[LE] Keine Messe wie jede andere

aussteller auf der gpec

Auf der Leipziger Messe wird uns jährlich so einiges geboten. Neben der allseits bekannten Buchmesse, gibt es so unverfängliche wie überflüssige Veranstaltungen, wie beispielsweise die Fachmesse für Geschenk- und Wohntrends (CADEAUX ) oder die Internationale Fachmesse für Trophäen, Gravier- und Werbetechnik (WORLD OF TROPHIES). Eine etwas weniger unverfängliche Veranstaltung spielt sich Anfang September allerdings in der Leipziger Messe ab, ohne bis jetzt auf nennenswertes Echo gestoßen zu sein. Vielleicht liegt es ja am exklusiven Charakter oder auch der mangelnden Werbung in der lokalen Presse.

 

Die Rede ist von der General Police Equipment Exhibition & Conference® (GPEC). Nach eigenen Angaben handelt es sich hierbei um „...Europas größte geschlossene Spezialmesse für Fachbesucher aus Behörden und weiteren Bereichen der öffentlichen Sicherheit.“ Dies erklärt bereits die Exklusivität. Die Fachmesse ist ausschließlich für Besucher aus internationalen, nationalen und regionalen Behörden geöffnet.Unter der Schirmherrschaft des Bundesinnenministers können diese dann zwischen den Ständen der über 320 Austeller umherwandeln, sich in diversen Fachtagungen auf den neuesten Stand der Verkehrsüberwachung oder optimierter Körper-Schutzausstattungen bringen oder wohnen einer Vorführung im Carshooting bei.

Die Angebote der Austeller reichen von Bekleidung und Bewaffnung über Kriminal- und Labortechnik bis hin zu Einsatzinformationssystemen, Informations-, Kommunikations- und Organisationstechnik, sowie Sicherungs-, Beobachtungs- und Überwachungstechnik.

 

Außerdem bietet die GPEC

mit der Fachmesse den Kristallisationskern für ein breites Rahmenprogramm mit Fachtagungen und Spezialmeetings zur inneren Sicherheit; das Branchenmeeting der Hersteller und Händler sowohl mit Führungskräften und Entscheidungsträgern für Beschaffungen als auch mit den Anwendern; eine internationale Plattform mit Ausstellern, Delegationen und Fachbesuchern aus Staaten von fünf Kontinenten; die unverzichtbare Basis für Produkt- und Geschäftsentwicklungen zwischen Industrie und Behörden; etwa 500 Aussteller aus aller Welt auf 20.000 m² Ausstellungsfläche in der Halle 1 und einen direkt angeschlossenen Tagungsbereich in der Leipziger Messe; [sowie schlussendlich] eine sehr verkehrsgünstige Lage für Flugzeug, Bahn und PKW, inkl. großzügiger Park- und Verlademöglichkeiten

 

Damit fördert sie

den interministeriellen und interdisziplinären Informationsaustausch; Innovationen und Technologien für moderne Ausrüstung und Ausbildung von Sicherheitsbehörden; [sowie] die Stärkung der gesamtstaatlichen Sicherheit, Kriminalitäts- und Terrorismusbekämpfung sowie des Bevölkerungsschutzes “

 

Soweit, so schlecht. Hier treffen sich also Privatunternehmen, die kräftig an der zunehmenden Militarisierung der Innenpolitik mitverdienen wollen mit führenden Vertretern diverser Innen- und Sicherheitsbehörden zum gemütlichen Austausch und Shoppen. Dabei sind es hauptsächlich deutsche, amerikanische Unternehmen, sowie Firmen aus dem europäischen Ausland, die hier als Aussteller in Erscheinung treten. Die geografische Bandbreite der vertretenen Behörden, dürfte allerdings weit größer sein, da die Messe in ihrem Umfang weltweit eine der größten sein dürfte.

Die seit ihrem Beginn 2000 im zweijahres Rhythmus stattfindene Veranstaltung hat sich dabei von etwas unter 3000 Besuchern auf 6500 Besucher aus 59 Staaten im Jahr 2012 gesteigert. Angesichts vermehrter und stärkerer sozialer Proteste weltweit, sowie einer Krisenpolitk die in erster Linie auf Repression setzt und soziale Folgen kapitalistischer Ausbeutung nur mit polizeilichen Maßnahmen zu begegnen weiß, ist auch dieses Jahr nicht von rückläufigen Besucherzahlen auszugehen.

 

 

 

Unbemerkt von der Öffentlichkeit findet hier ein informelles Treffen von Akteuren repressiver Politik mit Vertretern der Privatwirtschaft statt. Damit geht die zunehmende Verquickung von privatunternehmerischen und politischen Zielen einher. So verwundert er kaum noch, dass auf einer scheinbaren Handelmesse, auf der sich Unternehmen positionieren, General a. D. Ulrich K. Wegener („Gestalter“ der GSG 9 und ihr erster Kommandeur; Kommandeur Grenzschutzkommando West a.D.) als Ehrenbeirat teilnimmt und die Fachberatung von Achim Friedl (Direktor in der Bundespolizei; Leiter Referat Technik und Logistik; Führungs- und Einsatzmittel der BPOL und der BPdL, Bundesministerium des Innern) übernommen wird.

 

Bundesminister des Innern Dr. Thomas de Maizière wünscht allen Teilnehmern „...viele interessante Gespräche und neue Erkenntnisse für die Entwicklung nutzerspezifischer Produkte.“

 

Wir wünschen uns eine Welt, die auf immer neue Technologien zur Repression verzichten kann und die soziale Fragen nicht mit mehr Überwachung und besser ausgerüsteter Polizei beantwortet. Eine Welt ohne Kapitalismus, Krieg und Krise.

 

Die General Police Equipment Exhibition & Conference® findet vom 9.-11. September 2014 in der Halle 1 und einen direkt angeschlossenen Tagungsbereich in der Leipziger Messe statt.