Kölner Diensthunde-Staffel: Mobbing, Pfusch und Belästigung bei der Polizei

Erstveröffentlicht: 
27.11.2014

Sechs Mitglieder der Diensthunde-Staffel der Kölner Polizei sind nach schweren Vorwürfen versetzt worden. Es geht um Mobbing von Kollegen, sexuell anzüglichen Handynachrichten und Pfusch bei Prüfungen. 

 

Die Vorwürfe sind hart: Es geht um sexuelle Belästigung, Mobbing und Pfusch bei Prüfungen. Schauplatz des Zerwürfnisses ist die Diensthunde-Staffel der Polizei Köln. Jetzt hat die Behördenleitung durchgegriffen. Mit sofortiger Wirkung wurden sechs Hundeführer intern umgesetzt, darunter auch der langjährige Leiter der Staffel (59). Er soll sich nicht direkt an den Handlungen beteiligt, sie aber mutmaßlich auch nicht unterbunden haben, sagt Behördensprecher Karlo Kreitz, der betont: „Wir reden zum jetzigen Zeitpunkt von einem Verdacht. Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.“

 

Im Kalker Polizeipräsidium machte die Nachricht am Donnerstag schnell die Runde. Ein Beamter sprach von einem „Erdbeben“. Manchen in der Behörde war zwar bekannt, dass die Hundestaffel, der 19 Beamte mit ihren Tieren angehören, in zwei Lager zerfallen war, dass sich das Dienstklima zuletzt verschlechtert hatte. Mit welchen teils niederträchtigen Mitteln der Konflikt aber offensichtlich ausgetragen wurde, wussten nur wenige Eingeweihte.

 

Hintergrund ist ein Streit um die angemessene Ausbildung der Hunde. Die einen in der Staffel fanden, die Tiere sollten ruhig ein bisschen härter angefasst werden, auch bei Einsätzen sollen diese Polizisten mitunter offensiver vorgegangen sein als ihre Kollegen, die eher die defensivere Linie bevorzugt haben, auch im Umgang mit den Tieren.

 

Beim Austausch von Argumenten blieb es nicht. Ein Gruppenführer soll eine Kollegin mit Handynachrichten sexuellen Inhalts regelrecht bombardiert haben, heißt es. Interne Ermittler der Polizei prüfen, ob der Vorgesetzte der Beamtin zumindest unterschwellig auch damit drohte, ihre dienstliche Beurteilung, die alle drei Jahre ansteht, „in die eine oder andere Richtung“ zu beeinflussen.

 

Die Beamtin soll in der Folge auch von anderen Hundeführern gemobbt worden sein. Der Gruppenführer soll Kollegen um sich geschart haben, die in die Bösartigkeiten eingestiegen sein sollen. Die Rede ist von verweigerten Tagesgrüßen, spöttischen Bemerkungen und Gesten. Aber nicht die Beamtin, sondern ein Kollege soll den Vorgang schließlich intern gemeldet haben. Daraufhin kamen Ermittlungen in Gang, mehrere Hundeführer wurden befragt.

Und die Recherchen förderten neue Schikanen zutage. So sollen die jetzt umgesetzten Beamten unliebsame Kollegen im Team isoliert haben, etwa indem sie den Umgang mit ihnen bewusst mieden. „Das fing schon mit dem Verweigern des Tagesgrußes an“, berichtet ein Beamter – und setzte sich dem Vernehmen nach fort, etwa indem den ausgegrenzten Kollegen absichtlich kranke Hunde zugeteilt wurden. In den Dienstplänen sollen sie mitunter vorsätzlich in Zweierteams mit jeweils ihnen „feindlich“ gesonnenen Hundeführern eingeteilt worden sein.

 

Wer bei den zwei Gruppenführern in Misskredit geriet, musste angeblich damit rechnen, bei der nächsten Prüfung mit seinem Hund durchzufallen. Umgekehrt sollen die beiden Vorgesetzten jenen Beamten, die ihnen wohlgesonnen waren, Prüfungsunterlagen vorab zugespielt haben.

 

Nach Angaben von Polizeisprecher Kreitz handelt es sich bei den Vorwürfen, die im Raum stehen, bislang ausschließlich um disziplinarrechtliche Angelegenheiten. Ein Hundeführer hatte zwar Anzeige erstattet, die Staatsanwaltschaft stellte das Verfahren aber mangels strafrechtlicher Relevanz ein. „Es stehen nach jetzigem Stand nur innerdienstliche Vorgänge auf dem Prüfstand“, sagte Kreitz. So sei zum Beispiel nicht etwa ein Einsatz schiefgelaufen.

Der Gruppenführer, der die anzüglichen Handynachrichten geschrieben haben soll, wurde bereits im August aus der Hundestaffel in eine Wache umgesetzt. Der andere Gruppenführer trat im September auf eigenen Antrieb eine andere Stelle in der Behörde an. Die übrigen vier Hundeführer – zwei Frauen (35, 39) und zwei Männer (38, 49) – sind inzwischen auch im normalen Wachbetrieb tätig. Die Umsetzungen seien „derzeit im gegenseitigen Einvernehmen“ erfolgt, berichtete Kreitz.