Nachgestellte IS-Enthauptung: Staatsschutz ermittelt in Leipzig – Foto bei Rechtsradikalen

Erstveröffentlicht: 
01.10.2014

Leipzig. Nach dem obskuren Auftritt einer vermummten Gruppe am Dienstagnachmittag in der Leipziger Innenstadt fahndet die Polizei weiter nach den Hintergründen. Mehrere schwarz gekleidete Personen hatten gegen 13.15 Uhr auf dem Marktplatz die Enthauptung einer IS-Geisel mit Kunstblut nachgestellt und entrollten ein Plakat. Dort stand in arabischen Lettern geschrieben: „Wir sind die Bezwinger Deutschlands, Europas und der Welt. Das Wort Gottes ist auf unserer Seite“. Im Gegensatz zum Arabischen war der Satz allerdings von links nach rechts geschrieben worden. Auch waren die Schriftzeichen unüblich nicht miteinander verbunden. Zudem sollen Flyer an Passanten verteilt worden sein.

 

Kurze Zeit später tauchte ein Foto der Aktion auf dem Facebook-Portal der mutmaßlich rechtsextremen Initiative „Sag was Du denkst“ auf. Anschließend wurde dieses Bild auch von der NPD-Nachwuchsorganisation JN geteilt. Die Polizei wollte diesbezüglich keine Angaben machen: „Wir werden uns nicht an Spekulationen beteiligen. Aber wir ermitteln in alle Richtungen, auch in die rechtsextreme. Der Staatsschutz wurde eingeschaltet“, sagte ein Sprecher der Polizei am Mittwoch gegenüber LVZ-Online.

 

Verfassungsschutz beobachtet Kampagne – ähnliche Aktion bereits in Wien

 

Laut Einschätzung des sächsischem Verfassungsschutzes gehört die rechtsextreme Kampagne „Sag was Du denkst“ zur JN uns soll vor allem Stimmung gegen Menschen mit Migrationshintergrund schüren. „Die Kampagne richtet sich vor allem an Jugendliche, deren Interesse für ‚eine neue sich selbst organisierende Jugendkultur’ geweckt werden soll“, so die Verfassungsschützer. Die Kampagne sei vergleichbar mit früheren Initiativen, bei denen die JN ein Bedrohungsszenario entwerfen wollte, um Unzufriedenheit zu erzeugen. Am kommenden Samstag soll in Döbeln eine Demonstration der Kampagne stattfinden.

 

Eine ähnlich nachgestellte IS-Aktion, so wie am Dienstagnachmittag in Leipzig, hatte erst vor zwei Wochen auch in Wien für Aufsehen gesorgt. Damals wurde die rechtspopulistische „Identitäre Bewegung“ als Urheber ermittelt. Diese hat auch einen Leipziger Ableger, der nach eigenen Angaben am Dienstag aber nicht beteiligt war. So hieß es in einer am Dienstag veröffentlichten Stellungnahme: „Ganz im Sinne der Wiener Identitären vor ein paar Wochen stellten heute Nachmittag Aktivisten den Terror der IS in Leipzig auf dem Markt nach. Die Aktion klingt nach einer gelungenen. Leider hatten wir hierbei nicht unsere Hände mit im Spiel, vielleicht wussten die Aktivisten nicht, dass es die Identitäre Bewegung auch in Leipzig gibt.“