Leipzig. Das Beispiel Tröglitz wirft eine sensible Frage auf: Wie wird die Flüchtlings-Unterbringung in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen gehandhabt? Genau darüber diskutieren Immobilieneigentümer auf dem Fachkongress „Immobilien Real Estate Mitteldeutschland“, der am Donnerstag in der Messestadt stattfinden wird. Laut Veranstalter W&R Immocom werde dieses Themenfeld erstmals kompakt auf einem Immobilien-Fachkongress dargestellt. In fünf Blöcken verteilt über den Tag werden Herausforderungen und Lösungsansätze von Politik, Verwaltung und Immobilienwirtschaft erörtert.
„Wir leben in einem Land mit einer hohen
Regelungsdichte und wenig Erfahrung im Bereich Flüchtlingsunterbringung.
Für alle Beteiligten, wie Bauträger, Kommunen oder Projektentwickler,
ist das eine neue Situation mit einer Menge offener Fragen und es fehlt
der Erfahrungsaustausch“, sagt Geschäftsführer Michael Rücker über den
Schwerpunkt des Fachkongresses.
In fünf Themenblöcken verteilt
über den Tag werden Herausforderungen und Lösungsansätze von Politik,
Verwaltung und Immobilienwirtschaft erörtert. Zu den 12 Referenten zählt
Dr. Bernd von Bieler, Geschäftsführer eines Leipziger
Versicherungsmakler-Unternehmens. Nach seinen Erfahrungen haben
Eigentümer bei der Frage um den Gebäudeversicherungsschutz von
Flüchtlingsheimen wenig Spielraum. Die Zahl der Versicherer, die das
Risiko für Flüchtlingsheime übernehmen würden, sei sehr gering, wenn das
einzelne Heim nicht Teil eines größeren positiv gewerteten
Immobilienportefolio ist.
Sägewerke, Diskotheken und Flüchtlingsheime haben eines gemeinsam
„Im
technischen Versicherungsgeschäft zählen Flüchtlingsheime zu den
besonders gefährdeten Risikogruppen, analog zu Sägewerken,
Recycling-Betrieben oder Diskotheken. Das Brandrisiko wird in dieser
Kategorie sehr hoch eingestuft. Das verdeutlichen auch Anschläge wie in
Tröglitz, die im Zusammenhang mit fremdenfeindlichen Aktivitäten zu
stehen scheinen“, sagt von Bieler.
Als Folge eines praktisch
nicht vorhandenen Wettbewerbs würden die sehr wenigen Versicherer die
Prämien für den Versicherungsschutz diktieren und sich so eine
Marktmacht sichern können. „Fairerweise muss man allerdings auch
berücksichtigen, dass diese Versicherer in einem so engen Geschäftsfeld
durch Schäden dann auch überproportional betroffen sein können“, schätzt
von Bieler ein und fügt hinzu: „Ich habe wenig Hoffnung, dass in dieser
Branche mehr Wettbewerb entsteht, außer vielleicht durch politischen
Druck.
Neben rechtlichen Detailfragen zu Versicherungen oder
Kostenabrechnungen werden Politiker zur aktuellen politischen Lage in
den drei Bundesländern sprechen sowie Immobilienanbieter und
Polizeisprecher aktuelle Probleme bei der Flüchtlingsunterbringung
schildern. Weitere Informationen zu den insgesamt fünf Themenblöcken des
Fachkongresses und den einzelnen Programmabläufen unter
http://www.immobilienmesse-leipzig.de/.