Weniger Angriffe auf sächsische Polizeibeamte

Erstveröffentlicht: 
09.08.2014

Minus von 5,1 Prozent

 1204 Übergriffe: Gewerkschaft vermisst Rückendeckung

Von Martin Fischer und Johannes Angermann

Dresden. In Sachsen ist die Zahl der gewaltsamen Übergriffe auf Polizisten im vergangenen Jahr leicht gesunken. Wie das Innenministerium in Dresden mitteilte, gab es 2013 insgesamt 1204 Fälle - 65 weniger als im Vorjahreszeitraum (ein Minus von 5,1 Prozent). "Die Zahlen zeigen mehr Respekt vor der Polizei", sagte Landesinnenminister Markus Ulbig (CDU).

 

"Das ist das Ergebnis der täglich souveränen Arbeit der Menschen hinter der Uniform." Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) mahnte angesichts der nach wie vor hohen Zahlen weitere Unterstützung durch die Politik an.


Am häufigsten waren Angriffe auf Polizisten in Dresden, Leipzig, Chemnitz, Zwickau und Görlitz - in Leipzig wurden dabei 299 Fälle registriert (2012: 398 Fälle). Die Attacken auf sächsische Polizisten erfolgten meist bei alltäglichen Einsätzen wie der Überprüfung von Personalien, der Klärung von Sachverhalten oder beim In-Gewahrsam-Nehmen, aber auch bei größeren Einsätzen wie Demonstrationen und Fußballspielen. Gegen 1504 zumeist männliche Tatverdächtige wurde ermittelt, fast jeder dritte war betrunken.


Sachsens GdP-Chef Hagen Husgen kann trotz leichten Rückgangs keine echte Verbesserung erkennen. Jeder Angriff sei einer zu viel. "Wenn jeden Tag im Durchschnitt mehr als drei Polizeibeamte im Freistaat angegriffen werden, dann ist das hart genug." Die Uniform schrecke nicht mehr ab und es fehle die Rückendeckung durch die Politik, die die Polizei häufig als Spielball benutze. "Wenn schon die Staatsregierung und der eigene Dienstherr oder die ­Opposition und einige Fraktionen im sächsischen Landtag nicht das Vertrauen in die Polizei haben, wie soll es dann der Bürger haben, der sich da weniger auskennt." Ein weiteres Problem sei der Stellenabbau, der dazu geführt habe, dass die Polizei nicht mehr flächen­deckend in ausreichender Stärke präsent ist. "Wenn einer weiß, dass es eine halbe Stunde dauert, bis Verstärkung kommt, wenn er einen Polizisten angreift, dann darf uns das nicht wundern", sagte Husgen.


2013 gab es in Sachsen 1204 Fälle von Gewalt gegen Polizisten - 65 Fälle oder 5,1 Prozent weniger als 2012. 2078 Polizisten waren betroffen, 27 wurden verletzt, vier schwer. In 872 Fällen (2012: 899) handelte es sich um Widerstand gegen Beamte. Zudem wurden 159 versuchte und vollendete gefährliche Körperverletzungen (156), 73 einfache Körperverletzungen (77) und zwei Mal versuchter Totschlag gezählt. Hinzu kommen 27 Fälle von Landfriedensbruch und schwerem Landfriedensbruch (53) - etwa wenn aus einer Demonstration heraus Steine oder Flaschen geworfen wurden - sowie 55 Bedrohungen (47), 10 Nötigungen (24), eine Freiheitsberaubung (0), 2 Raubdelikte (5) und 3 Gefangenenbefreiungen.