Duisburg-Neumühl: Rassistische Stimmungsmache gegen Flüchtlinge

Rassisten vor den Absperrungen in Duisburg
Erstveröffentlicht: 
20.09.2014

Schon vor einem Jahr war das leerstehende Barbara-Hospital in Neumühl als Notunterkunft für Asylsuchende im Gespräch, doch die Stadtverwaltung knickte vor Bürgerprotesten ein. Jetzt wird das Gebäude doch als Landeseinrichtung für Flüchtlinge genutzt werden, und viele Anwohner geraten erneut in Rage. Bei einer Bürgerversammlung schürten sie gestern – Seite an Seite mit Rechtspopulisten und Neonazis – Ängste vor den Fremden.

 

Mit 180 Personen ist der Gemeindesaal im Herzen Neumühls bis auf den letzten Platz besetzt. Vor der Tür stehen mindestens 100 weitere, einige von ihnen – darunter die NPD-Raatsfrau Melanie Händelkes – halten Plakate hoch. Als Oberbürgermeister Link erscheint wird er ausgepfiffen, Sprechchöre wie “Volksverräter” und “Kein Asyl in Neumühl” werden laut. Auch während der Versammlung werden die Vertreter der Stat immer wieder niedergebrüllt. Am offenen Mikro ist von “Zigeunern” die Rede, und von “guten und schlechten Asylanten”, und immer wieder von den Kindern. Zum Beispiel: Wer schützt die deutschen Schulkinder vor den Geflüchteten, wenn sie in den Unterrichtspausen zur Toilette müssen?

 

Vor dem Saal kocht die Stimmung hoch als Mario Malonn, Ratsherr für PRO NRW, vor die Leute tritt und ausländerfeindliche Reden schwingt. Als eine Handvoll Zuhörer widersprechen kommt es zu Attacken, der Sicherheitsdienst muss die Kritiker in Sicherheit bringen, später werden sie von der Polizei in einem zivilen Wagen aus dem Stadtteil eskortiert.

Schon am Vortag waren bei Facebook Gerüchte aufgekommen, wonach “zwei Bulgarinnen” versucht hätten ein Kind aus einem Auto zu entführen. Auch auf der Bürgerversammlung war die Geschichte mehrmals Thema, die von Polizei und Presse bereits als Falschmeldung richtig gestellt worden war. Dennoch wurde der Beitrag bis jetzt weit über 4000 Mal geteilt, darunter finden sich hunderte rassistische Kommentare die zur Selbstjustiz, zu Mord und Totschlag aufrufen. Viele fordern in diesem Zusammenhang auch das Barbara-Hospital niederzubrennen. Wer nach Neumühl kommt, auf der Suche nach Schutz und einem besseren Leben, ist nicht zu beneiden.