Tauziehen um Kundgebungsorte in der Innenstadt

Erstveröffentlicht: 
16.01.2015

Islamkritiker setzen auf Unterstützung aus Dresden / Gegenveranstaltungen am Montag und Mittwoch

 

Von Klaus Staeubert und Angelika Raulien


Sie sprechen nicht mehr mit den Medien. Die nennen sie verächtlich nur Lügenpresse, die die Bürgerschaft spalte und die Menschen aufeinander hetze. Aber im Internet ist der Ton der so genannten Leipziger gegen die Islamisierung des Abendlandes (Legida) martialisch. "Wer Wind sät, wird Sturm ernten" tickerten die Organisatoren des islamkritischen Bündnisses gestern nach Mitternacht in die Welt. Ihre Enttäuschung sitzt tief.


Das Ordnungsamt genehmigte ihren für Montag geplanten "Abendspaziergang" vom Simsonplatz über den westlichen Innenstadtring nicht (die LVZ berichtete). Ihre Gegner waren ihnen zuvorgekommen. Anstelle "Für Heimat und Deutsche Leitkultur. Gegen religiösen Fanatismus, Islamisierung und Multikulti" lautet das Motto auf dem mit dem Herbst 1989 so eng verbundenen Ring am Montag nun "Willkommen in Leipzig - eine weltoffene Stadt der Vielfalt".


Wer zuerst kommt, malt nicht nur, sondern demonstriert auch zuerst. Legida zog daraufhin die Anmeldung zurück, wich auf Mittwoch aus. Bundesweit wirbt die Initiative nun für ihre Aktion und hofft auf Zulauf aus Dresden, wo seit mehreren Wochen Pegida, die Ur-Bewegung der selbst ernannten Retter des Abendlandes, montags die Straße beherrscht.


Ex-Thomaskirchenpfarrer Christian Wolff, einer der Organisatoren der Legida-Gegenbewegung verbuchte das als ersten Erfolg. "Der Montag auf dem symbolkräftigen Ring ist Sache derer, die für ein friedliches Zusammenleben der Menschen eintreten", sagt er. "Dass Legida diesen Tag absagen musste, haben wir schon erreicht." Die Demo um den Ring soll um 18 Uhr auf dem Roßplatz starten und an Rathaus, Thomaskirche und Bahnhof vorbei zum Augustusplatz führen. Ab 17 Uhr wird ein Friedensgebet in der Nikolaikirche stattfinden. Das Bündnis 8. Mai lädt zuvor von 16 bis 16.45 Uhr auf den Nikolaikirchhof zum Gespräch ein. Dem Speakers' Corner im Londoner Hyde Park ähnlich soll der Nikolaikirchhof auch in den nächsten Wochen Versammlungsort sein, ein Ort, an dem Menschen über ihre Erfahrungen mit Diskriminierung und Migration sprechen können, so Bündnissprecher Frank Kimmerle. Einer der Redner, die für Montag zugesagt haben, ist der Imam der Ahmadiyya-Gemeinde, Said Ahmad Arif. Seine Gemeinde will in Gohlis eine Moschee bauen.


Für jeweils Mittwoch sind darüber hinaus in den nächsten vier Wochen zwischen 15 und 21 Uhr laut Wolff Kundgebungen und Mahnwachen an verschiedenen Plätzen in der Innenstadt angemeldet. Das Tauziehen um die Demo-Orte geht also weiter.


"Sollte es so kommen, dass der Augustusplatz Ort der Legida-Kundgebungen wird, werden wir am Mittwoch im Gewandhaus alles Licht löschen, zumal wir da gerade keine öffentlichen Veranstaltungen im Haus haben", kündigte Gewandhaus-Direktor Andreas Schulz an. Licht aus soll es dann auch gegenüber in der Oper heißen. "Ein Volk, das für Öffnung gekämpft hat, wird von einer Gruppe gekränkt, die ihre Angst vor Fremden zu zementieren versucht", sagt Intendant Ulf Schirmer. Wie schon am vergangenen Montag werde auch nächsten Mittwoch ein Transparent über die Opernhaus-Fassade gespannt - mit der Aufschrift "Vielfalt.Toleranz.Offenheit".