Leipzig. Am kommenden Montag wollen Tausende Menschen im Namen der
Initiative „Leipzig gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (Legida) in
der Messestadt demonstrieren. Das im Internet veröffentlichte
Positionspapier der Legida
offenbart dabei neben offen rechtsextremen Thesen und diffusen
Forderungen zu Grundrechtsänderungen vor allem jede Menge Vorbehalte
gegen ein multikulturelles Deutschland. Ähnlich wie bei der
Schwesterinitiative Pegida hoffen die Legida-Macher offenbar, damit
Menschen mit Angst vor Überfremdung hinter sich vereinen zu können.
LVZ-Online hat ein paar Fakten zur aktuellen Situation in Leipzig und
Sachsen zusammengetragen.
Muslime in Leipzig
Nach Schätzungen der Stadtverwaltung leben etwa 9.000 bis 10.000 Menschen mit muslimischem Glauben in Leipzig. Das sind zwei Prozent der Messestädter.
Eine genaue Auflistung ist aufgrund fehlender Auskunftspflicht nicht
möglich. Die beiden großen christlichen Kirchen hatten laut Amt für
Statistik und Wahlen Ende 2013 zusammen etwa 94.000 Mitglieder. Somit
waren gut 19 Prozent der Menschen in Leipzig Christen – fast zehn Mal
mehr als Muslime. Dabei sei vor allem auch Zahl der Katholiken in
Leipzig wieder ansteigend, hieß es aus dem Neuen Rathaus.
Muslime in Sachsen
Beim sächsischen Ausländerbeauftragten schätzt man die Zahl der Muslime im ganzen Freistaat aktuell auf etwa 20.000.
Das seien all jene Menschen, die ursprünglich einmal aus Ländern mit
Hauptreligion Islam nach Deutschland gekommen waren, sowie deren Kinder.
Mit Blick auf eine Gesamtbevölkerung im Freistaat von mehr als vier
Millionen entspricht das einem Anteil von 0,48 Prozent.
Nicht enthalten in der Rechnung sind deutsche Konvertiten. Allerdings
ist nicht jeder Flüchtling aus einem Land mit Hauptreligion Islam auch
gleich ein Muslim. Vielmehr suchen gerade auch viele Nicht-Muslime aus
Ländern des Islam den Weg nach Deutschland. Die letzte Schätzung aus dem
sächsischen Innenministerium stammt aus dem Jahr 2010. Damals hieß es,
0,1 Prozent der Menschen in Sachsen sind Muslime.
Laut Zensus
von 2011 lebten unter den mehr als vier Millionen Sachsen auch 154.000
Mitglieder der römisch-katholischen Kirche und 893.000 Evangelisten.
Zusammen macht das mehr als eine Million Christen im Freistaat und somit 25 Prozent der Gesamtbevölkerung.
Moscheen in Leipzig
Bisher gibt es acht Moscheen
in Leipzig, die meisten davon unscheinbar in Hinterhäusern. Dazu
gehören die Gebetshäuser der Ahmadiyya-Gemeinde, die
Eyüp-Sultan-Moschee, die Alrahman Moschee, das Islamische Al-Sahra
Center, das Islamische Kulturzentrum der Bosniaken, das die Takva
Moschee und die Pakistanische Moschee. Die Ahmadiyya-Gemeinde plant
zudem einen Neubau.
Dagegen gibt es in Leipzig etwa 90 christliche Kirchen
in denen 39 evangelisch-lutherische Gemeinden und 16 katholische
Pfarreien Platz finden. Nicht wenige der Gotteshäuserhaben werden heute
aber eher weltlich als religiös genutzt.
Genaue Zahlen zur
Moscheedichte und die Zahl muslimischer Gemeinden in anderen sächsischen
Kommunen und Landkreisen existieren nicht. In Dresden und Chemnitz
dürfte die Zahl an die in Leipzig heranreichen, außerdem sind auch
einzelne muslimische Gebetshäuser in Freiburg und Zwickau bekannt. Die
Zahl der christlichen Gemeinden im Freistaat mit Sitz eines Pfarrers
beziffert das statistische Landesamt zum Ende 2013 auf 546, darunter 94
katholische.
Migration in Leipzig und Sachsen
Etwa jeder zehnte Leipziger hat seine Wurzeln im Ausland.
Zum Jahresende 2013 lebten insgesamt 53.776 Menschen mit
Migrationshintergrund in der Messestadt – darunter 20.922 mit einem
deutschen Pass. Die Zahlen steigen an, inzwischen stammt jeder Vierte,
der seinen Wohnsitz nach Leipzig verlegt, ursprünglich nicht aus der
Republik. Mit Blick auf andere bundesdeutsche Metropolen hinkt die
Internationalität in der Messestadt trotzdem noch weit hinterher: In
Köln, Stuttgart, Berlin, Frankfurt/M., Bremen und Co. liegt der Anteil
derzeit zwischen 25 und 45 Prozent.
Im sächsischen Vergleich ist Leipzig die weltoffenste Region
des Freistaates, in Dresden liegt der Anteil von Menschen mit
Migrationshintergrund beispielsweise nur bei acht Prozent. Das
Statistische Landesamt beziffert die Zahl der Nichtdeutschen unter den mehr als vier Millionen Sachsen im vergangenen Jahr auf knapp 100.000 – das sind 2,5 Prozent
der Gesamtbevölkerung. Laut Zensus von 2011 hatten gut 176.000 Sachsen
einen Migrationshintergrund, das wären lediglich 4,4 Prozent aller
Menschen, die im Freistaat leben.