Meissen - Freitagnachmittag sind die ersten 130 Flüchtlinge, darunter viele Frauen und Kinder, in der Notunterkunft in Kamenz eingetroffen. 200 Demonstranten kamen, um gegen die Flüchtlinge und die Asylpolitik Sachsens zu demonstrieren.
Sachsens Erstaufnahmeeinrichtung samt aller Außenstellen und Notunterkünfte ist komplett überfüllt. Seit Freitag gibt es zwei neue provisorische Unterkünfte.
Die Entscheidung fiel kurzfristig. Die ersten Asylbewerber zogen in Meißen in ein Übungsgebäude der Polizei ein. Auch die Sporthalle am Siedlungsweg in Kamenz ist jetzt eine Notunterkunft für 130 Flüchtlinge.
Bis Sommer soll die Zahl auf 200 steigen. Die meisten Asylbewerber kommen aus dem Kosovo. Ihre Chancen auf Bleiberecht stehen schlecht.
200 Demonstranten sind am Freitagnachmittag zur Sporthalle in Kamenz gekommen. Mit Schildern und Plakaten ("Islamisierung bekämpfen Überfremdung stoppen", "Gegen diese Politik-Lüge", "Kamenz wehrt sich") protestierten sie unter Polizeiaufsicht gegen die Asylpolitik des Freistaates.
Notlösungen in Kamenz und Meissen
Beide Immobilien gehören dem Freistaat. „Es handelt sich nicht um dauerhafte Lösungen“, so Ingolf Ulrich (49), Sprecher der Landesdirektion. Kritik kommt vom Landessportbund.
In Meißen sind seit Freitag 106 Asylbewerber in einem provisorischen Notquartier untergebracht. Das vierstöckige Bürohaus wurde in kurzer Zeit für die Flüchtlinge hergerichtet.
„Die Unterbringung von Asylsuchenden in einer Turnhalle ist in unseren Augen weder für den betroffenen Sportverein noch für die Asylsuchenden selbst eine gute Lösung“, so Generalsekretär Ulf Tippelt (51) über die Situation in Kamenz.
Doch auch die Landkreise weichen in ihrer Not auf Turnhallen aus: Auch die „Weiße Halle“ in Hoyerswerda wird zur Notunterkunft.
Drohbriefe an Oberbürgermeister
Seit Freitagmittag waren in Kamenz mehrere Dutzend Helfer des Katastrophenschutzes im Einsatz, um das Vereinsgebäude für die Flüchtlinge herzurichten. Der Oberbürgermeister von Kamenz, Roland Dantz (53), wurde wegen der Unterbringung der Flüchtlinge bedroht und beschimpft.
Ein Auszug: "Und wenn der Tag der Abrechnung kommt, werde ich dabei sein, wenn du menschlicher Abfall verbrannt wirst - lebendig ins Feuer, versteht sich", schrieb ein Unbekannter in einer E-Mail an den OB.
Das Kamenzer Oberhaupt ist für die Unterbringung dabei aber nicht verantwortlich, sieht die kurzfristige Räumung des Vereinsgebäudes ebenfalls kritisch.
"Das einfache Kündigen und damit das Vermitteln scheinbar vollendeter Tatsachen ist in unseren Augen völlig falsch und an der Stelle auch ganz deutlich vom Handeln her deplatziert", sagte Dantz am Freitag auf einer Pressekonferenz.
Der Oberbürgermeister betonte aber, er wolle sich trotz der heftigen Anschuldigungen weiter für seine Bürger einsetzen.