Reinhard Stefflers neue Publikation befasst sich mit dem Leipziger Feuerwehr-Generalinspekteur Hans Rumpf
Von Mario Beck
Von Beruf Feuerwehrmann in Leipzig, in der Freizeit Hobby-Historiker
mit einem Faible für die Geschichte des eigenen Berufsstandes und
produktiver Buchautor: Jetzt hat Reinhard Steffler wieder publizistisch
nachgelegt. Wie schon bei den Büchern zum Feuerwehreinsatz an der
Uran-Maschine oder zu den Luftangriffen auf Leipzig und den Handlungen
der Löschkräfte recherchierte er auch für sein neuestes Werk umsichtig,
zapfte viele Archive an und konnte auf aussagekräftige Unterlagen
zurückgreifen, die ihm zur Verfügung gestellt wurden. Von Verwandten
jenes Mannes, um den es in dem Buch "Von den Brandbomben zum
strategischen Luftkrieg gegen Deutschland" maßgeblich geht: Hans Rumpf,
den einstigen Leipziger Generalinspekteur für die Feuerwehren im Reich,
den strammen Nazi-Parteigänger, den Generalmajor der Ordnungspolizei,
der den sogenannten Brandbombenkrieg vorausgesagt hatte.
Vor rund fünf Jahren wurde Stefflers Interesse geweckt, sich intensiv
mit Rumpf zu befassen. Auf rund 150 Seiten handelt er nun in dem im
Elbe-Dnjepr-Verlag erschienenen Buch nicht nur dessen Werdegang und
seine Rolle in der NS-Zeit ab, sondern liefert auch eine Art Psychogramm
und setzt sich mit den kruden Deutungsmustern Rumpfs bezüglich des
strategischen Luftkrieges auseinander.
1888 im thüringischen Zimmern geboren, besuchte Rumpf das Gymnasium in
Torgau, schlug zunächst eine militärische Laufbahn ein und begann dann
in Königsberg seine Karriere bei der Feuerwehr. 1935 wurde er Leipziger
Branddirektor, fünf Jahre später Kommandant des
Feuerwehrschutzregimentes Sachsen und stieg nachfolgend zum
Generalinspekteur mit Dienstsitz in der Leipziger
Hauptfeuerwache auf. Nach dem Krieg internierten die Amerikaner den
SS-Brigadeführer bis 1948. Rumpf starb 1965 in Elmshorn in
Schleswig-Holstein.
Ideologisch war er auch im hohen Alter offenbar kaum geläutert, wollte
kurz vor seinem Tod noch einen Artikel in der Zeitschrift "Politische
Studien" veröffentlichen, in dem die Bombardements der Alliierten auf
deutsche Städte mit dem Holocaust gleichgesetzt wurden. Wegen
einseitiger Darstellungsweise lehnte die Redaktion den Beitrag ab. Für
Kontroversen hatte auch schon Rumpfs Buch "Das war der Bombenkrieg -
Deutsche Städte im Feuersturm" gesorgt, das 1961 erschien, allerdings
kaum Absatz fand.
Zu Wort gemeldet hatte sich Rumpf auch immer wieder zu den verheerenden
Bombenangriffen vom 13. bis 15. Februar auf Dresden. Steffler widmet
diesem Thema ein ganzes Kapitel und lässt die Ergebnisse vieler eigener
Nachforschungen auch bezüglich der Opferzahlen einfließen. Während Rumpf
das Brandgeschehen nach den Luftangriffen auf Berlin im November und
auf Leipzig am 4. Dezember 1943 persönlich erlebte, ist Steffler davon
überzeugt, dass er kein Augenzeuge des Feuersturmes in Dresden war und
seine Informationen darüber aus dritter Hand bezog.
Steffler beleuchtet auch die andere Seite des im NS-System verwurzelten
Hans Rumpf - die seines organisatorischen Geschicks, mit dem er den
Luftschutz etwa durch technische Standardisierung und große mobile
Feuerwehreinheiten effektiver gestaltete. Als deutscher Vertreter beim
internationalen Roten Kreuz in Genf hatte Rumpf an der Konvention zum
Schutz der Zivilbevölkerung mitgewirkt.