Bewegung bekommt wieder deutlich mehr Zulauf
Von christoph Springer
Dresden. Pegida findet in Dresden offenbar zu alter Stärke zurück. Nach
der Spaltung der Bewegung Ende Januar hat die Gruppe um Pegida-Gründer
Lutz Bachmann gestern wieder mehrere Tausend Menschen um sich
versammelt. Die Polizei sprach von 4300 Teilnehmern bei der
Auftaktkundgebung auf dem Neumarkt, Beobachter sahen bis zu 10000
Menschen beim anschließenden "Abendspaziergang". Bachmann kündigte an,
dass sich die Bewegung künftig politisch engagieren und in Dresden
mitregieren will. Demnach soll ein noch nicht genannter Kandidat für
Pegida ins Rennen um den Oberbürgermeisterposten in Dresden gehen.
Der umstrittene Pegida-Gründer und ein Redner aus Berlin traten gestern
vor dem "Abendspaziergang" ans Mikrofon. Bachmann berichtete vom
"Gida-Treffen" am Wochenende in Dresden. Dabei seien die zehn "Dresdner
Thesen" entstanden, hinter denen alle Pegida-Ableger gleichermaßen
stünden. Dem Vortrag dieser Thesen stellte Bachmann die Feststellung
voran: "Pegida versteht sich als politische Bewegung, welche
ideologiefrei die aktuellen politischen und gesellschaftlichen Probleme
unserer Zeit aufgreift und gemeinsam mit der Bevölkerung Lösungen finden
und umsetzen will."
Erstmals beschränkte sich Pegida gestern nicht auf Kritik. Bachmann
kündigte an, die Bewegung werde bei der OB-Wahl am 7. Juni in Dresden
antreten. Ob mit einer Frau oder einem Mann, das stehe noch nicht fest,
so Bachmann, der aber von drei potenziellen Kandidaten sprach. Wer es am
Ende wird, soll "zeitnah" bekanntgegeben werden. Die Pegida-Anhänger
quittierten diese Ankündigung mit ausgelassenem Jubel.
Damit kündigt Pegida erstmals an, politische Verantwortung übernehmen zu
wollen. Zugleich belegt diese Ansage, dass die Bewegung sich nicht
länger darauf beschränken will (und kann), nur Kritik zu üben und
Forderungen zu stellen. Der noch unbekannte OB-Kandidat muss
Problemlösungen anbieten und sich zugleich den üblichen politischen
Spielregeln unterordnen. Nicht allen Pegidianern wird das gleichermaßen
gefallen.
Die Gegner der Bewegung trafen sich gestern Abend auf dem Postplatz.
Außerdem folgten rund 200 Teilnehmer einem Aufruf der Initiative
"Erinnerung an Kahled". Sie zogen von der Neustadt kommend über den
Postplatz und den Pirnaischen Platz und dann zurück auf die Neustädter
Elbseite. Die Pegida-Veranstaltung endete kurz nach 20 Uhr, es blieb
friedlich.