Die Polizei beseitigt mit schwerem Gerät Baumhäuser wegen angeblicher „Gefahr für Leib und Leben“. RWE kann weiter kräftig Braunkohle abbaggern.
KÖLN taz | Mit einem großen Polizeieinsatz ist am Donnerstag die Besetzung des Hambacher Forstes durch renitente KlimaschützerInnen beendet worden. Mehrere Hundertschaften Polizei und Kletterteams rückten an, um mit Baggern und Hebebühnen an der Tagebaukante bei Kerpen-Buir eine „Gefahrenstelle“ zu beseitigen, begründete die Stadt Kerpen die Räumung.
Aus Protest gegen den Braunkohletageabbau hatten sich seit Anfang September 2013 zumeist jugendliche AktivistInnen in den Wipfeln häuslich eingerichtet. Eigentümerin des Waldstücks ist der Essener Energieriese RWE. „Wir sind hier, weil RWE mit der Verbrennung von Braunkohle die Atmosphäre aufheizt und dadurch das Sicherheitsrisiko für Gesellschaften und Ökosysteme massiv verschärft“, sagte eine Besetzerin. Der Forst im Einzugsgebiet des Tagebaus Hambach soll 2018 den Baggern weichen.
Die Räumung veranlasst hat die Stadt Kerpen. Rund sechs Monate nach Beginn der Besetzung besteht für sie plötzlich neben dem Verstoß gegen das Recht auch „eine Gefahr für Leib und Leben für unbeteiligte Waldspaziergänger“. Außerdem seien auch die BesetzerInnen bedroht. Die wiesen den Vorwurf entschieden zurück: Sie hätten alles gut abgesichert. „Gefährdet ist vor allem das globale Klima“, sagt eine Aktivistin.
Während die KohlegegnerInnen Handsirenen erschallen ließen und „Hello, Goodbye“ von den Beatles spielten, rückte ihnen die Polizei mit drei Hebebühnen und Höhenkletterern zu Leibe, um die Baumhäuser Stück für Stück auseinanderzunehmen. Bei Redaktionsschluss dauerte der Einsatz noch an. Laut Polizeipressesprecher Anton Hamacher befanden sich fünf UmweltschützerInnen in vier verschiedenen Baumhäusern. Ein Aktivist habe sich „festgemacht“.
Über seine Tochterfirma RWE Power – ehemals Rheinbraun – verwüstet der Essener Stromkonzern in der Region zwischen Köln, Aachen und Mönchengladbach seit Jahrzehnten ganze Landstriche. Mit dem Tagebau Hambach entsteht das größte Loch Europas. Rund 2,4 Milliarden Tonnen Kohle sollen dann in den umliegenden vier RWE-Großkraftwerken verbrannt werden. Das rheinische Braunkohlerevier mit seinen Braunkohle-Tagebauen und -Kraftwerken, in denen der Energieträger verstromt wird, gilt als die klimaschädlichste Region Europas.