Ein linker Jude zwischen Altötting, Waldkraiburg, München und Prishtina

Erstveröffentlicht: 
15.11.2014

Der SWB Verlag in Stuttgart hat ein brandaktuelles Buch unter dem Titel : „ Es begann in Altötting“ von Max Brym veröffentlicht. Aufgrund eines biologischen Zufalls wurde Max Brym in dem stockkatholischen oberbayerischen Altötting geboren. Der aus einer jüdischen Familie stammende Brym, hat nun einen sehr stark autobiographischen Roman unter dem genannten Titel veröffentlicht.

 

Das Buch ist von der ersten bis zur letzten Seite spannend und prickelnd. In dem Büchlein erfährt man viel über das Leben von Schoah Überlebenden nach der Befreiung vom Faschismus in Südostoberbayern. Bryms Vater verlor fast die komplette Familie in Auschwitz. Nach der Befreiung vom Faschismus gab es in dem Wallfahrtsort eine relativ starke jüdische Gemeinde. Max Brym selbst ist ein Kind aus der „ ersten Generation“ . Er radikalisierte sich Anfang der siebziger Jahre auch aufgrund der Verhältnisse in Altötting und Waldkraiburg sehr stark nach links hin. Zu seiner Person enthüllt Max Brym einige interessante Geheimnisse. Als sehr junger Mensch war er in Altötting und Waldkraiburg, zuerst Mitglied der DKP und nach einem für ihn frustrierendem DDR Aufenthalt, jahrelang Mitglied des „Arbeiterbundes für den Wiederaufbau der KPD“. Später wechselte er zur trotzkistischen Konkurrenz. Das Buch ist voller witziger und humorvoller Geschichten. Über einige Jahre wurde Brym von einem Waldkraiburger CSU Stadtrat „ schwarz“ finanziert. Der Herr wollte eine Lebensversicherung gegen die event. drohende russische Invasion abschließen. Brym nennt in dem Buch viele Personen aus der örtlichen politischen Prominenz. Darunter den ehemaligen Kreisvorsitzenden der DKP Gerorg Kellner aus Burghausen, aber auch damalige „ Arbeiterbuntführer „ wie Harald Haugwitz, aus Altötting und Helge Sommerrock aus München. Viel kann man darüber lernen wie stark auch die südostoberbayrische Provinz Anfang der siebziger Jahre von den den Auswirkungen der Studentenbewegung betroffen war. Es bildete sich nicht nur die DKP, sondern auch viele unterschiedliche maoistische Gruppen auf dem tiefkatholischen Boden heraus. Intensiv berichtet Brym über die damaligen Auseinandersetzungen in der sogenannten Vertriebenenstadt Waldkraiburg. Personen wie die ehemaligen Bürgermeister Dr. Kriegisch ( SPD) und Jochen Fischer ( CSU) kommen vor. Aber das Büchlein ist nicht nur eine Lokalgeschichte. Später verzog Brym nach München und traf sich mit so unterschiedlichen Personen wie Enver Hoxha in Albanien, Ernest Mandel in München und Albin Kurti in Prishtina. Brym trat kürzlich aus der SAV aus. Diese neueste Entwicklung findet sich nicht im Buch. Es scheint das Schicksal von Max Brym zu sein, ewig in der linken Dissidentenschar zu verbleiben. Richtig ergreifend sind die Passagen in denen Max Brym, sich an seine Eltern erinnert. An den Vater, welcher in Israel verstarb, aber auch an seine verstorbene Mutter. Immer führte Brym ob lokal, national und bisweilen international den Kampf gegen den Kapitalismus und Imperialismus. Irrtümer und Fehler verschweigt Max Brym dabei nicht. Stets war er besonders am Kampf gegen den Antisemitismus beteiligt. Brym schrieb jahrelang für die jüdische Zeitung haGalil und trug so einiges dazu bei, im Jahr 2003 den damaligen CDU- Bundestagsabgeordneten Hohmann zu stürzen. Heute ist Brym Mittglied der Partei die „ Linke“ in Bayern. Auch über die Konflikte in diesem Landesverband findet sich viel in dem Buch von Max Brym. Personen wie Fritz Schmalzbauer, Klaus Ernst oder MdB Harald Weinberg, werden benannt. Ich habe das locker und leicht zu lesende Buch, mit 166 Seiten auf einen Rutsch gelesen. Wirklich sehr empfehlenswert.

 

Agron Sadiku

 

PS: Für mich als gebürtigem Kosova- Albaner waren insbesondere die Erinnerungen an die albanische Emigration interessant. Max Brym unterstützte lange Zeit die „ Bewegung für eine albanische Republik in Jugoslawien“ in den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Erhellend sind auch seine Deutschlandreise 2007 mit Hysen Durmishi und Liburn Aliu. Immer verteidigte Brym das Selbstbestimmungsrecht Kosovas. Er traf in seinem Leben Personen wie Hysen Terpeza, Fehmi Ladrovci und andere zum Teil sehr verschiedene Personen.

 

http://www.swb-verlag.de/verlag/buecher/es-begann-in-altoetting

 

Fernsehsendung mit Max Brym

 


http://www.rfo.de/mediathek/39960/Es_begann_in_Alt_ouml_tting_ein_Buch_von_Max_Brym.html