Was suchten und fragten sie?

antispe

Übersetzung einer im Rahmen der Kampagne Antifénix (Antiphönix) veröffentlichten Mail über mutmaßliche Ziele der Operation Phönix, mit der im April und Mai zum Schlag gegen tschechische Anarchist_innen ausgeholt wurde. Der Schlag gegen die anarchistische Bewegung und gegen die Tierbefreiungsbewegung in Tschechien unter dem Codenamen Phoenix wird nicht der letzte gewesen sein. Wahrscheinlich können wir uns auf noch mehr freuen.

 

(Die Textqualität im Deutschen könnte besser sein, aber im Zeitrahmen war nicht mehr drin, tut mir leid.)

 

Getreu dem Motto "Wir rennen rein, und es wäre seltsam, wenn wir nichts fänden," belog die Polizei das Gericht mit absurden Vorwürfen, um bewaffnete Raubüberfälle, Raub und Entführung in einer organisierten Gruppe zu legalisieren.
Die Polizei wusste nicht nur, dass ich in der Zeit des angeblichen Angriffs im Ausland war, aber wenn ich tatsächlich zu dieser Zeit in der Tschechischen Republik gewesen wäre, ist es wirklich eine lächerliche Vorstellung, dass ich vom Ort des Angriffs "die Reste der Zündvorrichtung" (mit denen die Durchsuchung begründet wurde) 350 km mit zurück nach Hause (wo der Eingriff vorgenommen wurde) genommen, sie ein und ein viertel Jahr aufbewahrt hätte, und auch damit in eine neue Wohnung umgezogen wäre. All diese Informationen standen der Polizei zur Verfügung, trotzdem raubten und entführten sie.

In der Tat, in meinem Haus machten sie sich auf die Suche nach anderen Dingen, die im Durchsuchungsbefehl überhaupt nicht erwähnt wurden. Sie suchten Dinge, die mit der Bewegung für die Befreiung der Tiere in Verbindung stehen. Werkzeuge und Geräte, die von Aktivisten zur Sabotage und zur Tierbefreiung auf Pelzfarmen verwendet wurden.
Einige dieser Informationen kannte ich nicht, weil die Polizei sich hinter meinem Rücken zu schaffen machte. Sie suchten irgendeine "Zange" zwischen den Werkzeugen, fanden aber nur einen alten stumpfen Kombinationszange. Darüber hinaus waren sie hinter dem Klebstoff her, mit dem jemand die Schlösser auf Pelztierfarmen verklebte. Meine Chemoprén (Kontaktkleber, vergleichbar mit Pattex Kraftkleber, d.Ü.) haben sie mitgenommen. Sie mühten sich nicht, es ins Beschlagnahmeprotokoll schreiben, sondern stahlen es hinterhältig ohne mein Wissen. Die Detektive aus dem Kader zur Aufdeckung organisierter Kriminalität sind gemeine Diebe, die stehlen, wofür andere Menschen arbeiten müssen.

Das Verhör sollte nach dem Motto durchgeführt werden "Wenn wir wenigstens irgendwas finden, können wir sie damit unter Druch setzen", was aufgrund der Tatsache, dass sie nichts Verdächtiges gefunden haben, ein wenig kompliziert wurde.
Vielleicht bei jedem zweiten Menschen in diesem Land würden sie etwas finden, dass ihnen die Situation ein wenig vereinfachen würde: Pfefferspray, eine Sturmhaube als Kälteschutz beim Skifahren oder zumindestens ein bisschen Marihuana. Ich bin zu ihrem Unglück vielleicht der schuldloseste Mensch außer ihnen selbst, weshalb sie keine Chance hatten. Im Verhör mussten sie sich an imaginäre Strohhalme klammern. Dennoch können die Informationen in zwei grundlegende Kategorien unterteilt werden:
1) die Informationen, die von der Polizei bewusst mitgeteilt wurden,
2) Informationen, die auf ihren Fragen zu ihren Interessengebiet basieren.

