150 Lesben, Schwule und andere beim angekündigten Kiss-in im Bermudadreieck

Erstveröffentlicht: 
25.04.2015

150 Lesben, Schwule und andere beim angekündigten Kiss-in im Bermudadreieck Keine vier Wochen ist es her, dass ein schwules Paar auf Freiburgs Partymeile attackiert wurde – nun rief das Regenbogen-Referat des Studierendenrats zu massenhaftem Küssen aus Protest auf. Mit großem Erfolg.

Wenn man ihn am Samstagnachmittag gefragt hätte, wäre Fabian Wenzelmann vom Regenbogen-Referat für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt noch skeptisch gewesen. Kühl würde es sein und nieselig – und das weithin angekündigte Kiss-in von Schwulen, Lesben und anderen vermutlich ein bisschen kümmerlich. Tatsächlich aber fanden sich am Samstagabend um Punkt zehn mehr als 150 Küsswillige am Bermudadreieck ein. Auf Facebook hatte sogar der Wirt der benachbarten Disco Balzbambii sich mit dem Vorhaben solidarisch erklärt.

Etliche Freiburgerinnen und Freiburger hatten sich in den vergangenen Tagen auf sozialen Netzwerken und in den Medien darüber empört, dass Küssen und Händchenhalten gleichgeschlechtlicher Paare im Freiburger Nachtleben nicht ungefährlich sei. Zum großen Küssen versprach man sich fürs Kiss-in nun Schutz von der Gruppe. Glockenschlag zehn allerdings war ohnehin noch kaum Partyvolk auf dem kleinen Platz nahe dem Martinstor. Wohl aber die 150 küssenden Demonstrantinnen und Demonstranten, ermahnt von Fabian Wenzelmann: "Los, weiterküssen, fünf Minuten!"

Mit Küssen gegen Kleingeistigkeit demonstrieren


Danach gab’s eine Schweigeminute für den erheblich verletzten 19-Jährigen, der nach der Attacke vor zwei Wochen mit Brüchen und abgesplitterten Backenzähnen im Krankenhaus hatte behandelt werden müssen. "Unfassbar, dass so was hier in Freiburg passiert ist", sagt Luca Böhm, "deshalb ist es wichtig, dagegen ein deutliches Zeichen zu setzen." Für ihn und seinen Freund sind Schwulenfeindlichkeit und Aggression gegen "alles, was anders ist" Ausdruck von Kleingeistigkeit. "Stimmt", ergänzt das lesbische Paar daneben, "das ist auch so ein rückwärtsgewandter Mief." Umso mehr freut Fabian Wenzelmann und das Regenbogen-Referatsteam, dass es offensichtlich sehr vielen ein Anliegen war, trotz Nieselregen mitzumachen, "und zu zeigen, wir sind viele – und wir sind friedlich, denn friedlicher als küssen gibt’s nichts!"