Die Stadt Pforzheim und die Region ist seit Jahren ein Sammelbecken für Nazis. Neben dem jährlichen Nazigedenken auf dem Wartberg ist die faschistische Szene auch im Alltag präsent. Die Gründung eines Ablegers der faschistischen Partei „Die Rechte“ in Pforzheim, deren Aktivitäten und die gewalttätigen Übergriffe von Nazis auf Andersdenkende in den vergangenen Monaten sind auch abseits des 23. Februars Grund genug aktiv zu werden.
Seit 1994 veranstaltet der faschistische "Freundeskreis ein Herz für Deutschland" jährlich am 23. Februar eine Fackelmahnwache auf dem Pforzheimer Wartberg. Im Durchschnitt beteiligen sich etwa 100 Nazis an der Veranstaltung. Anlass der geschichtsrevisionistischen Kundgebung ist die Bombardierung Pforzheims am 23. Februar 1945 durch Alliierte Streitkräfte.
Die Faschisten versuchen dabei, wie so häufig, die Geschichte des deutschen Faschismus umzudrehen und ihn von der Täter- in die Opferrolle zu drängen. Sie gedenken nur den deutschen Opfern des Krieges und klammern die Verbrechen des deutschen Faschismus mit Millionen Toten bewusst aus.
Es gibt ein Naziproblem – 365 Tage im Jahr!
Der 23. Februar ist
jedoch kein singuläres faschistisches Ereignis, das von außen in
die Goldstadt getragen wird. Im Gegenteil: In Pforzheim existiert
abseits des jährlichen faschistischen Rituals ein Naziproblem, das
im Alltag präsent ist. Während sich die faschistischen Strukturen
in den vergangenen Jahren bedeckt hielten, kommt es gerade in
jüngerer Vergangenheit regelmäßig zu Angriffen von Faschisten auf
Menschen, die nicht in ihr beschränktes Weltbild passen.
Im
Oktober diesen Jahres jagten gewalttätige Nazis AntifaschistInnen
mit einer abgeschlagenen Bierflasche durch die Pforzheimer
Innenstadt. Nur durch Glück konnten sich die Personen in eine Bar
flüchten und entkamen damit dem faschistischen Angriff.
Nicht
einmal drei Wochen später wurde die Klingel der "Alten Fabrik",
einem linksalternativen Zentrum, mit Brandbeschleuniger von Nazis
angezündet. Nebenbei versuchten sie sich mit verschiedenen
Schlagwerkzeugen Zutritt zu den Räumlichkeiten zu verschaffen, wobei
sie aber scheiterten.
Es sind insbesondere die Aktivisten der faschistischen Partei „Die Rechte“, die hinter den Übergriffen stehen. „Die Rechte“ ist eine Partei, die von Dortmunder Neonazis als Reaktion auf das drohende Verbot ihrer Kameradschaften gegründet wurde. Diese versucht sich wie keine andere, in die direkte Tradition der NSDAP und ihren SA-Schlägertrupps zu stellen. In Pforzheim gelingt es der Gruppierung, ähnlich wie in NRW, als Sammelbecken für aktionistische Nazis aus der Kameradschaftsszene zu fungieren.
Erst
am 1. November 2014 stellten Mitglieder der
rechten Partei Gedenktafeln
und Kerzen in der Pforzheimer Innenstadt auf. Diese sollten an zwei
getötete Mitglieder der faschistischen Partei „Goldene Morgenröte“
aus Griechenland erinnern, welche für zahlreiche gewalttätigen
Angriffe auf Andersdenkende und pogromartige Jagden auf MigrantInnen
verantwortlich sind. So beteiligten sich bei der Demonstration in
Köln, unter dem Motto „Hooligans gegen Salafisten“ (HoGeSa),
auch Pforzheimer Nazis bei Angriffen auf MigrantInnen.
Den vorhandenen Nährboden für rechtes Gedankengut in Pforzheim verdeutlichen nicht zuletzt die letzten Wahlergebnisse. So lagen die Ergebnisse der selbsternannten „Alternative für Deutschland“ (AfD) in Pforzheim teilweise weit über dem Bundesdurchschnitt. Im Wahlkampf prägten die Rechtspopulisten mit unzähligen, auf Verwertungslogik und rassistischen Ressentiments basierende Plakate das Stadtbild.
Repression statt Verantwortung: Auf dem rechten Auge blind?
