Mehrere Tausend Dresdner halten Neonazi-Aufzug von der Trümmerfrau fern

Erstveröffentlicht: 
15.02.2015

Dresden. Mehrere Tausend Dresdner haben sich am Sonntagnachmittag einem Neonazi-Aufzug durch die Stadt entgegengestellt. Wegen des Protests mussten die Rechtsextremen ihren Zug mehrfach unterbrechen, umleiten und auf eine geplante Zwischenkundgebung an der Trümmerfrau verzichten. Laut Polizei verlief der Einsatz im Ganzen friedlich. Nachdem die Neonazis am 13. Februar selbst nahezu unsichtbar blieben, hatten sie in diesem Jahr kurzfristig für den Sonntag eine Demo angemeldet. DNN-Online hatte darüber am Samstag als erstes Dresdner Medium berichtet.

 

Am Postplatz, dem Startort der Demo, wurden die teils vermummten und gewaltbereiten Neonazis bereits durch mehrere Hundert Gegendemonstranten begrüßt. Diese hatten, aufgerufen unter anderem vom Bündnis Nazifrei, den halben Theaterplatz und auch die Sophienstraße besetzt. Unter den Gegendemonstranten dort waren auch mehrere Stadträte und Sachsens Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange (SPD).

Gegen 16.30 Uhr setzte sich der Demo-Zug der Rechtsextremen schließlich in Bewegung – und zwar auf der gleichen Strecke wie im Vorjahr. Die Polizei sprach von rund 500 Teilnehmern der Neonazi-Demo, darunter war auch der Landeschef der rechtsextremen NPD, Holger Szymanski.

Nachdem die Neonazi-Demo im ersten Teil bis zum Pirnaischen Platz von lautem Protest begleitet laufen konnte, musste sie dort erstmals stoppen. Auf der St. Petersburger Straße hatte sich eine erste friedliche Sitzblockade formiert. Zudem besetzten rund 100 Dresdner das Trümmerfrau-Denkmal, um zu verhindern, dass die Neonazis dieses für ihre Propaganda vereinnahmen können. Unter den „Beschützern“ der Trümmerfrau waren auch Ministerin Stange und Victor Vincze, Vorsitzender des Ausländerbeirates.
Am Ende mussten die Rechtsextremen auf ihre Zwischenkundgebung verzichten, kamen aber zunächst nicht viel weiter: Am Georgplatz musste der Zug wieder stoppen, dieses Mal saßen rund 1000 Menschen auf der St. Petersburger Straße. Die Polizei verzichtete jetzt auf die Räumung, und leitete den Neonazi-Zug über die Bürgerwiese und die Seevorstadt um.

Dort wurde es noch einmal unübersichtlich und hektisch. Die Polizei stürmte durch die inzwischen dunklen Seitenstraßen, um heraneilende Gegendemonstranten fernzuhalten, an einem Discounter an der Lindengasse griffen zudem Neonazis aus ihrem Demo-Zug heraus Umstehende an. Erst als die Polizei die Demo über die Wiener Straße und die Strehlener Straße in Richtung Hauptbahnhof geleitet hatte, entspannte sich die Situation. Am Ende protestierten noch einige Hundert Menschen am Hauptbahnhof gegen die Abschlusskundgebung der Rechtsextremen, rund 400 zogen am Ende mit Dresden Nazifrei auf einer Spontandemonstration in Richtung Neustadt.
Dresden Nazifrei bezeichnete den Verlauf des Abends als Teilerfolg. Es sei zwar nicht gelungen, den Naziaufmarsch komplett zu verhindern. „Allerdings haben wir sowohl die Anreise der Nazis verzögert und auch mehrmals auf ihrer Route erfolgreich blockiert“, teilte Dresden Nazifrei mit.

Laut Polizei gab es keine Festnahmen, 1.373 Beamte waren im Einsatz, darunter Polizisten aus Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und von der Bundespolizei.