DEIZISAU: Antifaschistisches Bündnis ruft zu Kundgebung auf - Bürgemıeister Matrohs: Aktion im falschen Ort Von Roland Kunz Die Deizisauer Bürger werden sich möglicherweise heute auf ihrem Marktplatz über einen Informationsstand vom "Antifaschistisclıen Bündnis Kreis Esslingen" (ABKE) wundem. Das Bündnis leitet damit eine Aktionswoche gegen "rassistische und faschistische Umtriebe" ein.
Höhepunkt soll eine Kundgebung am kommenden Samstag sein. Deizisau wurde offenbar ausgewählt, weil dort ein rechtsextremer Aktivist wohnt. Bürgermeister Thomas Matrohs hält seine Gemeinde für den falschen Ort einer solchen Aktion. Liest man die Einladung des ABKE, gewinnt man den Eindruck, Deizisau sei eine Hochburg des Rechtsextremismus: "Deizisau wurde als Veranstaltungsschwerpunkt gewählt, weil vor allem hier insbesondere die sogenannten Freien Nationalisten Esslingen (FNES) seit 2013 durch rassistische Hetze, Flyer, Transparentaktionen, Bedrohungen und Angriffe auf sich aufmerksam machten." Der Bürgermeister weiß dagegen nur von einem Einwohner, der Kontakt zur rechtsextremen Szene in Esslingen und Göppingen hat. Er sei aber an seinem Wohnort nie aktiv geworden. Matrohs sieht deshalb seine Gemeinde "zu Unrecht an den Pranger gestellt". Wenn es tatsächlich rechtsextreme Umtriebe am Ort gäbe, würde er selbst an einer Kundgebung teilnehmen. Vom Reutlinger Polizeipräsidium ist zu erfahren, dass man der rechten FNES in Esslingen vier Personen zuordnet. Man wisse aber nicht, ob sie überhaupt noch aktiv seien. Seit Monaten beobachte man keine Straftaten mehr, die der rechten Szene zuzuordnen seien. Die FNES sei durch Aufkleber-Aktionen aufgefallen, teilt der baden-Württembergische Verfassungsschutz mit. Uber die aktuelle Stärke der FNES könne man nichts sagen. Die Behörde habe die Gruppe im Blick, ebenso die Gegenseite. Der Sprecher des Verfassungsschutzes sagte gestern "In Esslingen kommt es seit einigen Jahren zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Links- und Rechtsextremisten." Als Beispiel aus der Umgebung ist im Verfassungsschutzbericht ein Zwischenfall in Wendlingen aufgeführt. Im vergangenen Sommer wurde zwei "bekannte Rechtsextremisten" und ihre Freundinnen nachts von Maskierten angegriffen, "vermutlich Linksextremisten". Auf dem Reutlinger Polizeipräsidium, das eine eigene Staatsschutz-Abteilung hat, hat man den Eindruck, dass derzeit eher die Linken aktiv sind. Sie versuchten, die Rechtsextremen zu provozieren. Das beobachtet man auch in Deizisau, aber nicht in dem Ausmaß wie vor einem Jahr. Damals hatten sich 50 bis 60 Leute der Antifa in Deizisau getroffen. Die Kundgebung verlief friedlich, außer einigen Kreideschmierereien auf der Straße war an diesem Tag nichts Ungewöhnliches im Dorf passiert. Im Vorfeld wurden jedoch Reifen am Auto des Rechtsextremen zerstochen. Die Sorge von Polizei und Bürgermeister ist, dass sich im Vorfeld der Kundgebung die Antifaschisten und die Rechten provozieren und am nächsten Samstag beide Gruppierungen auftauchen.