Chaos auf dem S-Bahn-Ring
Nach einem Kabelbrand herrscht Chaos auf dem Berliner S-Bahn-Ring: Am Verkehrsknotenpunkt im Berliner Südosten zwischen Ostkreuz, Neukölln und Baumschulenweg sind die Ringbahnlinien S41 und S42 und weitere Linien unterbrochen - und zwar bis Sonntagvormittag. Fahrgäste müssen auf Busse ausweichen. Die Polizei geht von Brandstiftung aus. Derzeit prüft das Landeskriminalamt ein Bekennerschreiben.
Nutzer der Berliner S-Bahn müssen sich bis zum Sonntag auf erhebliche Behinderungen einstellen. Wegen eines Brandes in einem Kabelschacht zwischen Ostkreuz und Treptower Park ist am Donnerstagmorgen ein elektronisches Stellwerk ausgefallen. Die Reparaturarbeiten werden bis zum Sonntagvormittag andauern, erklärte die Deutsche Bahn.
Seit dem Morgen fahren keine S-Bahn-Züge zwischen Ostkreuz und Neukölln beziehungsweise Baumschulenweg. Damit ist etwa die S-Bahnverbindung zum Flughafen Schönefeld betroffen. Insgesamt trifft der Ausfall eine wichtige Verkehrsverbindung zwischen dem Südosten Berlins und der Innenstadt.
Die Ringbahn-Linien S41 und S42 sowie die S8, S85 und S9 fallen an der Stelle aus. Zwischenzeitlich fuhr auch die Linie S47 nicht - mittlerweile ist sie aber wieder planmäßig im Einsatz.
Bekennerschreiben aufgetaucht
Laut Polizei hatten Unbekannte am Donnerstagmorgen Brandbeschleuniger in den Kabelschacht gegossen und dann entzündet wurde. Dadurch wurde ein Stellwerk beschädigt, in der Folge fielen Signale aus. Wer hinter dem Anschlag steckt, ist unklar. Der polizeiliche Staatsschutz ermittelt. Im Internet gebe es ein Bekennerschreiben, es werde noch vom LKA geprüft, sagte ein Polizeisprecher am Abend. Hintergrund des Brandanschlages ist dem Schreiben nach die Situation der Flüchtlinge an der Gürtelstraße.
Auch die Feuerwehr will eine Brandstiftung an dem Kabelschacht nahe dem Bahnhof Treptower Park nicht ausschließen. In den vergangenen Jahren hatte es mehrere politisch motivierte Brandanschläge auf Kabelschächte der Bahn in Berlin gegeben.
Auf den betroffenen Strecken gibt es jetzt einen Schienenersatzverkehr mit Bussen, der jedoch besonders am frühen Morgen nicht in ausreichender Kapazität zur Verfügung stand. Tausende Berliner sind von den S-Bahn-Störungen betroffen und müssen derzeit längere Wartezeiten in Kauf nehmen. Besonders in Richtung Innenstadt gibt es lange Schlangen an den Haltestellen. Insgesamt sind derzeit 30 Busse im Einsatz.
Über die Abweichungen im Betriebsablauf und die eingerichteten Ersatzbusse informiert die S-Bahn auch auf ihrer Webseite und Mobil. Die unterbrochenen Linien verbinden den Südosten Berlins mit der Innenstadt - Fahrgäste können mit den Linien S45 und S46 in Richtung Südring fahren und dort umsteigen. Die S-Bahn empfiehlt, auf U-Bahnen und Busse umzusteigen und mehr Zeit einzuplanen.
S-Bahn: Komplette Überwachung nicht möglich
Zwanzig Signalkabel müssten repariert und geprüft werden, dafür brauche man Zeit, sagte S-Bahn-Sprecher Ingo Priegnitz dem rbb am Donnerstag. Ein kompletter Schutz der Bahn-Anlagen sei nicht möglich, so Priegnitz im rbb-Inforadio: "Das Streckennetz der Deutschen Bahn umfasst in ganz Deutschland rund 34.000 km. In Berlin sind es alleine 3.000 km. Sie können diese Anlagen nicht so überwachen und schützen, dass jemand, der mit krimineller Energie da ran will, da nicht ran kommt." Der aktuelle Anschlag sei verübt worden, obwohl es einen Zaun und schwere Betonplatten auf dem Kabelschacht gegeben habe.
Betroffene S-Bahnlinien
S41/S42 Die Ringbahnlinien S41/S42 fahren im Zehn-Minuten-Takt zwischen Südkreuz – Westkreuz – Gesundbrunnen – Ostkreuz und umgekehrt.
S8 Die Linie S8 fährt in zwei Teilabschnitten: Blankenburg – Greifswalder Straße und Schöneweide – Zeuthen.
S85 Die Linie S85 verkehrt nur zwischen Waidmannslust und Greifswalder Straße.
S9 Die Linie S9 ist nur zwischen Schöneweide und Flughafen Schönefeld im Einsatz.
S47 Fährt wieder fahrplanmäßig.
S45/S46 Fahren planmäßig.