Wer schickt die Flüchtlinge in den Tharandter Wald?

Erstveröffentlicht: 
13.03.2015

Tharandt - Der Erholungsort Grillenburg mitten in den Tiefen des Tharandter Waldes: Viel mehr als Jagdschloss und Waldbad hat das idyllische 111-Seelen-Örtchen nicht zu bieten. Nun richtet der Freistaat hier ein Erstaufnahmelager für Asylbewerber ein.

 

Ein Spaziergang durch Grillenburg dauert keine zehn Minuten. „Hier gibt es ja nicht viel“, sagt Anwohnerin Gisela Schaller (77) schulterzuckend. Ein paar Häuschen entlang der Hauptstraße, einen Pensionsgasthof mit angeschlossenem Kremserbetrieb und das seit Jahren gammelnde Jagdschloss, einst der Stolz des Örtchens.

 

Die Grillenburger wollen es wiederbeleben. Doch auch eine Petition beim Freistaat brachte bislang wenig.

 

Neues Leben kehrt stattdessen in die alte Forstschule ein, erfuhren viele Grillenburger am Wochenende jedenfalls aus der Zeitung: Die Landesdirektion baute die Stätte in den letzten Wochen zum Notheim für bis zu 80 Flüchtlinge um.

 

„Das ist weder für mich noch für die Einwohner und die Stadträte nachvollziehbar“, kommentiert Tharandts Bürgermeister Silvio Ziesemer (parteilos). Die Zahl der Flüchtlinge stehe zur Einwohnerzahl in keinem Verhältnis.

 

Aber das ist längst nicht alles. „Es gibt keine Einkaufsmöglichkeiten, keinen Arzt, nicht mal einen Bäcker“, sagt Anwohner Jörg Klinder (50). 

 

Die meisten Einheimischen haben ein Auto. Klingenberg und Hartha sind Kilometer entfernt, die Verbindungsstraßen haben nicht mal Fußwege.

 

Die einzige Buslinie fährt nur bis Tharandt (sechs Abfahrten am Tag).


Das Waldbad ist in der kalten Jahreszeit geschlossen. Soziale Einrichtungen: Fehlanzeige. „Wegen des schlechten Funknetzes kann man nicht mal richtig telefonieren“, sagt Anwohner Jens Anders (49).

 

„Was sollen die Asylbewerber hier machen? Den ganzen Tag wandern?“


Fragen, die auch der Vertreter der Landesdirektion auf einer hastig einberufenen Info-Veranstaltung nicht zur Zufriedenheit aller klären konnte. Er erklärte, dass „nur im äußersten Notfall“ und „in erster Linie Familien“ kommen würden.

 

Grillenburg sei für 80 Asylbewerber „relativ schlecht geeignet“ räumt Sprecher Ingolf Ulrich von der Landesdirektion ein. „Aus diesem Grunde sollen auch nur vorübergehend Asylbewerber untergebracht werden.“

 

Ursprünglich sollten die ersten schon am Donnerstag kommen. Nun heißt es, der Zeitpunkt stehe noch nicht fest. Am Freitag dürfen Presse und Anwohner erstmals die Unterkunft besichtigen.