Das größte Risiko besteht in der ersten Kategorie von Informationen, die absichtlich falsch oder halbwahr sein können, also genießt diese Informationen mit Vorsicht.

Der Grund liegt kann unterschiedlich sein: Um die Verbreitung von Fehlinformationen durch interne Kanäle (wer mit wem verbunden ist) zu verfolgen, um Panik zu verbreiten, jemanden zur Aussage zu zwingen oder um Informationen mit Verhörten "auszutauschen" (diese Kategorie von Informationen wird in der Regel bei einer informellen Anhörung mitgeteilt).

Mir erzählten sie aus diesem Grund einige Dinge, die falls sie wahr wären bedeuteten, dass die direkten Aktionen, die sie der anarchistischen und radikalen Umweltbewegung zuschreiben,  viel mehr sind und einen größeren Einfluss haben als die wenigen Aktionen, zu denen sich die beiden Bewegungen bekennen.

Für eine Bewegung, die  solche direkte Aktionen durchführt, werden diese Informationen sicherlich Grund zum Feiern sein,
auch wenn sich die Zellen dieser Bewegungen in ihren Äußerungen nicht explizit dazu bekannten.

Durch die Tierbefreiungsbewegung wurden Pelzfarmen in Vysočina um Jihlava Ende des Sommers 2014 sabotiert. Auf dem  Hof wurden Schlösser verklebt, weswegen dem Besitzer finanzielle Schäden entstanden.

Revolutionäre Anarchisten dürften ihrerseits Freude an dem Angriff auf Polizeiautos haben, da bei dem Angriff der Informellen Anarchistische Föderation (Neformální Anarchistické Federace) im März 2015 insgesamt zwei Polizeiwagen beschädigt wurden. Als weitere Aktionen revolutionärer Anarchisten werden zwei weitere Angriffe auf Mautstellen in Mittelmähren gezählt, wo die Angreifer versucht, diese Geräte anzuzünden, zugegebenermaßen mit etwas weniger Erfolg und ohne Millionenschäden (1Mio Kč sind 40000€) oder Öffentlichkeit. Obwohl diese Aktionen nicht mit absoluter Sicherheit bestätigt werden können, habe ich auf jeden Fall mehr Gründe, an ihre Echtheit glauben.

Bei der  zweiten Kategorie - die Informationen in Form von Fragen über Dinge, die sie interessiert - besteht ein Risiko vor allem in der Interpretation dessen, wozu die Frage gestellt wird. Oft dienen Fragen zu einem völlig anderen Erkenntnisgewinn, als es uns zunächst scheinen mag.
Neben einer breiten Palette von Fragen, die meine Kenntnisse über verschiedene Fälle bestätigten, oder in Sackgassen führten, faszinierten mich ihre Fragen zu Südböhmen und der Region Vysočina. Vysočina habe ich mir leicht mit dem Kampf gegen Pelztierfarmen erklären können. Ihr Interesse an Südböhmen ist auch außerordentlich interessant, vor allem wenn man bedenkt, dass von dort keine Berichte von direkten Aktion bekannt sind.
Sie befragten mich, über meine Lieblingsplätze im Šumava (Böhmerwald), ob ich regelmäßig nach Südböhmen fahre, wen ich dort kenne. Wegen des Šumava waren sie besorgt, aber die Blockade im Jahr 2011 im Nationalpark hat sie überraschenderweiße nicht interessiert. Der Gesamtzusammenhang drängt mich zu der Überzeugung, dass im Šumava militante Aktionen außerhalb des Interesses der Umweltbewegung stattfanden, und dass die Polizei versucht, diese mit dem radikalem Spektrum dieser Bewegung in Verbindung zu bringen.
Vielleicht scheint das eine zu wilde Interpretation, aber für mich ist es die wahrscheinlichste mögliche Erklärung.