Marokko: Menschenrechte und Tomaten

Nach 33 Tagen Hungerstreik darf heute die zwangsausgebuergerte Saharauische Menschenrechtlerin Aminetou Haidar zu ihrer Familie nach El Aioun zurueck. Marokko hat ihr die Einreise verweigert, weil sie auf dem Formular "West-Sahara" angab.

 

Alle diplomatischen Versuche scheiterten bis gestern. Am selben Tag unterzeichnet die EU Kommision mit Marokko die neue Importquote fuer Tomaten und anderes Gemuese. Ein Zufall?

 

Aminetou Haidar, als "Gandhi der Sahara" bezeichnet wegen einer Reihe von Menschrechtspreisen, hat es unter Gefährdung ihrer Gesundheit geschafft auf die völkerrechtswidrige Besetzung ihrer Heimat aufmerksam zu machen. Sie befand sich noch gestern wegen Austrocknung im Krankenhaus von Lanzarote.

 

1976 annektierte Marokko mit dem "gruenen Marsch" die spanische ex-Kolonie. Ein von der UN gefordertes Referendum ueber die Selbstbestimmung den Einwohnern wird aus Rabat seitdem verweigert. Zehntausende saharawische Fluechtlinge leben in Lagern nahe der algerischen Grenze. Die afrikanische Union hat das maghreb-Land deshalb als Mitglied ausgeschlossen. Mit der Befreiungsfront POLISARIO besteht seit 10 Jahren ein Waffenstillstand. Gegen die verbliebene Bevoelkerung nehmen in letzter Zeit Menschenrechtsverletzungen wieder zu. Haidar selbst sass jahrelang ohne Anklage im Gefaengnis.

 

Gleichzeitig ist die Diktatur in Marokko offenbar bei Exportlinzensen sehr verwundbar. Die EU Handelskommision hat gestern offenbar damit gedroht die Unterschrift unter den Handelsvertrag zu verweigern, wenn sich Rabat weiter einer Loesung im Fall Haidar verschliesst. Gegen den Protest aller spanische Bauernverbaende erhoehte Bruessel erneut die Tomatenimporte. Besonders die Gemuesebauern in Andalusien sehen sich durch die Billigkonkurrenz in ihrer Existenz bedroht.