Die verbalen rechten Ausfälle, die von AfD-Angehörigen bekannt werden, sind immer unerträglicher. Zwei Beispiele aus Schleswig-Holstein und Bayern sorgen für Empörung.
Der Nürnberger Martin Sichert tönte bereits vor zwei Jahren über das Ende des Zweiten Weltkriegs, es hätten „die zwei größten Massenmörder gesiegt“ und Adolf Hitler als Personifizierung des menschenvernichtenden Unrechts ausdrücklich unerwähnt gelassen. Sichert wurde im Vorjahr trotzdem zum AfD-Landesvorsitzenden in Bayern gewählt, doch das Ergebnis nach Fehlern bei der Stimmabgabe anschließend für ungültig erklärt. Seitdem gilt er parteiintern als Querulant. Nicht von ungefähr läuft ein Parteiausschlussverfahren gegen ihn.
Sichert war nicht das erste Mal durch seine Rechtslastigkeit aufgefallen. Schon im Januar 2012 äußerte er sich beispielsweise abfällig über Türken. Über den 9. Mai, dem Jahrestag der Kapitulation 1945, sagte er, er empfinde das Datum als einen Tag der Trauer. Im November 2012 bezeichnete er Churchill als Massenmörder, lobt hingegen Generalfeldmarschall Erwin Rommel in den höchsten Tönen als „eine der ehrenhaftesten Gestalten des Zweiten Weltkrieges“. Dazu gesellen sich wiederholt rassistische, diskriminierende und menschenverachtende Bemerkungen, die die Gewerkschaft ver.di mit Unterstützung der FDP dokumentiert und veröffentlicht hat. In München unterstützte der Nürnberger AfD-Funktionär zum Jahresanfang zudem den Kopf der islamfeindlichen Partei „Die Freiheit“ Michael Stürzenberger bei der Sammlung für Unterstützungsunterschriften Stadtratswahl im März.
Ausgedachte Märchen von KZ-Überlebendem
Rechtsgerichtete Tendenzen werden auch im nördlichsten Bundesland sichtbar. Anstoß lieferte ein Vortrag von Dirk Helms über die „Deutsche Selbstwahrnehmung“ in Stockelsdorf (Kreis Ostholstein). Dort schwadronierte der Ahrensburger laut „Lübecker Nachrichten“ davon, dass die Alliierten nachträglich Gaskammern ins Konzentrationslager Dachau eingebaut hätten und ein angeblicher KZ-Überlebender Schülern ausgedachte Märchen erzähle, weil er nie ein KZ von innen gesehen hätte. Bei diesem Vortrag spielten ferner flüchtlingsfeindliche Äußerungen und die Leugnung einer deutschen Kriegsschuld am Ausbruch des Zweiten Weltkrieges eine Rolle. Der Landesvorstand der AfD distanzierte sich inzwischen von dem Helms-Beitrag und deklarierte diesen als dessen private Meinung.
Über Helms Funktion schweigt man sich in der AfD aus. Die Verantwortlichen wissen, warum, denn Helms ist Vorsitzender im Kreisverband Stormarn, wirkte in der Parteiaufbauphase als Kreisbeauftragter und trat regional auch als Sprecher der Partei auf. Andere anwesende AfD-Mitglieder in Stockelsdorf haben gegenüber dem Vortragenden übrigens nur schwach verbal interveniert und ihn dann doch mit seinen kruden Thesen gewähren lassen. Über Facebook-Postings wird der Vorgang zum Teil heruntergespielt, bekommen die revisionistischen Aussagen sogar noch Zuspruch. Laut Parteichef Bernd Lucke stehe nun auch Helms der Parteiausschluss bevor.
Die AfD wird übrigens nicht nur in Hamburg zum Sammelbecken für ehemalige Schill-Partei-Aktivisten. Als Sprecher im Kreis Pinneberg agiert Martin Wood, seines Zeichens zeitweise Landesvorsitzender der Schill-Partei in Schleswig-Holstein, dann aktiv bei der ebenfalls rechtspopulistischen „Offensive D“ und danach bei den „Freien Wählern“.