Leipzig. Legida und die Gegendemonstrationen halten Leipzig auch in der kommenden Woche in Atem. Unter dem Motto „Jetzt erst recht“ geht das Aktionsbündnis „Willkommen in Leipzig“ für eine weltoffene Stadt schon am Montag auf die Straße. Legida will am Mittwoch auf dem Ring demonstrieren. In einer Leipziger Erklärung rufen jetzt Politiker, Künstler und Gewerkschafter auf, den Islamgegnern friedlich den Weg zu versperren.
Das Netzwerk „Leipzig nimmt Platz“ veröffentlichte am
Freitag den Aufruf zu einem „breiten, gewaltfreien und solidarischem
Protest“. Zu den Unterzeichnern des Appells gehören unter anderem die
Künstler Sebastian Krumbiegel, Michael Fischer-Art und André Herrmann.
Frank Kimmerle vom „Bündnis 8. Mai“ ist ebenso dabei wie Kommunal-,
Landes- und Bundespolitiker von SPD, Linken und den Grünen.
Dabei fordern die Initiatoren in fünf Punkten friedliche „Widersetz-Aktionen“
mit dem Ziel, „Legida-Proteste und andere rassistische und
Neonaziaufmärsche“ in Leipzig zu verhindern. Der erste Legida-Aufzug am
12. Januar habe gezeigt, dass das Leipziger Pendant zu Pegida
organisierte Nazis und gewaltbereite Hooligans anziehe.
Legida
dividiere die Gesellschaft auseinander und verschärfe das
gesellschaftliche Klima, sagt Stadträtin und Landtagsabgeordnete Juliane
Nagel (Die Linke) für das Netzwerk „Leipzig nimmt Platz“. Leidtragend
sei mit den Flüchtlingen eine die schwächsten Gruppen der Gesellschaft.
Leipziger Erklärung als Online Petition
In der Leipziger Erklärung erinnern die Unterzeichner an den kreativen Protest, mit dem in vergangenen Jahren in Leipzig Neonazi-Aufmärsche verhindert
worden seien. Der Neonazi Christian Worch hatte jahrelang zu Aufzügen
in Leipzig aufgerufen. Die Märsche waren oft genug schon am Hauptbahnhof
stecken geblieben. 2007 sagte Worch weitere geplante Demonstrationen in
Leipzig ab – mangels Teilnehmern.
Die Initiatoren der Leipziger
Erklärung zeigen sich überzeugt, dass Menschen auch 2015 bereit seien,
die antidemokratischen Aufzüge friedlich zu verhindern: „Wir sind selbst verantwortlich für die Stadt, in der wir leben.“ Am Montag wollen die Unterstützer ihre Pläne in einer Pressekonferenz erläutern. Die Erklärung unter dem Titel
"Legida läuft nicht"
ist auch als Online-Petition einzusehen.
Viele Proteste am Mittwoch – erste Demos am Montag
Der Augustusplatz ist am Dienstag von 14 bis 17 Uhr Schauplatz für eine „Kreideaktion“: Der Platz soll mit NoLegida-Slogans beschrieben werden, teilte die Stadt mit.
Der Platz ist am Mittwoch vermutlich Sammelpunkt für die Legida-Anhänger.
Diese wollen bei ihrer Veranstaltung von 18.30 Uhr bis 22 Uhr um den
Ring marschieren und beziehen sich dabei auf die Leipziger
Demonstrationen im Herbst 1989.
Dem vernehmen nach sind am Mittwoch wieder ähnlich viele Gegenveranstaltungen
und von denselben Initiatoren angemeldet, wie am 12. Januar. Danach ist
mit mindestens sieben Protestzügen gegen Legida zu rechnen, die wohl
das Ziel haben werden, Legida zu blockieren. „Wir sind keine homogene
Gruppe, neben Pfarrer Wolff und Sebastian Krumbiegel gibt es
verschiedene Szenen, die dabei sind. Uns alle eint aber ein Ziel: Gegen
die Thesen von Legida auf die Straße zu gehen“, sagte Marcel Nowicki,
NoLegida-Initiator gegenüber LVZ-Online. Zeiten und Routen für den Mittwoch gibt das Ordnungsamt frühestens am Montagabend bekannt, hieß es von Seiten der Stadt.
Die Bündnisse „Willkommen in Leipzig“ und das „8. Mai“ werden schon am Montag Flagge zeigen. Der Ablauf ist wie folgt geplant: Um 16 Uhr soll es einen Dialog auf dem Nikolaikirchhof geben. Um 17 Uhr öffnet die Nikolaikirche wieder zum Friedensgebet ihre Pforten. Ab 18 Uhr startet die Demonstration auf dem Ring und um 19 Uhr findet die Kundgebung auf dem Augustusplatz statt.