NPD-Generalsekretär Marx droht über Ex-Porno-Darstellerin zu stolpern

Von der Partei verstoßen: Peter Marx droht ein ähnliches Schicksal wie Ex-NPD-Chef Holger Apfel
Erstveröffentlicht: 
03.04.2014

Die Affäre um die unter dem Künstlernamen „Kitty Blair“ bekannte ehemalige Porno-Darstellerin ist längst nicht ausgestanden. Nun droht der Generalsekretär der NPD, Peter Marx, über eine Feier mit der in NPD-Kreisen mittlerweile „unerwünschten Person“ zu stolpern. Unterdessen meldet sich die Porno-Branche zu Wort: Ihre ehemaligen Kolleginnen und Kollegen möchten mit dem gefallenen Sternchen nichts mehr zu tun haben.

 

„Kinderschläger, Neger, Pornodarstellerinnen“ – NPD-Generalsekretär Marx weiß, wie man feiert“ titelte ENDSTATION RECHTS. Ende Februar. Ein Artikel auf dem rechtsextremistischen Internetportal „Altermedia“ brachte damals die Affäre ins Rollen. Dort wurden Bilder nebst einem Text mit eindeutiger Botschaft veröffentlicht. Angeprangert wurde das Verhalten einiger Angehöriger des saarländischen NPD-Skandal-Landesverbandes, unter ihnen der Generalsekretär der Bundespartei, Peter Marx.

Die Truppe feierte in einer Saarbrücker Lokalität mit zweifelhaftem Ruf den Geburtstag einer Sympathisantin und einer Funktionärin: Eine Stripperin und ein Kuchen in Penisform – ein mehr als pubertärer Gag – sorgten für Stimmung. Zum Partyvolk gehörte mit Ina Groll eine junge Aktivistin, die sich seit mehreren Wochen im Parteiumfeld bewegte und als Weihnachtsfrau in einem sexy Kostüm verkleidet für die NPD die Werbetrommel rührte.

 

Porno-Affäre ohne Ende

Die Ausschweifungen erhitzten bald die Gemüter der Szene. Im Mittelpunkt der Kritik der „Kameraden“ stand neben dem ungeliebten NPD-Spitzenfunktionär Marx, über den immer wieder Spitzelgerüchte in der Szene lanciert werden, eben jene Ina Groll. Stein des Anstoßes war der vorherige Job der 28-Jährigen. Erst im Dezember hatte sie via Facebook unter dem Motto „Nationalismus darf auch sexy sein“ angekündigt, ihren bisherigen Beruf als Erotikdarstellerin an den Nagel hängen zu wollen. „Ja, ich habe in meiner Vergangenheit meinen Körper gezeigt – jetzt möchte ich Gesicht für die NPD zeigen!“, schrieb das bis dahin besser als „Kitty Blair“ bekannte Porno-Sternchen.

 

Über die Neonazistin brach ein „nationaler Shitstorm“ herein, Groll wurde mit derben Worten beschimpft. Einige Gesinnungsgenossen warfen ihr „Rassenschande“ vor, da sie in Filmen mit farbigen Darstellern gearbeitet habe. Die NPD-Führung reagierte auf den Aufschrei der „Bewegung“, obwohl Groll nach Aussage von NPD-Bundesgeschäftsführer Jens Pühse nie Parteimitglied war. Sie wurde – um Druck vom Kessel zu lassen – zur „unerwünschten Person“ erklärt.

 

Nicht aus der Schusslinie entkam hingegen Marx. Nach Informationen von Spiegel Online stellte die Parteijugend Junge Nationaldemokraten (JN), mit der sich der saarländische Landeschef schon häufiger angelegt hatte, einen Antrag auf dessen Abwahl. Außerdem soll das Parteipräsidium einstimmig beschlossen haben, der mehr als unglücklich in seine Amtszeit gestartete Bundesvorsitzende Udo Pastörs solle Marx zum Rücktritt auffordern.

 

Lässt Pastörs seinen Weggefährten fallen?

Nun liegt der Ball bei Pastörs. Der wegen „qualifizierter Holocaustleugnung“ vorbestrafte 61-Jährige habe die Entwicklungen seines Generalsekretärs „mit gewisser Überraschung zur Kenntnis genommen“, sagte er Spiegel Online. Er wolle die Vorwürfe prüfen. Marx aber gibt sich kämpferisch. Für eine Absetzung ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit nötig, für die er keine Mehrheit sehe.

In der Schweriner Fraktion, wo Marx seit 2006 arbeitet, werden hingegen Nägel mit Köpfen gemacht. Seinen Posten als Geschäftsführer ist der gebürtige Rheinland-Pfälzer bereits seit einiger Zeit los, aktuell tritt er als Referent in einem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss auf. Die Karriere des früheren Strippenziehers könnte bald komplett vorbei sein, laut Pastörs gebe es keine „Anschlussverwendung“ mehr für Marx.

 

Erotikbranche verstößt „Kitty Blair“

Insgeheim wird sich die verstoßene Groll womöglich über die verfahrene Situation ihres NPD-Feierkumpanen freuen, steckt sie doch in einer ähnlichen Lage. Während sie bei der Suche nach einer neuen politischen Heimat möglicherweise fündig geworden ist – die Neonazi-Splitterpartei Die Rechte debattiert über ihre Aufnahme – ist sie in Sachen Lebensunterhalt nicht weiter. Aktuell soll die frühere Porno-Aktrice laut Spiegel Online auf Jobsuche sein.

In ihr altes „Leben“ wird sie nicht mehr zurückkehren können, die Erotikbranche möchte mit dem gefallenen Sternchen nichts mehr zu tun haben. „Wenn wir gewusst hätten, wie die besagte Dame politisch drauf ist, hätten wir sie sofort wieder nach Hause geschickt!“, sagte John Thompson, Chef der Berliner Porno-Produktion „GGG“ dem Berliner Kurier. „Bei uns dürfen alle Hautfarben und Nationalitäten drehen. Nazis brauchen wir hier nicht“, machte er abschließend deutlich. Damit wird auch ihre Weltanschaaung geächtet.