Ellwangen: Ein Ladendiebstahl schürt die Vorurteile

LEA-Flüchtlinge stehlen in einer Ellwanger Tankstelle Waren im Wert von 50 Euro – Im Netz wird polemisiert

 

Ellwangen sz Dass in den sozialen Netzwerken gegen die Landes-Erstaufnahmestelle in Ellwangen gehetzt wird, ist kein neues Phänomen. Schlimme, menschenverachtende Kommentare werden auf Plattformen wie Facebook, wo sich vor einiger Zeit eine eigene Gruppe gegen die Einrichtung gegründet hat, abgesondert. Als Beispiel dient diesen Leuten jetzt ein Ladendiebstahl in der BAG-Tankstelle, der vor einigen Tagen offenbar von Bewohnern der LEA begangen worden ist.

 

Von „Asylantenpack“ und „Scheisschmarotzern“ ist im Internet zu lesen, die man am besten „mit dem Paddelboot“ wieder zurück in die Heimat schickt. In diesem Rahmen werden die Politik und natürlich auch die „Lügenpresse“ mit Vorliebe geschmäht. Es würden bewusst Informationen zurückgehalten und die Situation in diesen Einrichtungen geschönt dargestellt.

 

Als vermeintlicher Beweis muss ein Ladendiebstahl herhalten. Vergangene Woche soll ein Flüchtling die Kassiererin einer Tankstelle abgelenkt haben, während drei Andere in die Regale griffen und Waren im Wert von etwa 50 Euro mitnahmen. Eine Videokamera zeichnete den Diebstahl auf.

 

Die große Mehrheithält sich ans Gesetz

 

In der Zeitung war von diesem Zwischenfall tatsächlich nichts zu lesen. Der Grund: Sie wusste davon nichts; die Polizei hatte das Ereignis in ihrer täglichen Presseschau nicht publiziert. Erst einige Facebooknutzer brachten den Stein ins Rollen; sie verlautbarten, dass Flüchtlinge bereits das erste Ellwanger Geschäft „geplündert“ hätten.

 

Der Vorwurf, dass hier von offizieller Seite womöglich ganz bewusst etwas verschwiegen werden sollte, lässt Polizeisprecher Bernhard Kohn aus dem Sattel steigen: „Wir müssen als Polizei nichts verschweigen und die Welt besser beten als sie ist. Wir müssen aber auch nicht irgendwelchen Vorurteilen Vorschub leisten.“ Bei dem Vorfall in der BAG habe es sich um einen einfachen Ladendiebstahl gehandelt, stellt Kohn klar. Derartige Delikte würden grundsätzlich nicht in den Presseberichten der Polizei auftauchen – egal, ob diese Tat nun von einem Deutschen oder einem Ausländer begangen worden ist. „Ob jemand in der LEA wohnt oder in der Ellwanger Innenstadt, ist für die Pressearbeit der Polizei vollkommen unerheblich. Wir behandeln diesbezüglich alle Bevölkerungsgruppen gleich“, unterstreicht der Polizeisprecher mit Nachdruck. Und weiter: „Die Polizei ist weder das LEA-Barometer, noch die LEA-Pressestelle. Wäre es so, müssten wir nicht nur über die Flüchtlinge berichten, die sich nicht gesetzeskonform verhalten, sondern auch über jene Flüchtlinge, die sich gesetzeskonform verhalten.“

 

Und das tut die große Mehrzahl der 200 Flüchtlinge, die aktuell in der LEA untergebracht ist. Laut Kohn seien der Polizei bislang drei kleinere Zwischenfälle gemeldet worden, die im Zusammenhang mit den Bewohnern der LEA stehen sollen. Eine Ruhestörung im Bereich der Jagstbrücke bei Schrezheim sowie zwei kleinere Ladendiebstähle, davon einer bei der BAG. Bei allen drei Vorfällen handele es sich aus polizeilicher Sicht um Bagatelldelikte.

 

Die Verantwortlichen der LEA in Ellwangen, Berthold Weiß und die Pressesprecherin beim Regierungspräsidium, Sabine Beck, berichten von keinerlei größeren Problemen. Im Gegenteil: Der Betrieb in der LEA sei gut und ausgesprochen ruhig angelaufen, erklärt Beck auf Nachfrage unserer Zeitung. „Wir sind über diesen Start sehr glücklich.“ Nichtsdestoweniger könne man Zwischenfälle, wie den Ladendiebstahl bei der BAG-Tankstelle, bei der Vielzahl der Menschen, die in der LEA untergebracht sind, nie ganz ausschließen. Schwerwiegendere Delikte wirkten sich aber auf das Aufenthaltsrecht aus.