Gewalttätige Bewegung

Erstveröffentlicht: 
04.12.2014

Martialischer Aufmarsch  der rechtsextremen „Blocco Studentesco“ in Rom – die „Casa Pound“-Nachwuchsorganisation pflegt auch Kontakte zu den Jungen Nationaldemokraten.

 

Rund 500 Aktivisten der rechtsextremen Schüler- und Studentenvereinigung „Blocco Studentesco“ hinterten Ende November 90 Kinder einer Roma-Siedlung mit Gewalt am Betreten ihrer Schule in der Via Cesare Lombroso in Rom. Aufmarschiert wurde unter dem Motto „Stop alle violenze die rom, alcuni italiani non si arrendono“ („Stoppt die Gewalt der Roma. Einige Italiener haben sich nicht ergeben“). Vor Ort wurden zahlreiche italienische Fahnen geschwenkt. Fabio Di Martino, der Anführer von „Blocco Studentesco“, forderte in seiner hetzerischen Rede, dass staatliche Gelder nicht in Roma-Projekte fließen, sondern besser für die Betreuung von italienischen Behinderten und Schulen ausgegeben werden sollten. Der rechtsextreme Gewaltaufmarsch  wurde von Politikern der Demokratischen Partei (PD) und der Linkspartei (SEL) schwer verurteilt.

 

„Blocco Studentesco“ pflegt Kontakte zur NPD-Jugendorganisation Junge Nationaldemokraten (JN). So nahm Di Martino auch am 22. März am „Europakongress“ der JN im thüringischen Kirchheim teil. „Blocco Studentesco“ ist die Schüler- und Studentenorganisation von „Casa Pound“. In rechtsextremen Kreisen gilt diese als „das vielleicht größte und wichtigste Netzwerk der politischen ‘Rechten‘ in Europa“ („Die Aula“). Der als gemeinnützig anerkannten „Casa Pound“ sollen landesweit über 3000 aktive Mitglieder angehören.

 

Die 2003 gegründete extrem fremdenfeindliche Bewegung glorifiziert Mussolinis so genannten Marsch auf Rom und ist fasziniert vom Futurismus. Diese avantgardistische Kunstbewegung verherrlichte Krieg, Militarismus und Patriotismus. Namensgeber von „Casa Pound“ ist der US-amerikanische Dichter Ezra Pound (1885-1972). Der bekennende Faschist zog 1924 nach Italien, unterstützte den Hitler-Verbündeten Mussolini und veröffentlichte antisemitische und rassistische Pamphlete.

 

„Werkzeug der imperialistischen Außenpolitik der USA“

„Casa Pound“ will ein „Italien und Europa, das unabhängig von der politischen und kulturellen Hegemonie der USA ist“ und einen „geschlossenen Wirtschaftsraum“ darstellt, so Adriano Scianca (Jg. 1980), Kulturbeauftragter von „Casa Pound“. „Wir wollen einen Stopp der Immigration und eine konsequente Sozialpolitik, die die Diktatur der Bank- und Finanzwelt beendet“, erklärte Scianca vergangenes Jahr in einem Interview mit der rechtsextremen Monatszeitschrift „Zuerst!“. Dem „Casa Pound“-Aktivisten und Blogger Ettore Ricci zufolge versteht man sich als „Schicksalsgemeinschaft, eine Mannschaft von Brüdern“, die sich gegen die „Einheitswelt des ‘fortschrittlichen Universalismus‘“ richte. Radikale Islamkritik werde im Gegensatz zu anderen rechtsextremen Strömungen abgelehnt, weil die Theorie des „Kampfes der Kulturen“ ein „Werkzeug der imperialistischen Außenpolitik der USA“ sei.

 

Anführer von „Casa Pound“ ist der wegen Gewalttätigkeiten vorbestrafte Gianluca Iannone. Der Ex-Skinhead war bis zum Verbot 1993 in der militant antisemitischen Organisation Movimento Politico Occidentale aktiv. Seit 1997 ist der Neonazi Frontmann der Band „Zetazeroalfa“. Die offizielle Hausband von „Casa Pound“  singt Eigenbekunden zufolge „betont nonkonform gegen die italienische und internationale Politik und gegen die Macht der Banken und der USA an“.

Gründungsmitglied und Vizepräsident von „Casa Pound“ ist Simone Di Stefano (Jg. 1976), der seinen politischen Werdegang mit 16 Jahren bei dem neofaschistischen Movimento Sociale Italiano (MSI) begann. Di Stefano hatte am 14. Dezember 2013 mit weiteren Neonazis der „Casa Pound“ versucht, den Sitz der EU-Kommission  in Rom zu erstürmen. Skandiert wurde die Parole „Italien, Nation, Revolution“. Ein mitgebrachtes Transparent trug die Aufschrift  „Alcuni Italiani non si arrendono!“ („Einige Italiener haben sich nicht ergeben!“).