Vom 06.-09. Juni fand bei Appelscha in den Niederlanden das alljährliche anarchistische Pinksterlanddagen Camp statt. Das Camp hat eine lange Tradition und wurde 2014 schon zum 80. Mal organisiert. Unter dem Motto „Do it yourself. No freedom without responsibility.“ (Mach es selbst. Keine Freiheit ohne Verantwortung.) versammelten sich hunderte Anarchisten auf dem seit Mitte der 1930er Jahre von Genossen verwalteten Gelände „Ter Vrijheidsbezinning“ (Zur Freiheitsbesinnung).
Es gab ein breites inhaltliches Programm mit Vorträgen zu anarchistischem Widerstand in den Niederlanden im 1.Weltkrieg, dem Kampf der Flüchtlinge im französischen Calais, der in den Niederlanden bekannten rassistischen Figur „Zwarte Piet“ (Schwarzer Peter) und auch eine Einführung in den Anarchismus. Als nicht niederländisch sprechender Mensch war es kein Problem an diesen Vorträgen und Diskussionen teilzunehmen, da sie auf Anfrage meist auch komplett in Englisch stattfinden konnten oder man bekam eine Live-Übersetzung. Zwar konnten einige der Genossen aus den Niederlanden auch recht viel deutsch, doch wir empfehlen vor einer Teilnahme an den Pinksterlanddagen etwas Englisch zu üben. Neben den Vorträgen, Diskussionen und Workshops gab es auch einige Filme, welche in der kleinen Turnhalle gezeigt wurden.
Das Programm fand etweder im „Grote Zaal“ oder in einem halboffenen großen Zelt statt. Der „Grote Zaal“ war ein Teil des Hauses am Eingang des Camps, wo es jederzeit kleine Sacks, Frühstücksbedarf und etwas zu Trinken zu kaufen gab. Hier spielten auch die verschiedenen Künstler am Abend. Neben dem Gebäude gab es viele Info- und Bücherstände (auch englischsprachige Bücher) und die Kochgruppe Rampenplan (auf deutsch soviel wie Katastrophenplan) versorgte die Leute mit leckerem veganem Essen. Umsonst war das alles allerdings nicht. Der Eintritt zum Camp kostete für das ganze Wochenende 12,50€ und das Abendessen jeweils 4,50€. Bei dem enormen Organisationsaufwand eines Camps für circa 500 Menschen aber völlig okay.
Schön war, dass auf dem Gelände traditionell keine Drogen konsumiert werden sollten. Daran wurde sich auch weitesgehend gehalten wobei es jeden Abend ab circa 22Uhr ein Lagerfeuer im Wald etwas außerhalb des Camps gab wo dann doch einige Menschen Drogen konsumierten, wobei sich der Konsum nach unserem Empfinden in Grenzen hielt. Das riesige Kinderprogramm war auch sehr positiv. Den ganzen Tag über gab es viele Veranstaltungen für die Kleinen wie zum Beispiel ein Puppentheater oder einen Tieramulett-Workshop.
Es ist kein Wunder, dass die Pinksterlanddage schon seit
mehreren Jahrzehnten stattfinden und jedes Jahr hunderte
Menschen ins kleine Appelscha anreisen. Bereits bei der Ankunft
über den mit schwarzroten und schwarzweißen Fahnen geschmückten
Weg wussten wir das uns etwas Besonderes erwarten würde.
anarchistischer Funke