Bachmann verteidigt seine Ausländerhetze in Dresden

Erstveröffentlicht: 
10.02.2015

Mehrere Tausend Teilnehmer bei Pegida-Kundgebung / Künstler protestierte mit Gebetsteppichen

Von Christoph Springer und Nadine Steinmann


Dresden. Mehrere tausend Menschen sind gestern Abend in der Landeshauptstadt Dresden dem Pegida-Aufruf gefolgt und zu einer Kundgebung vor der Frauenkirche auf den Neumarkt gekommen. Es handelte sich um das 14. Treffen der "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" und die erste Kundgebung nach der Pegida-Spaltung in den vergangenen zwei Wochen.


Die Polizei sprach am Abend von 2000 Teilnehmern, Beobachter schätzten die Zahl auf etwa 3000. Deutlich mehr also als die 500 Menschen, die am Sonntag dem Aufruf der Ex-Pegida-Vorstandsmitglieder Kathrin Oertel und Rene Jahn zur Kundgebung am gleichen Ort gefolgt waren.


Zu erleben war auf dem Neumarkt gestern auch wieder Ex-Pegida-Chef Lutz Bachmann. Er nahm als erster Redner das Mikrofon und wurde von den Demonstranten laut jubelnd begrüßt. Bachmann ging auf die Gründe für seinen Rücktritt ein. "Das war ein drei Jahre altes Foto mit einem Bärtchen", beschrieb er seine öffentlich gewordene Hitlerpose. "Das war einer der Gründe, weswegen ich zurückgetreten bin." Ein zweiter seien "zum Teil bearbeitete und gekürzte" Screenshots aus einem "privaten Chat" im Internet gewesen, "in denen ich einfach ein paar Worte benutzt habe, die jeder von uns schon mal am Stammtisch benutzt hat", rechtfertigte er sein Verhalten. Damit bezog er sich auf Äußerungen vom September 2014. Damals bezeichnete Bachmann Asylbewerber als "Dreckspack", "Viehzeug" und "Gelumpe". Daraufhin musste er den Pegida-Chefsessel räumen. Seine Mitstreiter, darunter Kathrin Oertel und Rene Jahn, distanzierten sich von Bachmanns Ausländerhetze, der geschasste Pegida-Chef erklärte, er bereue seine Wortwahl.


Gestern war davon nicht mehr die Rede. Bachmann ist vielmehr davon überzeugt, dass "diese sinnlosen Ermittlungen wegen angeblicher Volksverhetzung gegen" ihn "absolut ins Leere laufen". "Das ist Blödsinn", beschied er den Ermittlern.


Auf der Pegida-Bühne meldeten sich gestern in Dresden unter anderem Tatjana Festerling, AfD-Gründungsmitglied aus Hamburg, und der gebürtige Ravensburger und Verleger der Neuen Rechten, Götz Kubitschek, zu Wort. Festerling bezeichnete Politiker als "pöbelnde und pestende Apparatschiks in den Parlamenten" und als "Verräter westlicher, aufgeklärter Werke". Sie forderte eine "Volksgewerkschaft" anstelle von Parteien.


Kubitschek, der am 21. Januar auch in Leipzig auftrat, berichtete von "friedlichen" Legida-Anhängern in der Messestadt. "Dass wir die Polizei brauchen, liegt einzig und allein an der linken Gewalt", ist er überzeugt. "Linke Schlägertrupps haben den polizeilichen Notstand herbeigeprügelt", sagte Kubitschek und warf Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) vor, vor linken Gewalttätern kapituliert zu haben.
Gegen Pegida gingen gestern in Dresden laut der Polizei rund 400 Menschen auf die Straße. Sie trafen sich unter dem Motto "für eine weltoffene, tolerante und kunstvolle Stadt" auf dem Postplatz.


Nur wenige Stunden konnte gestern der Mannheimer Künstler Kurt Fleckenstein (65) Interessenten seine spontane Kunstaktion auf dem Dresdner Neumarkt erläutern. Diese bestand aus 175 muslimischen Gebetsteppichen. Fleckenstein hatte sie am frühen Morgen ausgelegt. Am späten Nachmittag, so der Künstler, seien Vertreter der Stadtverwaltung Dresden erschienen, die "rabiat und ohne sich auszuweisen" die Teppiche eingesammelt hätten. "Ich bin ein Künstler, der Meinungsfreiheit, Religion und Demokratie schätzt", hatte er zuvor noch erklärt. Seine Aktion sollte nur einen Tag lang stattfinden, um ein Zeichen gegen die wöchentlichen Pegida-Demonstrationen zu setzen. Besonders gefreut hatte er sich am Morgen noch über die Reaktionen der Öffentlichkeit und war gespannt auch auf die der Pegida-Teilnehmer.


Doch dazu kam es nicht, denn die Teppiche mussten noch vor der Pegida-Kundgebung verschwinden. "Die nicht genehmigte Sondernutzung konnte nicht geduldet werden, da der Platz bereits für eine andere Versammlung zugewiesen wurde", erklärte Stadtsprecher Kai Schulz.