Islamkritiker setzen auf Unterstützung aus Dresden / Gegenveranstaltungen am Montag und Mittwoch
Von Klaus Staeubert und Angelika Raulien
Sie sprechen nicht mehr mit den Medien. Die nennen sie verächtlich nur
Lügenpresse, die die Bürgerschaft spalte und die Menschen aufeinander
hetze. Aber im Internet ist der Ton der so genannten Leipziger gegen die
Islamisierung des Abendlandes (Legida) martialisch. "Wer Wind sät, wird
Sturm ernten" tickerten die Organisatoren des islamkritischen
Bündnisses gestern nach Mitternacht in die Welt. Ihre Enttäuschung sitzt
tief.
Das Ordnungsamt genehmigte ihren für Montag geplanten
"Abendspaziergang" vom Simsonplatz über den westlichen Innenstadtring
nicht (die LVZ berichtete). Ihre Gegner waren ihnen zuvorgekommen.
Anstelle "Für Heimat und Deutsche Leitkultur. Gegen religiösen
Fanatismus, Islamisierung und Multikulti" lautet das Motto auf dem mit
dem Herbst 1989 so eng verbundenen Ring am Montag nun "Willkommen in
Leipzig - eine weltoffene Stadt der Vielfalt".
Wer zuerst kommt, malt nicht nur, sondern demonstriert auch zuerst.
Legida zog daraufhin die Anmeldung zurück, wich auf Mittwoch aus.
Bundesweit wirbt die Initiative nun für ihre Aktion und hofft auf Zulauf
aus Dresden, wo seit mehreren Wochen Pegida, die Ur-Bewegung der selbst
ernannten Retter des Abendlandes, montags die Straße beherrscht.
Ex-Thomaskirchenpfarrer Christian Wolff, einer der Organisatoren der
Legida-Gegenbewegung verbuchte das als ersten Erfolg. "Der Montag auf
dem symbolkräftigen Ring ist Sache derer, die für ein friedliches
Zusammenleben der Menschen eintreten", sagt er. "Dass Legida diesen Tag
absagen musste, haben wir schon erreicht." Die Demo um den Ring soll um
18 Uhr auf dem Roßplatz starten und an Rathaus, Thomaskirche und
Bahnhof vorbei zum Augustusplatz führen. Ab 17 Uhr wird ein
Friedensgebet in der Nikolaikirche stattfinden. Das Bündnis 8. Mai lädt
zuvor von 16 bis 16.45 Uhr auf den Nikolaikirchhof zum Gespräch ein.
Dem Speakers' Corner im Londoner Hyde Park ähnlich soll der
Nikolaikirchhof auch in den nächsten Wochen Versammlungsort sein, ein
Ort, an dem Menschen über ihre Erfahrungen mit Diskriminierung und
Migration sprechen können, so Bündnissprecher Frank Kimmerle. Einer der
Redner, die für Montag zugesagt haben, ist der Imam der
Ahmadiyya-Gemeinde, Said Ahmad Arif. Seine Gemeinde will in Gohlis eine
Moschee bauen.
Für jeweils Mittwoch sind darüber hinaus in den nächsten vier Wochen
zwischen 15 und 21 Uhr laut Wolff Kundgebungen und Mahnwachen an
verschiedenen Plätzen in der Innenstadt angemeldet. Das Tauziehen um die
Demo-Orte geht also weiter.
"Sollte es so kommen, dass der Augustusplatz Ort der Legida-Kundgebungen
wird, werden wir am Mittwoch im Gewandhaus alles Licht löschen, zumal
wir da gerade keine öffentlichen Veranstaltungen im Haus haben",
kündigte Gewandhaus-Direktor Andreas Schulz an. Licht aus soll es dann
auch gegenüber in der Oper heißen. "Ein Volk, das für Öffnung gekämpft
hat, wird von einer Gruppe gekränkt, die ihre Angst vor Fremden zu
zementieren versucht", sagt Intendant Ulf Schirmer. Wie schon am
vergangenen Montag werde auch nächsten Mittwoch ein Transparent über die
Opernhaus-Fassade gespannt - mit der Aufschrift
"Vielfalt.Toleranz.Offenheit".