Linksextreme bekennen sich zu Randalen in Leipzig – Polizei beschlagnahmt Handys

Erstveröffentlicht: 
16.01.2015

Leipzig. Zerstörte Fensterscheiben, demolierte Polizeifahrzeuge und Graffiti an Gerichtsgebäuden: Nach den Randalen am Donnerstagabend in Leipzig ist im Internet ein Bekennerschreiben aus der linken Szene aufgetaucht. Die von Ausschreitungen begleitete Spontandemo mit mindestens 600 bis 800 Teilnehmern wird dort als Reaktion auf den gewaltsamen Tod des Asylbewerbers Khaled I. in Dresden begründet. Die Polizei ermittelt inzwischen wegen schweren Landfriedensbruchs. Die Initiatoren der NoLegida-Proteste sowie Politiker aller Parteien reagierten am Freitag wütend bis enttäuscht.

 

Drei Tatverdächtige waren am Donnerstagabend vorläufig festgenommen worden, nachdem die Polizei 204 teilweise vermummte Teilnehmer der Demo am Feinkost-Gelände in der Karl-Liebknecht-Straße einkesseln konnte. Wie Polizeisprecher Andreas Loepki am Freitag gegenüber LVZ-Online bestätigte, wurden dabei auch alle Handys beschlagnahmt. Die Ermittler versprechen sich davon, unter anderem Video- und Fotoaufnahmen von den Randalen zu finden. "Das sind Beweismittel, die im Zuge der Strafverfolgung ausgewertet werden", erklärte Loepki.

 

Demo sollte „Zorn auf die Straße“ tragen

Zuvor hatten die Chaoten ab 20 Uhr eine Spur der Verwüstung vom Musikviertel über den Dittrichring und den Augustusplatz in der City bis in die Südvorstadt gezogen. Allein am Amtsgericht in der Bernhard-Göring-Straße wurden rund 40 Fenster eingeworfen, Verkehrsschilder am Augustusplatz herausgerissen, Polizeiautos mit Steinen beworfen sowie Feuerwerkskörper gezündet. Auch am Trias-Hochhaus am Dittrichring sowie einem Friseurgeschäft nebenan wurden Schreiben zerstört. Der Schaden dürfte in die Zehntausende Euro gehen.

 

„Die Demo war laut und kraftvoll. Sie trug den Zorn über den Mord an Khaled sowie die anhaltende rassistische Mobilmachung Legida und Pegida sowie der Bundesregierung auf die Straße“, brüsteten sich die Verfasser eines anonymen Schreiben noch in der Nacht mit der Aktion. Sie bekannten sich auf dem linken Internetportal Indymedia sowohl zu den Graffiti und den „Entglasungen“ am Amtsgericht als auch zum Angriff auf Polizisten. „Anrückende Bullenfahrzeuge wurden mit Steinangriffen vertrieben“, hieß es. Die Polizei hält das Schreiben für authentisch.

Doch mit den Ausschreitungen identifizierten sich offenbar nicht alle der anfangs 500, später nach eigenen Angaben 1200 Teilnehmer des unangemeldeten Protestmarsches. „Auf der Demo war diese Art des politischen Ausdrucks nicht allen Menschen recht – manche verließen sie daher frühzeitig“, berichten die mutmaßlichen Initiatoren bei Indymedia. Aus der Menge waren zuvor Sprechchöre wie „Nationalismus raus aus den Köpfen“ gerufen worden, die häufig auf linken Demonstrationen, aber auch am Montag beim Protest gegen den Legida-Aufmarsch zu hören waren.

Graffiti mit Bezug zu Legida und Pegida


Am Bundesverwaltungsgericht und am Augustusplatz hinterließen die Randalierer auch Graffiti mit dem Namen des Flüchtlings und dem Zusatz "das war Mord". Zudem gab es Schriftzüge gegen den dort am Mittwoch geplanten Legida-Aufzug. An das Landgericht in der Harkortstraße wurden die Aufschriften „No Nazis“ sowie „ACAB“ gesprüht. Im weiteren Bereich des Simsonplatzes stellte die Polizei unter anderem auch Schriftzüge „Stoppt PEGIDA", „ANTIFA“ und „Stoppt Deportation“ fest. Ziel der Demonstranten war möglicherweise das Connewitzer Kreuz – doch dort kamen sie nicht mehr an.

Die Polizei hatte noch am Abend einen Führungsstab eingerichtet und Unterstützung aus Dresden, Chemnitz sowie Sachsen-Anhalt und Brandenburg angefordert. Im Einsatz waren mehrere Hundertschaften. Auch das SEK wurde nach Informationen von LVZ-Online aus Vorsichtsgründen alarmiert. Mit zwei Polizeiketten und mehreren Fahrzeugen umstellten die Einsatzkräfte die Demonstranten gegen 21.20 Uhr schließlich in der Braustraße an der Feinkost. Anschließend wurden die Personalien der Teilnehmer aufgenommen und diese durchsucht. Die Aktion dauerte bis in die frühen Morgenstunden an. Die Polizei hatte in der Zwischenzeit eine Umzäunung errichtet und die Straße komplett abgeriegelt, so dass keine Personen hinein oder hinaus kamen.

Bezug zu Anschlagsaufruf im Dezember

Erst vor gut einer Woche war es am Polizeiposten in Leipzig-Connewitz zu einem Anschlag gekommen. Rund 50 Autonome hatten die Fassade der Außenstelle in der Wiedebach-Passage mit Steinen und Farbbeuteln beworfen. Auch ein Polizeiauto wurde dabei angezündet. Später war ebenfalls im Internet ein Bekennerschreiben aus der linksextremen Szene aufgetaucht und Bezug auf den Tod des Asylbewerbers Oury Jalloh 2005 in Dessau genommen worden.

Ob die Ausschreitungen vom Donnerstag auch mit diesem Anschlag in Verbindung stehen, wird nun ermittelt. Ein Zumindest ein Zusammenhang zu einem Aufruf zu Anschlägen auf 50 Ziele im gesamten Stadtgebiet, der im Dezember im Internet aufgetaucht war, ist laut Polizeisprecher Loepki "nicht von der Hand zu weisen". Auf der Liste hatte sich unter anderem auch das Amtsgericht befunden.