Gesprächsangebot: Tillich erteilt Pegida-Organisatoren eine Absage

Erstveröffentlicht: 
07.01.2015

Wirbel um heutiges Treffen bei der AfD / Rößler stellt Strafanzeige wegen Zwischenfall am Montagabend

 

Von Jürgen Kochinke
Dresden. Die islamfeindlichen Pegida-Demonstrationen in Dresden erregen weiter das politische Sachsen. Nachdem am Montag erneut viele tausend Anhänger bei einem sogenannten Montagsspaziergang durch die Elbestadt gelaufen waren, sorgen jetzt vor allem eine Offerte der Euro-Kritiker von der AfD an die Spitzen der Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes und ein Gesprächsangebot an Stanislaw Tillich (CDU) für Aufsehen. So hatten die Pegida-Organisatoren dem Ministerpräsidenten angeboten, auf einer der kommenden Demos zu sprechen - gestern erhielten sie eine Absage.


"Ich stehe immer zu einem Dialog mit Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung", sagte Tillich. "Das Angebot aber, von einer Bühne zu sprechen, von der die Kanzlerin und andere Politiker mehrfach unsachlich beschimpft und gegen Ausländer gehetzt wurde, lehne ich ab."


Laut Ansicht des Regierungschefs hat Pegida bisher zu keiner Problemlösung beigetragen. "Vielmehr schaden die Demonstrationen dem Land und der Stadt Dresden, denn sie vermitteln der Weltöffentlichkeit ein Bild, das nicht der Wirklichkeit entspricht." Gleichzeitig kündigte Tillich an, er werde den Sachsen ein konkretes Angebot zu einem Dialog über "ihre Sorgen und Nöte" unterbreiten.


Besorgt reagierte auch Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU). In einem Interview des US-Nachrichtensenders CNN betonte er aber gleichzeitig: "Man sollte das nicht überschätzen, das ist bisher ein regionales Phänomen." Der Minister wies darauf hin, dass in anderen deutschen Städten ähnliche Bemühungen für einen breiten Anti-Islam-Protest gescheitert seien.


Ganz anders ist die Sicht der sächsischen AfD. Ende vergangener Woche hatte Fraktionschefin Frauke Petry die Pegida-Organisatoren zu einem nichtöffentlichen Gedankenaustausch in den Landtag eingeladen, das Treffen soll heute Abend stattfinden. Tillich wollte sich gestern dazu nicht äußern, umso heftiger reagierte die Opposition. "Die AfD versucht, aus der derzeit aufwallenden fremdenfeindlichen Stimmung politisches Kapital zu schlagen", hatte Grünen-Fraktionschef Volkmar Zschocke im Vorfeld gesagt. "Das offenbart die geistige Nähe der AfD zu den Pegida-Organisatoren." Laut Zschocke sei nicht davon auszugehen, dass die Pegida-Spitzen andere Meinungen respektierten oder auch nur Gespräche führen wollten. "Wenn sich hinter scheinbarer Besorgnis menschenfeindliches Gedankengut verbirgt, wenn Asylsuchende zu Sündenböcken gemacht werden, sind die Grenzen von Dialog erreicht."


Die Linken wiederum haben Initiativen für Weltoffenheit und Toleranz heute zu einer Art Gegenveranstaltung zur AfD eingeladen. Begründung laut Fraktionschef Rico Gebhardt: "Wir wollen dafür sorgen, dass nicht nur die Pegida-Organisatoren im Landtag ein Forum bekommen, sondern auch Menschen, die sich für einen menschenfreundlichen Umgang mit Asylsuchenden einsetzen."


Unabhängig davon hat ein Zwischenfall am Rande der jüngsten Pegida-Demo ein juristisches Nachspiel. So stellte Sachsens Landtagspräsident Matthias Rößler (CDU) gestern Strafanzeige wegen des Verdachts auf Hausfriedensbruch gegen 18 Mitglieder einer rechten Gruppierung. Sie waren am Montagabend in den Eingangsbereich des Parlamentsgebäudes eingedrungen. Zwei der Eindringlinge hätten eine Absperrung überwunden und seien bis ins Foyer gelangt, bevor Sicherheitskräfte sie zurückgedrängt hätten, teilte Rößlers Büro mit. Die Gruppe habe ein Transparent und Fahnen mit dem Symbol der "Identitären Bewegung" gezeigt.