Angst vor Islam und Überfremdung: Faktencheck zur Lage in Leipzig und Sachsen

Erstveröffentlicht: 
09.01.2015

Leipzig. Am kommenden Montag wollen Tausende Menschen im Namen der Initiative „Leipzig gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (Legida) in der Messestadt demonstrieren. Das im Internet veröffentlichte Positionspapier der Legida offenbart dabei neben offen rechtsextremen Thesen und diffusen Forderungen zu Grundrechtsänderungen vor allem jede Menge Vorbehalte gegen ein multikulturelles Deutschland. Ähnlich wie bei der Schwesterinitiative Pegida hoffen die Legida-Macher offenbar, damit Menschen mit Angst vor Überfremdung hinter sich vereinen zu können. LVZ-Online hat ein paar Fakten zur aktuellen Situation in Leipzig und Sachsen zusammengetragen.  

 

Muslime in Leipzig  

Nach Schätzungen der Stadtverwaltung leben etwa 9.000 bis 10.000 Menschen mit muslimischem Glauben in Leipzig. Das sind zwei Prozent der Messestädter. Eine genaue Auflistung ist aufgrund fehlender Auskunftspflicht nicht möglich. Die beiden großen christlichen Kirchen hatten laut Amt für Statistik und Wahlen Ende 2013 zusammen etwa 94.000 Mitglieder. Somit waren gut 19 Prozent der Menschen in Leipzig Christen – fast zehn Mal mehr als Muslime. Dabei sei vor allem auch Zahl der Katholiken in Leipzig wieder ansteigend, hieß es aus dem Neuen Rathaus.  

Muslime in Sachsen
 

Beim sächsischen Ausländerbeauftragten schätzt man die Zahl der Muslime im ganzen Freistaat aktuell auf etwa 20.000. Das seien all jene Menschen, die ursprünglich einmal aus Ländern mit Hauptreligion Islam nach Deutschland gekommen waren, sowie deren Kinder. Mit Blick auf eine Gesamtbevölkerung im Freistaat von mehr als vier Millionen entspricht das einem Anteil von 0,48 Prozent.  

 

Nicht enthalten in der Rechnung sind deutsche Konvertiten. Allerdings ist nicht jeder Flüchtling aus einem Land mit Hauptreligion Islam auch gleich ein Muslim. Vielmehr suchen gerade auch viele Nicht-Muslime aus Ländern des Islam den Weg nach Deutschland. Die letzte Schätzung aus dem sächsischen Innenministerium stammt aus dem Jahr 2010. Damals hieß es, 0,1 Prozent der Menschen in Sachsen sind Muslime.  

Laut Zensus von 2011 lebten unter den mehr als vier Millionen Sachsen auch 154.000 Mitglieder der römisch-katholischen Kirche und 893.000 Evangelisten. Zusammen macht das mehr als eine Million Christen im Freistaat und somit 25 Prozent der Gesamtbevölkerung.  

Moscheen in Leipzig
 

Bisher gibt es acht Moscheen in Leipzig, die meisten davon unscheinbar in Hinterhäusern. Dazu gehören die Gebetshäuser der Ahmadiyya-Gemeinde, die Eyüp-Sultan-Moschee, die Alrahman Moschee, das Islamische Al-Sahra Center, das Islamische Kulturzentrum der Bosniaken, das die Takva Moschee und die Pakistanische Moschee. Die Ahmadiyya-Gemeinde plant zudem einen Neubau.

 

Dagegen gibt es in Leipzig etwa 90 christliche Kirchen in denen 39 evangelisch-lutherische Gemeinden und 16 katholische Pfarreien Platz finden. Nicht wenige der Gotteshäuserhaben werden heute aber eher weltlich als religiös genutzt.  
Genaue Zahlen zur Moscheedichte und die Zahl muslimischer Gemeinden in anderen sächsischen Kommunen und Landkreisen existieren nicht. In Dresden und Chemnitz dürfte die Zahl an die in Leipzig heranreichen, außerdem sind auch einzelne muslimische Gebetshäuser in Freiburg und Zwickau bekannt. Die Zahl der christlichen Gemeinden im Freistaat mit Sitz eines Pfarrers beziffert das statistische Landesamt zum Ende 2013 auf 546, darunter 94 katholische.  

Migration in Leipzig und Sachsen  

Etwa jeder zehnte Leipziger hat seine Wurzeln im Ausland. Zum Jahresende 2013 lebten insgesamt 53.776 Menschen mit Migrationshintergrund in der Messestadt – darunter 20.922 mit einem deutschen Pass. Die Zahlen steigen an, inzwischen stammt jeder Vierte, der seinen Wohnsitz nach Leipzig verlegt, ursprünglich nicht aus der Republik. Mit Blick auf andere bundesdeutsche Metropolen hinkt die Internationalität in der Messestadt trotzdem noch weit hinterher: In Köln, Stuttgart, Berlin, Frankfurt/M., Bremen und Co. liegt der Anteil derzeit zwischen 25 und 45 Prozent.  

Im sächsischen Vergleich ist Leipzig die weltoffenste Region des Freistaates, in Dresden liegt der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund beispielsweise nur bei acht Prozent. Das Statistische Landesamt beziffert die Zahl der Nichtdeutschen unter den mehr als vier Millionen Sachsen im vergangenen Jahr auf knapp 100.000 – das sind 2,5 Prozent der Gesamtbevölkerung. Laut Zensus von 2011 hatten gut 176.000 Sachsen einen Migrationshintergrund, das wären lediglich 4,4 Prozent aller Menschen, die im Freistaat leben.