Das 2. Gesicht des Lutz Bachmann

Dieses Foto von sich veröffentliche Lutz Bachmann bei Facebook. Bildunterschrift: "Er ist wieder da!"
Erstveröffentlicht: 
20.01.2015

Dresden - Medien und Politiker werden von PEGIDA immer kritisiert, sie würden die Bewegung und deren Macher in die rechte Ecke stellen. Dumm nur, wenn das PEGIDA-Chef Bachmann selbst übernimmt.

Bilder und Gesprächsverläufe des PEGIDA e.V.-Vereinsvorsitzenden Lutz Bachmann (41) werfen ein sehr zweifelhaftes Bild auf den Gründer der mittlerweile berühmten Bürgerbewegung.

Ist er ein Wolf im Schafspelz?


In einem Wortwechsel bei Facebook, der sich um ein Flüchtlingslager dreht, bezeichnet Bachmann Flüchtlinge als „Gelumpe“, „Dreckspack“ und „Viehzeug“. Die Entgleisungen stammen aus dem September 2014 - kurz bevor PEGIDA zur ersten Demo in Dresden aufbrach!

 

MOPO24 sprach mit der Frau, die mit Bachmann in diesem Facebook-Chat war. Sie ist erschüttert: „Er redete öfter abfällig über andere Menschen, die nicht seinen Vorstellungen entsprachen. Aber das hier war die Höhe. Als ich ihn mit den Äußerungen konfrontierte, blockierte er mein Profil.“

 

Die Frau, die anonym bleiben will, schickte MOPO24 nun Screenshots und Ausdrucke dieses Gesprächsverlaufes.

Doch das ist nicht alles: Lutz Bachmann postete vor geraumer Zeit, lange vor seinem medialen Aufstieg, ein Foto von sich als Adolf Hitler gestylt auf seinem Facebook-Profil. Mit der Bildunterschrift: „Er ist wieder da!“

 

Kurz darauf veröffentlichte er eine Abbildung eines Anhängers des rassistischen Geheimbundes Ku-Klux-Klan mit dem Satz: „Drei K‘s am Tag hält Minderheiten fern“ und schrieb eigenhändig dazu: „Hätte in Großenhain evtl auch funktioniert... so habense jetzt ein Asylantenhotel“. Markiert auf dem Foto ist übrigens auch Achim Exner: Vorstand der Dresdner AfD, Orga-Mitglied bei PEGIDA und früherer Sicherheits-Chef bei Dynamo Dresden.

 

Aus Anhängerkreisen und der PEGIDA-Organisation wird nun von Fälschungen gesprochen. PEGIDA-Gegner hätten das alles erzeugt, um die Bewegung zu verunglimpfen. Doch MOPO24 liegt der originale Gesprächsverlauf vor.

 

Komisch auch, dass Bachmann nach den ersten Hinweisen im Netz sein komplettes Profil bei Facebook löschte, auf dem die Hinweise gefunden wurden.

Eine fragwürdige Reaktion auf angebliche „Fälschungen“.

 

MOPO24 versuchte am frühen Nachmittag über PEGIDA-Sprecherin Kathrin Oertel (36) und von Lutz Bachmann selbst, eine Stellungnahme zu bekommen.


Bachmann antwortet bei Facebook


Auf der MOPO24-Facebookseite antwortet Lutz Bachmann am Dienstag, kurz vor 16 Uhr: "Christoph Maria Herbst hat es gefallen als ich ihm das Foto zur Veröffentlichung des Satire-Hörbuchs "Er ist wieder da" auf die Pinnwand machte. Man muss sich auch mal selbst auf die Schippe nehmen."

Gemeint ist der Schauspieler Christioph Maria Herbst ("Stromberg"), der auch das Hörbuch "Er ist wieder da" von Timur Vermes sprach. In dem Roman kehrt Hitler auf die Erde zurück und zieht durch Berlin.


Generalstaatsanwalt ermittelt


Die Generalstaatsanwaltschaft Dresden prüft den Anfangsverdacht der Volksverhetzung gegen Lutz Bachmann.  Der Grund sind die obenbenannten Facebook-Posts. Der Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Dresden, Oberstaatsanwalt Wolfgang Klein gegenüber "Leipziger Volkszeitung": "Sollten sich diese Vorwürfe bestätigen, könnte das unter anderem den Tatbestand der Volksverhetzung nach Paragraph 130 StGB erfüllen." In diesem Fall würde die Staatsanwaltschaft automatisch ein Ermittlungsverfahren einleiten.

 

 

Streit um Kathrin Oertel bei Wikipedia


Laut DPA streiten die Autoren des Online-Lexikons Wikipedia jetzt heftig über die Relevanz von PEGIDA-Mitbegründerin Kathrin Oertel (36). Ein Eintrag, der wenige Stunden nach Oertels Auftritt in der ARD-Talkshow "Günther Jauch" vom Sonntagabend entstanden war, ist zur Löschung vorgeschlagen. "Die Frau war 1x in einer Talkshow. Das erzeugt keine Relevanz", lautet ein Beitrag, der für das Löschen des Eintrags wirbt.


"Jauch war nur der Anfang. Von Frau Oertel wird in den nächsten Monaten noch sehr viel zu lesen, hören und sehen sein", heißt es in einem Beitrag für den Erhalt. Ein anderer bedauert, zum "Totschweigen" sei es "leider zu spät". Es sei zudem eine "beachtliche Lebensleistung, einen öffentlichen Sympathiewettbewerb gegen Alexander Gauland und Günther Jauch zu verlieren".