskörpern den Sprengsatz gefertigt und Patrick B. (23/Pflegehelfer) diesen platziert haben. Der 24-jährige Kevin W. wiederum "filmte mit seinem Handy", sagte der Staatsanwalt zum Prozessauftakt am Leipziger Amtsgericht. "Das Feuer erlosch, das Fahrzeug blieb unversehrt."


Das Trio war jedoch dabei beobachtet worden, "wie es sich an dem Polizeifahrzeug zu schaffen machte", berichtete gestern Wachmann Elias H. (35). "Eine Passantin sprach uns an, weil es geraucht und gequalmt hatte." Die Frau habe sich das Kennzeichen des Wagens gemerkt, mit dem sich die drei jungen Männer aus dem Staub gemacht hatten. Wie es gestern hieß, handelte es sich um den silbernen VW Golf von Kevin W., der in der Firma seines Vaters jobbt - und an jenem Märztag vor zwei Jahren mit seinen beiden Kumpanen eigentlich in Leipzig eine Einkaufstour hatte unternehmen wollen.


Die Bundespolizei wertete eine Vielzahl von Aufnahmen der Überwachungskameras aus. "Ich wollte eine Beweiskette herstellen, damit wir die Täter identifizieren können", sagte Hauptkommissar Robert R. (36). Wie berichtet, fanden bei den Verdächtigen, die damals der rechtsextremen Szene zugeordnet worden waren, Hausdurchsuchungen statt. Zum Motiv wurde in anschließenden Vernehmungen offenbar, dass die teils vorbestraften Beschuldigten die Polizei "nicht leiden" könnten.


Gestern äußerte sich das Trio nicht zu den Beweggründen. Patrick B. gab aber zu: "Es war meine Idee. Wir wollten es knallen lassen." Wobei Verteidigerin Kerstin Linnemann betonte, dass "lediglich die Substanz verpuffen", aber "keine Beschädigung ausgelöst" werden sollte. Sven R. mochte eigentlich nichts sagen, meinte dann nur, dass er die Böller zufällig dabei hatte. Und der Dritte im Bunde, Autobesitzer Kevin W., will zum Filmen der Szenerie gar nicht mehr gekommen sein. Es sei eh "nur Jux" gewesen, habe "nicht im geringsten einen gemeinsamen Tatplan" gegeben, so die Verteidigung. Ein Urteil wird am Freitag erwartet.