Der saudisch-iranische Stellvertreterkrieg im Jemen spaltet zunehmend auch die Weltgemeinschaft. Während westliche Staaten - auch die Bundesregierung - die von Saudi-Arabien initiierten Luftangriffe gegen die Huthi-Rebellen unterstützen, bemüht sich Russland nun um eine UN-Resolution.
Mit dem Umweg über die Vereinten Nationen will Russland die von Saudi-Arabien geführten Luftangriffe im Jemen stoppen. Moskau hat dazu dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in New York einen Resolutionsentwurf für eine "humanitäre Feuerpause" vorgelegt.
Die Russen hatten in den vergangenen Tagen Probleme, ihre Landsleute aus dem Bürgerkriegsland herauszuholen. "Die Ratsmitglieder brauchen allerdings noch Zeit, den russischen Vorschlag zu überdenken", sagte Jordaniens UN-Botschafterin Dina Kawar, die in diesem Monat den Sicherheitsrat führt. Zuvor hatten die 15 Ratsländer zweieinhalb Stunden lang in einer eilig einberufenen Sondersitzung über den russischen Vorstoß beraten. "Wir hoffen, dass wir am Montag etwas vorlegen können."
Breite Unterstützung für Saudi-Arabien
Großbritanniens stellvertretender UN-Botschafter Peter Wilson sagte, dass sein Land die Luftangriffe auf die Rebellen weiter unterstütze. Zivile Opfer müssten aber unbedingt vermieden werden. "Aber es ist auch äußert wichtig festzustellen, wie wir in diese Situation gekommen sind: Weil die Huthis immer und immer wieder Waffenruhen verletzt, militärische Aktionen angezettelt und zur Gewalt gegriffen haben, statt sich an den politischen Gesprächen zu beteiligen."
Auch die Bundesregierung hatte Ende März mitgeteilt, dass sie die Angriffe auf den Jemen für völkerrechtskonform halte. Die Regierung des Jemen habe in einer "außerordentlich bedrohlichen Situation" die Staatengemeinschaft um Hilfe gebeten, hieß es im Auswärtigen Amt.
Der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi erklärte, eines der vorrangigen Ziele der Militärintervention im Jemen sei die Sicherung der Meeresstraße Bab al-Mandab zwischen dem Roten Meer und dem Golf von Aden. "Die Sicherung des Schifffahrtsverkehrs im Roten Meer und der Schutz der Meerenge Bab al-Mandab ist eine der obersten Prioritäten für Ägyptens nationale Sicherheit", erklärte Sisi. Ein Großteil des weltweiten Schifffahrtsverkehrs führt durch die Meerenge im Süden des Jemen, um über den Suezkanal ins Mittelmeer zu gelangen.
Tausende auf der Flucht
Die Vereinten Nationen hatten bereits vor einer drohenden humanitären Katastrophe gewarnt. Allein in den vergangenen zwei Wochen seien bei den Kämpfen im Jemen 519 Zivilisten getötet worden. Zehntausende seien Flüchtlinge im eigenen Land.
Das Rote Kreuz hat ebenfalls zu einer 24-stündigen Feuerpause aus humanitären Gründen aufgerufen. Nur so könnten die vielen Verletzten versorgt werden, und die Einwohner der umkämpften Gebiete in die Lage versetzt werden, Wasser und Nahrungsmittel zu besorgen, erklärte ein Sprecher des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK).
Kämpfe in Sanaa und Aden
Laut Augenzeugen bombardierte die Militärallianz am Samstag mutmaßliche Stellungen der Rebellen um Sanaa und im Norden von Aden sowie den Luftwaffenstützpunkt Al-Anad im südlich gelegenen Lahdsch. Die Aufständischen und ihre Verbündeten griffen ein Wohngebiet beim Hafen von Aden an. Dabei wurden nach Angaben von Ärzten sechs Zivilisten getötet.
Bei den Kämpfen in Aden wurden nach Behördenangaben bis Samstag mindestens 185 Menschen getötet. Fast 1300 Menschen seien seit Beginn der Kämpfe vor neun Tagen verletzt worden, teilte die Gesundheitsbehörde mit. Die meisten Opfer seien Zivilisten. Die Opfer unter den Rebellen waren in diesen vorläufigen Zahlen nicht enthalten. Nach Militärangaben wurden bei neuen nächtlichen Angriffen der Militärkoalition in Aden mindestens 13 Aufständische getötet.
Die saudische Führung erachtet die Huthi-Rebellen, die große Teile des Jemen unter ihre Kontrolle gebracht haben, als Bedrohung für die Region. Die Huthis kommen ursprünglich aus dem nördlichen Teil des Jemen und sind Schiiten. Sie werden inzwischen vom Iran unterstützt, der sich mit Saudi-Arabien einen Wettstreit um die Vorherrschaft und Einfluss im Nahen und Mittleren Osten liefert. Der aktuelle Konflikt im Jemen zwischen Huthis, Regierungsarmee und Dschihadisten der Al-Kaida gilt deshalb auch als Stellvertreterkrieg, der auch konfessionell angeheizt wird.
Quelle: n-tv.de , nsc/dpa/AFP