Prozess gegen Neonazi beginnt am 18. Dezember

Erstveröffentlicht: 
29.11.2014

Anklage lautet auf sexuellen Missbrauch von Minderjährigen

 

Von Andreas Hummel


Gera. Tino Brandt ist einer der bekanntesten Thüringer Neonazis. Ab 18. Dezember muss er sich nun in Gera vor Gericht verantworten - weil er Jungen sexuell missbraucht und an Freier vermittelt haben soll.


Seit fünf Monaten sitzt Brandt in Untersuchungshaft - ab Mitte Dezember wird ihm in Gera der Prozess gemacht. Die Anklage lautet unter anderem auf sexuellen Missbrauch von Minderjährigen. Den Jungen soll er für ihre Sexdienste Geld gegeben haben. Zudem habe er Jugendliche, die mitunter noch nicht einmal 14 Jahre alt waren, via Internet gegen eine Provision an Freier vermittelt. Dafür hat Brandt laut Anklage bis zu 450 Euro verlangt. Nach Angaben des Landgerichts von gestern listet die Anklage mehr als 150 Fälle aus den Jahren 2011 bis 2014 auf.


Den mutmaßlichen kriminellen Handlungen war die Staatsanwaltschaft bei Ermittlungen gegen Brandt wegen Versicherungsbetrugs mit einem Schaden von mehr als einer Million Euro auf die Spur gekommen. In diesem konkreten Fall wird noch gerichtlich ermittelt.


Im Juni war dann seine Wohnung in Rudolstadt durchsucht und eine Woche später Haftbefehl gegen ihn erlassen worden. Nach früheren Angaben der Staatsanwaltschaft Gera hat der 39-Jährige aktiv am Ermittlungsverfahren mitgewirkt und ein Teilgeständnis abgelegt.


Brandt war in den 1990er-Jahren Kopf der Kameradschaft Thüringer Heimatschutz, dem auch das spätere NSU-Terrortrio Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe angehörten. Zudem gehörte er zeitweise dem Landesvorstand der rechtsextremen NPD an und arbeitete über Jahre als V-Mann des Verfassungsschutzes. Mit dem dafür erhaltenen Geld will er Aktivitäten der Neonazi-Szene finanziert haben.