Legida verlegt Demos in Leipzig auf Freitag – Aufzüge vom Markt über den Ring geplant

Erstveröffentlicht: 
26.01.2015

Leipzig. Überraschender Terminwechsel bei Legida: Die künftigen Demonstrationen der Islamgegner in Leipzig sollen nicht wie geplant mittwochs sondern freitags stattfinden. Das bestätigte die Stadt am frühen Montagabend. Die Entscheidung hätten die Organisatoren von Legida selbst gefällt, hieß es. Start und Ziel der Demos, die bereits bis Ende des Jahres angemeldet sind, soll künftig auf dem Markt sein. Legida selbst begründete den Schritt damit, einem Verbot aufgrund eines polizeilichen Notstandes vorzubeugen – offenbar wegen des zeitgleich stattfindenen Konzerts von Peter Maffay.

 

Der Aufzug am Freitag soll um 18.30 Uhr mit einer Auftaktkundgebung vor dem Alten Rathaus beginnen und über Petersstraße, Schillerstraße, Martin-Luther-Ring, Dittrichring und Thomaskirchhof zurück zum Markt führen, teilte die Stadt mit. Legida erwartet rund 15.000 Teilnehmer. Die Demo steht unter dem Motto "Für den bundesweiten Volksentscheid". Ob sie wie geplant stattfinden kann, ist jedoch noch offen.

Weitere Kundgebungen sollen Protest erschweren

Die ursprüngliche Anmeldung für Mittwoch wurde ebenso wie alle anderen bereits angemeldeten Termine abgesagt. "Dafür ist bis zum Jahresende jeder Freitag angemeldet worden, mit Beginn jeweils um 18.30 Uhr", so ein Stadtsprecher. "Alle nach Leipzig, immer am Freitag, immer 19 Uhr auf den Markt", teilten die Legida-Organisatoren bei Facebook mit.

Offenbar sind im näheren Marktplatz-Umfeld weitere Kundgebungen geplant. Legida will sich damit nach eigenen Worten die "herangekarrte Meute von Antidemokraten und Krawallmachen, in unmittelbarer Nähe, vom Halse halten". Wo diese Veranstaltungen genau stattfinden sollen, ist noch unklar. Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) hatte nach der zweiten Legida-Demo erklärt: „Ich hoffe, dass wir mit Auflagen versuchen, die Situation für die Bevölkerung insgesamt erträglich zu machen.“ 

 

uch Gegendemos verlegt - Bedenken wegen hohem Verkehrsaufkommen

Die Information über die Verschiebung war bereits nach Ende eines ersten Kooperationsgespräches zwischen Legida-Vertretern und der Stadt Leipzig am Nachmittag durchgesickert. Die Anti-Legida-Initiative "Willkommen in Leipzig" sowie die Aktionsnetzwerke "No Legida" und "Leipzig nimmt Platz" kündigten umgehend an, ihre Gegenveranstaltungen jetzt ebenfalls am Freitag durchzuführen. Auch die Anmelder der Protest-Demo von "No Legida" verlegten ihre Veranstaltung via Facebook mit mehr als 7500 zugesagten Teilnehmern auf den 30. Januar.

 

Allerdings gibt es seitens des Ordnungsamtes offenbar noch Bedenken gegen Aufzüge an Freitagen wegen des grundsätzlich hohen Verkehrs- und Passantenaufkommens an diesem Tag in der Innenstadt, wie es hieß. Ein weiteres Kooperationsgespräch am Dienstag soll diesbezüglich Klarheit bringen.

Zu Problemen hätte am Mittwoch das zeitgleich stattfindende Konzert von Peter Maffay mit mehr als 10.000 Zuschauern in der Arena geführt. Welche Rolle dieses bei der Absage spielte, blieb zunächst unklar. "Das ist nicht der Grund, warum wir am Mittwoch nicht spazieren gehen", behaupteten die Legida-Organisatoren zunächst bei Facebook. Am Abend hieß es dann: "Legida hat den Termin verlegt, um einer möglichen Untersagung wegen polizeilichem Notstand am Mittwoch vorzubeugen."

Polizeiaufgebot wohl noch größer als in der Vorwoche

Das Ausweichen auf Freitag stellt jedoch auch die Polizei vor neue Schwierigkeiten. Kurz vor dem Wochenende wird mit mehr Teilnehmern als zuletzt gerechnet. Am vergangenen Mittwoch hatte Legida laut Polizei 15.000 Teilnehmer mobilisieren können – Uni-Soziologen hatten die Zahl jedoch mit maximal 5000 angegeben.

 

Wie LVZ-Online aus Polizeikreisen erfuhr, könnte das benötigte Sicherheitsaufgebot noch größer werden als in der Vorwoche. Am 21. Januar waren über 4400 Beamte aus dem gesamten Bundesgebiet in Leipzig zusammengezogen worden. Erneute Ausschreitungen und Angriffe auf Journalisten sollen dem Vernehmen nach um jeden Preis verhindert werden. Die Vorbereitungen für den Großeinsatz laufen bereits auf Hochtouren.

Ursprünglich wollte der Leipziger Pegida-Ableger Legida ("Leipzig gegen die Islamisierung des Abendlandes") an diesem Mittwoch wieder vom Augustusplatz aus um den Innenstadtring ziehen. Gerechnet wurde dabei nach Rathaus-Angaben zunächst mit 30.000 bis 40.000 Teilnehmern, diese Zahl wurde jedoch inzwischen deutlich nach unten korrigiert. Erwartet werden nun rund 15.000 Demonstranten.

Gegendemo ab Bayrischer Platz

Die Gegner der nationalistischen und fremdenfeindlichen Aufmärsche hatten bereits im Vorfeld mehr Protest als vergangene Woche angekündigt. Zusätzlich zu den Mahnwachen und Kundgebungen soll auch eine große NoLegida-Demo stattfinden. Der angedachte Protestzug mit dem Titel „Geflüchtete willkommen – Refugees welcome“ soll am Freitag ab 15.30 Uhr vom Bayrischen Platz zur Legida-Marschroute führen.

„Legida schürt Hass, der sich auch tätlich entlädt. Wir werden autoritären Demokratie-Verächtern und Rassisten nicht die Straße überlassen“, erklärte Linken-Stadträtin Juliane Nagel, Sprecherin des Aktionsnetzwerks „Leipzig nimmt Platz“, mit Blick auf die Angriffe von Legida-Teilnehmern. Bereits am Montagabend konnte das Bündnis „Willkommen in Leipzig – eine weltoffene Stadt der Vielfalt“ rund 2000 Menschen zu einem Protestzug durch die Innenstadt mobilisieren.