Antifa macht rechte Vergangenheit eines Polizisten bekannt

Erstveröffentlicht: 
26.03.2015

Die Antifa macht bekannt, dass der Chef der Polizeigewerkschaft früher bei den Republikanern war. Die Gewerkschaft winkt ab: Das war lange bekannt. Der Verdacht: Die Linken wollen Stimmung machen.

 

Der Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Bodo Pfalzgraf, war Mitglied bei den Republikanern. Das versuchen Antifa-Gruppen jetzt bekannt zu machen. Pfalzgraf selbst war am Donnerstag nicht zu erreichen; seine Kollegen spielten die Sache herunter. „Das wissen wir schon lange“, hieß es aus dem Landesverband, und auch der Bundesvorsitzende Rainer Wendt stellte sich schützend vor Pfalzgraf: „Mir ist das schon seit 15 Jahren bekannt“, sagte Wendt. „Das war direkt nach der Wende, da hat er sich mal kurz verlaufen.“ Pfalzgraf habe aber schnell gemerkt, was sich bei der Partei für Leute tummeln, und sei bald wieder gegangen, so Wendt.

 

Dass Pfalzgraf Kreisvorsitzender in Wedding gewesen sei, habe nichts zu bedeuten – zu einem Posten komme man dort ja schnell.

 

Pfalzgraf soll auch Gründungsmitglied des Vereins „Hoffmann-von-Fallersleben-Bildungswerk“ gewesen sein, der im November 1990 gegründet wurde und als rechtsextremistisch vom Verfassungsschutz beobachtet wurde. Davon sei ihm nichts bekannt, sagte Wendt. „Ich weiß aber, dass eine Antifa-Gruppe das jetzt skandalisieren will. Das gefällt mir nicht, aber das können sie natürlich machen.“

 

Tatsächlich berichtet das „Antifaschistische Infoblatt“ auf seiner Webseite nicht nur über Pfalzgraf, sondern auch über andere ehemalige Republikaner.

 

SPD: Retourkutsche der Linken für kritische Äußerungen

 

Interessant ist dennoch: Warum jetzt? Pfalzgrafs Zeit bei den Republikanern war kurz und ist lange her; außerdem ist die Partei nie verboten gewesen. Zu vermuten ist eher, dass die Veröffentlichung eine Retourkutsche der linken Szene ist, weil sich die Polizeigewerkschaft kritisch geäußert hatte – zu den Zuständen an der von Flüchtlingen besetzten Gerhart-Hauptmann-Schule, zu Gewalt gegen Polizisten und auch zu den „Blockupy“-Protesten in Frankfurt.

 

Auch der SPD-Verfassungsexperte Tom Schreiber sieht in der Veröffentlichung eher den Versuch der Linken, Stimmung zu erzeugen. „Hier werden bewusst eine ganze Gewerkschaft und eine Person diskreditiert“, sagte Schreiber. „Die linke Szene sieht die Polizeigewerkschaft absolut kritisch. Da wird auch schonmal herumgesudelt, wenn man jemandem schaden will.“ Was die Mitgliedschaft bei den Republikanern angehe, sei Pfalzgraf jetzt selbst gefragt. „Jeder gestandene Mann kann zu seiner Vergangenheit stehen“, meint Schreiber. Die Deutsche Polizeigewerkschaft kündigte an, Pfalzgraf werde am 20. April erneut in den Bundesvorstand gewählt.