Razzia gegen Neonazis: Polizei geht gegen rechtsextreme Hip-Hop-Band aus Berlin vor

Erstveröffentlicht: 
07.05.2015

Polizisten haben am Donnerstagmorgen in Berlin und Brandenburg die Wohnungen von Neonazis durchsucht. Der Staatsschutz ermittelt gegen Mitglieder einer Hip Hop-Band wegen Volksverhetzung, Betruges und Raubes.

 

Von Andreas Kopietz

 

Polizisten haben am Donnerstag in Berlin und Brandenburg insgesamt zehn Objekte durchsucht. Der Staatsschutz ermittelt gegen vier Männer aus der rechtsextremen Szene. Drei Beschuldigte im Alter von 26, 28, und 34 Jahren gehören nach Informationen der Berliner Zeitung der NS-Hip-Hop-Band „A3Stus“ um Patrick K. an.

Ihnen wird vorgeworfen, ein Lied mit volksverhetzendem Inhalt geschrieben, auf CDs gebrannt und diese verkauft zu haben. Ein vierter 32-jähriger Beschuldigter soll das Video zum Song ins Internet geladen haben. In dem Rapsong wird unter anderem zu Hass und Gewalt gegen Juden aufgestachelt. Im Refrain heißt es etwa: „Die Protokolle sind geschrieben, nichts ist mehr echt. Die Weisen von Zion haben sich durchgesetzt. Wir müssen zusammenhalten gegen die Pest.“
Außerdem Verdacht des Sozialleistungsbetrugs

Ab 6 Uhr durchsuchte die Polizei Wohnungen der Bandmitglieder unter anderem an der Dierhagener Straße in Hohenschönhausen, an der Kastanienallee in Prenzlauer Berg sowie an der Orionstraße in Bernau (Barnim). In weiteren drei Wohnungen von Bekannten aus dem Umfeld der Nazi-Band suchten die Beamten nach Beweismitteln. Durchsucht wurden auch ein Klubhaus in der Schönerlinder Straße in Pankow und ein Objekt in Velten (Oberhavel) und ein Objekt in Wandlitz. Die Polizisten beschlagnahmten nach eigenen Angaben 113 CDs und Speichermedien. Sie fanden Wurfmesser, ein nicht zugelassenes Luftdruckgewehr, eine nicht zugelassene Luftdruckpistole, verbotene Pyrotechnik und Ampullen, in denen sich offenbar Amphetamine befanden.

Gegen den 34-jährigen Patrick K. ermittelt die Polizei auch wegen des Verdachts des Sozialleistungsbetruges, weil er das Einkommen aus den CD-Verkäufen nicht angegeben haben soll. Außerdem benutzt er nach Angaben von Ermittlern ein Handy mit verschiedenen SIM-Karten, das angeblich aus einer Raubtat im März vergangenen Jahres stammt. Kurz nach dem Raub soll es von ihm erstmals in Betrieb genommen worden sein.
Holocaust-Mahnmal missbraucht

Die Verdächtigen gehören nicht nur der Band „A3Stus“ an sondern sind nach Erkenntnissen der Ermittler auch Mitglieder der Nazigruppierung „Barnimer Freundschaft 25“. 2014 provozierten die Nazi-Barden um Patrick K. mit einem Videodreh vor dem Flüchtlingsheim in der Hellersdorfer Carola-Neher-Straße. Auch bei den Demos gegen geplante Flüchtlingswohncontainer in Marzahn bestritten sie das Unterhaltungsprogramm für die größtenteils rechtsradikalen Demonstranten.

Patrick K. missbrauchte vor einiger Zeit auch das Holocaust-Mahnmal als Kulisse, um zusammen mit der rechtsextremen Sängerin „Dee Ex“ einen Song aufzunehmen, in dem es unter anderem hieß: „Wir müssen wieder marschieren!“