Unbekannte haben in Bitterfeld-Wolfen erneut einen Anschlag auf ein Abgeordnetenbüro der Linken verübt. Wie eine Polizeisprecherin mitteilte, warfen die Täter in der Nacht zu Samstag zwei Scheiben mit Steinen ein. Auch ein Abgeordnetenbüro der Grünen wurde wiederholt attackiert. Hier wurde eine Scheibe mit einem Gullydeckel eingeworfen.
Es ist bereits der dritte Angriff innerhalb weniger Wochen auf das Büro der Linken. Das gemeinsame Wahlkreisbüro des Bundestagsabgeordneten Jan Korte und der Landtagsabgeordneten Dagmar Zoschke war bereits Anfang Mai und in der Nacht zum Donnerstag Ziel von Anschlägen.
Rechte Gewalttäter hinter Anschlägen?
Linke-Fraktionschef Wulf Gallert machte bei Twitter rechte Gewalttäter für die Anschläge verantwortlich. Auch Linken-Landesvorsitzende Birke Bull vermutet einen rechtsextremen Hintergrund. Sie verurteile die Anschläge scharf und erwarte eine schnelle Aufklärung durch die Polizei.
Vorwurf: massive Versäumnisse der Stadt
Ähnlich äußerte sich der Grünen-Landtagsabgeordnete Sebastian Striegel. Er vermute hinter den neuen Anschlägen die Fortsetzung einer Serie rechter Gewalttaten in der Region. Dies bereite ihm große Sorge. Zumal die Stadt Bitterfeld-Wolfen aus seiner Sicht bislang keine klare Position gegen rechte Gewalt bezogen habe. Striegel sieht das als deutliches Problem, da es andernorts in solchen Fällen klare Positionen gegeben habe. In Bitterfeld hingegen werde ignoriert und abgewigelt. Der Politiker fordert von der Stadt, das Problem für sich anzunehmen.
Was ist los in Bitterfeld?
Seit Wochen ist Bitterfeld Schauplatz der Auseinandersetzungen zwischen Rechten und Linken. Erst am vergangenen Sonntag zogen rund 400 linke Demonstranten durch die Innenstadt, um ein Zeichen gegen Rechts zu setzen.
Experten beobachten die Entwicklung vor Ort mit Sorge: David Begrich vom Verein Miteinander sagte MDR SACHSEN-ANHALT, die letzten Wochen würden zeigen, dass die Stadt Bitterfeld-Wolfen ein Problem mit rechter Gewalt habe. Die Neonazi-Szene trete äußerst gewaltbereit und selbstbewusst auf. Zuerst seien Kader von rechtextremen Parteien in die Region gezogen. Die Parteien "Die Rechte" und "Der dritte Weg" würden versuchen sich in Bitterfeld zu etablieren und Anhänger zu rekrutieren. Begrich forderte eine klare und eindeutige Reaktion der Öffentlichkeit. Dazu gehöre auch ein Wort von Oberbürgermeisterin Petra Wust. Sie müsse das Zeichen setzen, dass niemand Gewalt von Neonazis toleriere.
Mittlerweile ermittelt der Staatsschutz. Bislang spricht aber niemand von politisch motivierter Gewalt. Auch beim Innenministerium war zuletzt niemand bereit, über die Vorfälle zu sprechen.