Steine aufs Rathaus

Auf der Wand des Rathaus Neukölln: “ACAB” und “Oury Jalloh”. (Foto: @telegehirn)
Erstveröffentlicht: 
11.01.2015

Erinnern, Anklagen, Steine Werfen: 30 bis 50 Unbekannte haben in der Nacht in einer Blitzaktion das Amtsgericht, das Rathaus Neukölln und die umliegenden Gebäude mit Steinen und Farbbomben beworfen. Und eine Botschaft hinterlassen. No justice, no peace?


In dicken Lettern steht es auf der Fassade des Rathauses: “Oury Jalloh”, “ACAB”, “No Justice No Peace”. Dazu: ein rot gefärbter Eingang des Amtgerichtsgebäudes.

Oury Jalloh verbrannte 2005 in Dessau in einer Kellerzelle des städtischen Polizeireviers. Beweise verschwanden, Polizisten deckten sich gegenseitig, am Ende wurde ein Beamter wegen fahrlässiger Tötung verurteilt. Doch für viele war es Mord.
Die Hintergründe: “Der rätselhafte Tod in Zelle 5“, SZ., zum Hören:  “Oury Jalloh – Die widersprüchlichen Wahrheiten eines Todesfalls”, WDR5.

Das Ausmaß: Von Steinen getroffen wurden das Rathaus, das Amtsgerichtsgebäude, die Commerzbank, die Neukölln Arcaden, Lidl und ein Eplus-Shop.

Update (Sonntag): Wie die Polizei mitteilt, haben die offensichtlich gut vorbereiteten Täter vor der Polizeistation in der Rollbergstraße spitze Krähenfüsse auf der Straße verteilt, bei der Polizeistation in der Sonnenallee wurde die Toreinfahrt durch ein Kettenschloss verschlossen, um den Polizeieinsatz zu verzögern. Vier vermutliche Täter wurden dennoch festgenommen, der Staatsschutz ermittelt.

In der Umgebung des Neuköllner Rathauses wurden laut Polizei Flugblätter gefunden, auf denen Aufklärung im Fall des gestorbenen Asylbewerbers Oury Jalloh gefordert wird.

Update II (12.1, 4h): Auf indymedia gibts seit Sonntag abend eine anonyme Erklärung:

 

“Für gestern, den 10.01., hatten wir zu einer Demonstration in Neukölln aufgerufen um Ourys Ermordung auch zehn Jahre nach der Tat öffentlich zu skandalisieren und seine Mörder und die rassistischen Verhältnisse zu benennen.
    (…) erreichte die Demo schließlich das Rathaus Neukölln, in dem unter anderem der Populärrassist Buschkowsky residiert und hetzt und welches aus der Demo heraus mit Steinen und Farbflaschen angriffen wurde. Die letzten Flyer verteilten sich auf dem Rathausplatz und anschließend bekam noch das nahegelegene Amtsgericht ebenfalls Farbe und Steine ab. Bevor sich die Demo auflöste und sich alle in die Nacht verstreuten, gingen noch eine Securitas-Streife und die in ihrer Obhut stehenden Banken kaputt.”

    (“10 Jahre Mord an Oury Jalloh – Demo in Neukölln“, indymedia, Stand 4h)

 

 

Der Schreiber bedankt sich außerdem bei denjenigen, die laut Polizei Krähenfüße und Ketten vor umliegenden Polizeistationen platzierten.