Lesung und Diskussion mit dem Fritz-Bauer-Biographen Ronen Steinke.
Der Name des früheren hessischen Generalstaatsanwaltes Fritz Bauer ist seit der Erinnerung an den vor 50 Jahren begonnenen (Frankfurter) Auschwitzprozess wieder einer breiteren Öffentlichkeit in das Bewusstsein gelangt. Es war Fritz Bauer, der gegen alle Widerstände aus der Politik und vor allem auch der Justiz selbst die strafrechtliche Verfolgung gegen 22 Täter und vieltausendfache Mörder von Auschwitz auf den Weg gebracht hat, die bis dahin unbehelligt leben konnten.
Wer war dieser Fritz Bauer, der mit den Auschwitz-Prozessen den Deutschen ihr Spiegelbild vorhielt und das Wort Auschwitz mit aller Wucht ins saturierte Wohnzimmer verfrachtete? Welche Lehren für die heutige Zeit können aus seinem Wirken gezogen werden, wenn es um die Durchsetzung völlig anderer Gerechtigkeitsbelange geht? Zu denken ist dabei etwa an die maßgeblich von Edward Snowden beeinflusste Debatte um die Grenzen des Sicherheitswahns und dessen Gefahren für eine demokratische Gesellschaft.
Der Fritz-Bauer-Biograph Ronen Steinke schildert Leben und Werk des bis heute wohl für unsere Gesellschaft wirkungsvollsten Juristen. Kein anderer Jurist wird in dieser Zeit so heftig angefeindet und ausgegrenzt. Fritz Bauer beschrieb seine Zunft und das politische Klima in unserem Lande mit den Worten: „Wenn ich mein Büro verlasse, betrete ich feindliches Ausland“.
Fritz Bauer selbst hat eine faszinierende Geschichte: Sozialdemokrat, jüdischer Herkunft, Schwabe, nach der Machtergreifung der Nazis 1933 ins Konzentrationslager verschleppt, Exil-Wegfährte Willy Brandts, Re-Migrant, der den Cheforganisator des Holocaust Adolf Eichmann vor Gericht gebracht hat.
Zum Referenten: Ronen Steinke, Jahrgang 1983, promovierter Jurist, arbeitet heute als Journalist bei der Süddeutschen Zeitung. Sein Buch „The politics of International Criminal Justice“ über die Kriegsverbrechertribunale von 1945 bis heute wurde in FAZ als „Meisterstück“ gelobt.
Veranstalter*innen: Humanistische Union Baden Württemberg, Institut für Kriminologie und Wirtschaftsstrafrecht Freiburg, Arbeitskreis kritischer Jurist*innen Freiburg.
Donnerstag, 24.7.2014, 20 Uhr, Uni Freiburg – Kollegiengebäude I – Raum 1098.