Hooligans gegen Saarländer – Vom Scheitern einer Kundgebung

Hooligans gegen Saarländer
Erstveröffentlicht: 
25.11.2014

Auf der Demo des saarländischen Ablegers der „HoGeSa“ kam es zu einem Eklat. Die Teilnehmenden verließen die Veranstaltung vorzeitig, nachdem die NPD versucht hatte, die Kundgebung zu vereinnahmen. Dies ist eine schwere Niederlage sowohl für die NPD als auch die HoGeSa.

 

Für die NPD hätte es ein schöner Tag werden können. Die Neonazis hatten alles für eine Großdemonstration im saarländischen Völklingen vorbereitet. Die Mobilisierung lief zwar schleppend, nachdem Facebook die Seite der „Saarländer gegen Salafisten“ wegen Verstößen gegen die Gemeinschaftsregeln gelöscht hatte, dennoch konnten die Neonazis mit mehr Zulauf als sonst rechnen. So fanden sie sich zunächst gut gelaunt zu einem Infostand in der Pasteurstraße ein, um danach zum Kundgebungsplatz in der Hindenburgstraße weiterzuziehen.

Während die Gegendemo vom Adolph-Kolping-Platz aus zum Rathausplatz zog und sich damit in Sichtweite der Neonazis begeben konnte, erreichte eine weitere Gruppe Hooligans den Bahnhof. Diese wurde von der Polizei, an der Gegendemo vorbei, auf den Hindenburgplatz geleitet.

Das Blog „Stimme gegen Rechts“ berichtet, dass Hooligans aus dieser Gruppe nach Aufforderung durch die Polizei ihre Schuhe ausziehen und auch mitgeführten Alkohol abgeben mussten. Dies soll mit einigen Hitlergrüßen auf Seiten der Neonazis quittiert worden sein.

Nur eine halbe Stunde später machten sich die Hools auf den Weg Richtung Bahnhof. Zurück blieben Peter Marx und sein NPD-Landesvorstand. Was war geschehen?

Bruch eines Bündnisses

Über die Vorgänge auf der Demo gibt Facebook inzwischen detailliert Auskunft. Ein Sympathisant der Hooligan-Truppe „Berserker Pforzheim“ beschreibt den Konflikt so: „Doch dann wurden die Reden immer nationaler! Fremdenfeindlich, vollkommen daneben und unangebracht! Irgendwann war plötzlich was von NPD zu hören. NPD? Wer hat die den eingeladen? Niemand! Die haben sich selbst eingeladen und unter dem Deckmantel SaGeSa die Demo angemeldet!!! Ich nenne das eine arglistige Täuschung!

Als es zum "Open Mikrofon" kam, nahm sich einer der „Berserker Pforzheim“ das Mikro, ließ seinem Unmut über diese Täuschung freien Lauf und beendete seine Rede mit den Worten: „Jeder der zu HoGeSa steht geht jetzt mit uns!!!! Von den anwesenden Demoteilnehmer gingen min. 90% mit! Der Versammlungsleiter der sich nun als NPDler geoutet hat beendete sofort die Demo.“ (Rechtschreibfehler im Original)

Diese Beschreibung ist natürlich wohlfeil. So war weit im Vorfeld bekannt, dass die Kundgebung von der NPD organisiert worden war. Nachdem die Facebook-Seite der „Saarländer gegen Salafisten“ abgeschaltet worden war, übernahm die NPD die Mobilisierung unter eigener Flagge und erstellte entsprechende Facebook-Banner.

Sollte es den Hooligans nicht aufgefallen sein, dass Szenegrößen aus der NPD diese Veranstaltung maßgeblich vorangetrieben haben, spricht das nur dafür, dass die Szenen inzwischen bis zur Unkenntlichkeit verwoben sind. Entsprechend undurchsichtig verlaufen nun die Konfliktlinien zwischen den Teilnehmenden dieser Demonstration des Scheiterns.

Unglaubwürdige Abgrenzung

Auch für die NPD war diese Abgrenzung unglaubwürdig. So kommentierte Markus Mang, Landesvorstandsmitglied der NPD Saar: „Vor ein paar Wochen im Zug nach Köln habt ihr Berserker noch das Horst Wessel Lied gesungen, und selbst auf der Veranstaltung habt ihr den rechten Arm nicht hoch genug bekommen.“ Mang schreibt weiter, dass er eine solche „Heuchelei“ selbst bei den „abgefucktesten Systempolitikern“ noch nicht gesehen habe.

Auch der Anmelder der besagten Kundgebung, Andre H., stieg in die Kritik ein: „Wenn man medien mehr glaubt war nichts rechts das da ein paar anwesend sind ist normal dachte gemeinsam sind wir stark egal welche Farben oder Partei hatt doch auch ein moslem geredet was ist da rechts sorry“ (Rechtschreibfahler im Original)

Andre H. zeigt hier die üblichen Reflexe. Er spricht ein angebliches Medienkartell an, obwohl die Teilnehmenden von eigenen Erfahrungen aus erster Hand berichten. Er appelliert an den Korpsgeist der Hools und versucht damit alle Anhänger der HoGeSa für seine Zwecke einzunehmen. Kritik wird in seiner Logik zum Verrat. Und alle Hooligans, welche die Demo vorzeitig verließen, seien Verräter.

Er verweist auf einen Muslim, der auf der Kundgebung tatsächlich eine Rede hielt und versucht damit vom fremdenfeindlichen Charakter der Veranstaltung abzulenken. Alt-Hool und NPD-Kader Christian Hehl zeigt sich enttäuscht: „Ich glaub die Jungs [Berserker Pforzheim] wollen nur Aufmerksamkeit um jeden Preis.“

Scheitern der Kundgebung schürt Konflikte bei Saar-Neonazis

Doch nicht nur zwischen den aus dem Bundesgebiet angereisten Hools und der NPD Saar gibt es nun Streit. Auch der rechtslastige Fanclub „Saarland Brigade“ scheint nicht mehr gut auf die NPD zu sprechen zu sein. Mitglied Christian O. kommentiert: „Es wa ne npd Veranstaltung das war allen glar als Marx (NPD) sein rede hielt und die am ziel vorbei geschossen hat mit solchen worte wie die saar bleibt deutsch unsow....Wir lassen uns nicht verachen“ (Rechtschreibfehler im Original)

Das sind überraschende Worte für eine Person, die sich seit Jahren im Umfeld von Neonazis bewegt und Kleidungsstücke mit rechtslastigem Aufdruck trägt. Klar ist lediglich, dass der Bruch tiefgehend sein muss.

Bilanz des Scheiterns

Für die NPD Saar kommt die Kundgebung einer Katastrophe gleich. Aus den großen Ankündigungen im Vorfeld ist nichts geworden. Die Kundgebung ging nach wenigen Minuten im Streit auseinander. Anstatt eine Sammelbewegung zu gestalten, wurde die Trennung forciert.

Gleichzeit ist zu erkennen, dass große Teile der Hooligans zurzeit ein gesteigertes Selbstbewusstsein haben. Sie erlauben es sich, eine Kundgebung zu ihrem Anliegen zu sprengen, um sich von der NPD abzugrenzen. Der daraus entstehende Konflikt wirkt einkalkuliert. Es zeigt sich erneut, dass die „Hooligans gegen Salafisten“ keine homogene Bewegung sind. Dass die SaGeSa ankündigt, weitere Aktionen zu planen und eine eigene Internetseite online zu stellen, wird diesen Konflikt vertiefen. Langweilig wird es im rechten Lager sicher nicht.