Die
Stadt Pforzheim hat offenbar kein Interesse daran, das Naziproblem zu
lösen. Viel wichtiger ist der Stadtverwaltung, den Ruf eines ruhigen
Städtchens im Enzkreis zu wahren und dabei alles dafür zu tun, dass
die aktuellen Geschehnisse und das existierende Naziproblem
verharmlost und klein geredet werden. Während die Behörden die
Gefahr von rechts offenbar bewusst nicht sehen wollen, versuchen sie
umso mehr, die Leute einzuschüchtern, die sich dem Problem seit
Jahren annehmen, sich den Faschisten immer wieder in den Weg stellen
und über Naziaktivitäten im beschaulichen Pforzheim aufklären.
So erließ das Amt für öffentliche Ordnung der Stadt Pforzheim 2014 nicht zum ersten Mal ein Aufenthaltsverbot gegen AntifaschistInnen, denen damit der Zugang der Pforzheimer Innenstadt und des Wartberges für den 23. Februar untersagt wurde. Des weiteren beschlagnahmte die Staatsanwaltschaft Pforzheim mehrere tausend Flugblätter, welche zu Blockaden der Nazimahnwache aufriefen. Einem Pforzheimer Antifaschisten wird derzeit der Prozess gemacht weil dieser durch Verbreiten dieses Flugblattes angeblich öffentlich zu Straftaten aufgerufen haben soll. Die alljährlichen städtischen Kundgebungsverbote in der Nordstadt und die polizeilichen Verfügungen am 23. Februar sind bezeichnend für das Vorgehen gegen den notwendigen und legitimen antifaschistischen Widerstand.
Die
Stadt Pforzheim veranstaltet zudem jedes Jahr am 23. Februar ein
eigenes städtisches Gedenken auf dem Marktplatz, welches genauso an
die deutschen Opfer der Bombardierung durch die Alliierten erinnern
soll. Um 19:47 Uhr, der Uhrzeit der damaligen Bombardierung, klingen
ganz offiziell die Kirchenglocken in der Stadt.
Mit dem gezielten
Wegschauen und dem eigenen Gedenken in der Stadt, wird erst der
Nährboden für faschistische und reaktionäre Hetze
geschaffen.
Faschistische
Umtriebe in Pforzheim bekämpfen!
Die
aktuellen Angriffe auf das linksalternative Zentrum in Pforzheim, die
Übergriffe auf Andersdenkende, die Hetze gegen MigrantInnen und die
faschistische Propaganda im Pforzheimer Stadtbild dürfen nicht
unbeantwortet bleiben. Wenn rechte Propaganda und Nazigewalt
auftreten, gilt es zusammenzustehen und mit entschlossenem Widerstand
zu antworten!
Augenscheinlich können wir uns dabei nicht auf die Pforzheimer Stadtverwaltung verlassen, die alles daran setzt, den Widerstand gegen die faschistischen Umtriebe zu kriminalisieren und zu verhindern.
Vielmehr muss es unsere Aufgabe sein, uns den rechten Aktivitäten in Pforzheim sofort in den Weg zu stellen, bevor diese durch Verschweigen und Wegsehen an Stärke gewinnen können. Dabei lassen wir uns als AntifaschistInnen nicht in "gut" oder "böse" teilen und gar spalten. Jegliche Form des Widerstands gegen die faschistischen Umtriebe ist notwendig und legitim.
Wir
rufen deshalb zu einer entschlossenen antifaschistischen
Demonstration am 13. Dezember 2014 in Pforzheim auf. Es gilt, die
antifaschistischen Kräfte zu bündeln und sich gemeinsam den Nazis
in den Weg zu stellen. Am 23. Februar, wie auch im restlichen Jahr.
Kommt
am 13. Dezember 2014 zur antifaschistischen Demonstration in
Pforzheim!
Beteiligt Euch an den Protesten gegen die Nazimahnwache
am 23. Februar 2015!
Treffpunkt:
15 Uhr, Bahnhof Pforzheim
Am
23. Februar 2015 wird es wieder antifaschistische Proteste gegen die
faschistische Kundgebung auf dem Wartberg geben. Auch wenn das Datum
dieses Mal auf einen Montag fällt, werden wir versuchen an die
Erfolge der letzten beiden Jahre anzuknüpfen und mit vielfältigen
Aktionen dafür sorgen, dass der Abend für die Nazis zum Reinfall
wird!
Achtet auf weitere Ankündigungen!
Wenn ihr den Aufruf unterstützen wollt, schreibt einfach eine E-Mail an: nichtlangefackeln [ät] riseup.net
Nichtlangefackeln.tk