Festnahmen in Kassel: Neonazi-Kidnapping bestätigt

Erstveröffentlicht: 
30.04.2015

Die einwöchige Gefangennahme und Misshandlungen eines Mannes in Kassel sind im Dunstkreis des rechtsextremen Vereins "Sturm 18" geschehen. Das bestätigte die Staatsanwaltschaft. Zu den Verdächtigen gehört ein Mann, der im NSU-Prozess aussagen sollte

 

Angehörige der Kasseler Neonazi-Szene haben einen Mann eine Woche lang gefangen gehalten. Unter den Verdächtigen befindet sich ein Neonazi, der kürzlich im Münchner NSU-Prozess aussagen sollte. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Donnerstag, die Tat sei im Dunstkreis des rechtsextremen Vereins "Sturm 18 Cassel" geschehen.

Der 40 Jahre alte Neonazi soll zusammen mit einem 27-Jährigen in der ersten Aprilhälfte das Opfer eine Woche lang in einer Wohnung gefangen gehalten und es mit Schlägen und Tritten verletzt haben. Die beiden Verdächtigen sitzen in Untersuchungshaft. Warum sie den Mann festhielten, wurde zunächst nicht bekannt.

Erste Informationen zu dem Fall hatten Polizei und Staatsanwaltschaft bereits am Mittwoch bekanntgegeben. Dem 46 Jahre alten Opfer sei der Kopf geschoren worden, ihm seien Mobiltelefon und Rucksack gestohlen worden. Nach sieben Tagen gelang ihm die Flucht.

Ermittelt wird außerdem gegen zwei Frauen aus Kassel sowie einen 28 Jahre alten Mann aus dem Schwalm-Eder-Kreis. Sie sollen den Männern geholfen haben. Den fünf Verdächtigen wird unter anderem gefährliche Körperverletzung, Freiheitsberaubung und Diebstahl vorgeworfen.
 
In Bomberjacke, Militärhose und Springerstiefeln
Der Kasseler Neonazi sollte vor rund einer Woche als Zeuge im NSU- Prozess aussagen. Er schickte aber an das Oberlandesgericht München eine E-Mail, dass er "krankheitsbedingt verhindert" sei. Außerdem werde er keine weiteren Angaben zur Sache machen. Der 40-Jährige sollte bereits im Februar über Kontakte von Neonazis aus Kassel zum "Nationalsozialistischen Untergrund" (NSU) aussagen. Damals war er in Bomberjacke, Militärhose und Springerstiefeln erschienen.

In dem Verfahren in München muss sich Beate Zschäpe verantworten, ihr wird die Beteiligung an einer Serie von zehn überwiegend rassistisch motivierten Morden - darunter Halit Yozgat in Kassel - und zwei Sprengstoffanschlägen zur Last gelegt.