Friedliche Mahnwache in Leipzig: Rund 600 Menschen trauern um getöteten Khaled I.

Erstveröffentlicht: 
18.01.2015

Leipzig. Friedliche Mahnwache für den in Dresden getöteten Khaled I.: Rund 600 Menschen versammelten sich mit Kerzen, Blumen und Transparenten am Sonntagnachmittag auf dem Leipziger Markt. „In Gedenken an Khaled I.“ und „No Borders“, keine Grenzen, steht auf den Spruchbändern, mit denen überwiegend junge Leute an das Schicksal des aus Eritrea nach Deutschland geflüchteten jungen Mannes erinnern.

 

Der 20-Jährige Khaled I. war in Dresden vergangenen Montagabend tot neben dem Wohnhaus gefunden worden, in dem er mit weiteren Asylbewerbern in einer Wohngemeinschaft gelebt hatte. Erst bei der Obduktion war entdeckt worden, dass der Mann Messerstiche in der Brust und am Hals hatte, an deren Folgen er gestorben war.

Die Studentische Initiative „Legida? Läuft nicht!“ hatte zu der Leipziger Mahnwache mit Schweigeminute aufgerufen. „Wir fordern die Polizei auf, bei der Aufklärung von Khaleds Tod sorgfältig vorzugehen und auch ein rassistisches Tatmotiv gründlich zu prüfen", so Sprecherin Kim Vollmer. Außerdem wurde Geld für die Beerdigung Khaleds gesammelt, um eine mögliche Zwangseinäscherung zu verhindern.

Gegen Ausbau Torgauer Straße

Kim Schönberg vom Initiativkreis „Menschen.Würdig“ appellierte bei der Veranstaltung an die Stadt, nicht an dem Ausbau der maroden Flüchtlings-Massenunterkunft in der Torgauer Straße festzuhalten. Die enge, isolierte „Zusammenpferchung“ von Menschen befördere soziale Probleme. Stattdessen solle die Stadt die geplanten rund sechs Millionen Euro lieber in die dezentrale Unterbringung von Asylbewerbern investieren.

Die Polizei hielt sich am Sonntag im Hintergrund. Am Bundesverwaltungsgericht hatten sich aber Einsatzkräfte gesammelt. Auch ein Polizei-Hubschrauber kreiste zeitweilig über der Innenstadt.

Am Samstag waren bereits 3500 Menschen in Dresden für eine Gedenk-Kundgebung auf die Straße gegangen. Auch dort forderten die Demonstranten die lückenlose Aufklärung der Todesumstände. In Berlin und Potsdam gingen ebenfalls Menschen für Khaled I. auf die Straße.

Mysteriöse Todesumstände

Nachdem die Polizei nach dem Fund der Leiche zunächst mitteilte, dass sie bei Khaled I. keinerlei Anzeichen für Fremdeinwirkung habe feststellen können, wurden bei der Obduktion etliche Messerstiche in Hals und Brust entdeckt, an denen der junge Mann verstorben war. Das war laut Polizei zunächst nicht erkennbar, sie ging stattdessen von einem offenen Schlüsselbeinbruch aus. Noch nicht restlos geklärt ist laut Staatsanwaltschaft Dresden zudem, ob der Fundort der Leiche auch der Tatort ist.

Khaled lebte zuletzt im Sudan, wohin er als Vierjähriger mit seiner Mutter nach dem Tod des Vaters geflüchtet war, so die Opferberatung RAA Sachsen. Der Schwarze lebte seit etwa vier Monaten als Asylbewerber in Dresden und lernte auch Deutsch. In der Elbestadt soll der Muslim auch beerdigt werden. Noch ist die Leiche aber nicht freigegeben.