Blockaden und Gerangel um Legida

Erstveröffentlicht: 
24.02.2015

Islamkritiker verlieren an Zulauf und sammeln Spenden / Deutlich weniger Teilnehmer auf der Gegenseite

 

Von Jens Rometsch und Mathias Puppe


Montag war in Leipzig wieder Demotag. Das als islam- und ausländerkritisch geltende Netzwerk "Leipzig gegen die Islamisierung des Abendlandes" (Legida) lud um 19 Uhr zum fünften "Abendspaziergang" ein - und es gab erneut mehrere Gegenaktionen. Der Zulauf war auf beiden Seiten schwächer. Bei Legida machte ein Vertreter der Versammlungsbehörde 500 Teilnehmer aus - nach 650 beim letzten Mal. Auf der Gegenseite zogen etwa gleich viele Demonstranten los - dort waren es zuletzt noch fast 2000 gewesen.


Nach stationären Kundgebungen in den vergangenen Wochen konnten Initiator Silvio Rösler und seine Anhänger gestern ab 19.50 Uhr wieder über ein Teil des Innenstadtrings laufen: und zwar das kurze Stück von der Hauptpost bis zur Wintergartenstraße auf einer Fahrbahnseite. Über 1000 Polizisten sicherten die Route. Wegen einer Sitzblockade in der Querstraße leiteten die Beamten Legida nach einer Pause um in die Chopin- und Salomonstraße. Dort stand der Zug zweimal längere Zeit im Regen, weil Gegendemonstranten den Weg versperrten. Unter ihnen waren auch die Bundestagsabgeordnete Monika Lazar (Grüne) und Landtagsabgeordnete Juliane Nagel (Linke), die sich durch die jüngsten Ermittlungsverfahren gegen sie nicht einschüchtern ließen. Bundestagsmitglied Daniela Kolbe (SPD) war am frühen Abend bei einem Kerzen-Umzug gegen Rassismus mit etwa 150 Teilnehmern auf dem Ring dabei.


Hitzige Szenen spielten sich ab 20.50 bis 21.10 Uhr auf dem Johannisplatz ab, wo die Polizei Mühe hatte, beide Lager voneinander zu trennen. Ein Gegendemonstrant warf Steine, bereits zuvor hatten Legida-Anhänger mit Feuerwerkskörpern geschossen. Die Polizei nahm mehrere Personen kurz in Gewahrsam, leitete elf Verfahren wegen Vergehen wie Körperverletzung und Beleidigung ein.


Am Start- und Zielort Augustusplatz hatte die Polizei einen doppelten Schild aus Fahrzeugen aufgebaut, um die Versammlung gegen Angriffe abzusichern. Legida sammelte Geld mit Spendendosen. Chef Rösler sagte, es seien erstmals wieder mehr Anhänger auf dem Platz. Ab 21.12 Uhr sprach Rechtspopulist Jürgen Elsässer, bezeichnete die Gegendemonstranten als "rot lackierte Faschisten". 21.28 Uhr war die Veranstaltung beendet.