[DD] Kundgebung zum Tag der politischen Gefangenen

Schautafel 18. März

In Dresden wurde am Dienstag, den 18.03.2014 anlässlich des Tages der politischen Gefangenen eine unangemeldete Kundgebung auf dem Albertplatz abgehalten. Der Albertplatz ist ein zentraler Verkehrsknoten- und Umsteigepunkt in der Dresdner Neustadt. Hier verteilten Aktivist_innen Flyer an die Passant_innen und stellten 12 Schautafeln zur Thematik auf. Außerdem informierten Transparente - verteilt in der Dresdner Neustadt - über den Aktionstag. In einem Redebeitrag, welcher mehrfach verlesen wurde, ging es um die Knastideologie und dessen Akzeptanz in der Gesellschaft.

 

Der 18. März ist ein Tag, an dem auf die Situation von politischen Gefangenen aufmerksam gemacht werden soll. Beispielhaft seien hier Josef oder Marco Camenisch genannt. Es gibt aber viele mehr, die hinter Gittern sitzen. Zeigt euch nicht nur an diesem Tag solidarisch mit den inhaftierten Genoss_innen. Schreibt den Gefangenen oder organisiert Soli- und Info-Veranstaltungen.

 

Denn unser tägliches Bemühen um eine Welt ohne Unterdrückung und Ausbeutung verlangt von uns eine permanente Auseinandersetzung mit Repression. Um einen kollektiven Moment der Offensive zu schaffen, wird es am 22. März 2014 einen groß angelegten Aktionstag in Berlin geben.

 

Mit einer Demonstration und anschließenden Aktionen im Stadtgebiet wollen wir dem Überwachungsstaat und seinen Kettenhunden klar machen was wir von ihnen halten: Was sie verdient haben ist nicht der Dialog, sondern ein unmissverständliches FUCK YOU! Wir werden nicht um Freiheiten und ein besseres Leben für Alle betteln. Beteiligt euch an den Aktionen am 22. März in Berlin!

 

Wir sind alle eingesperrt, bis die Letzten frei sind!

Rote Hilfe Dresden




An dieser Stelle dokumentieren wir den verlesenen Redebeitrag:

 

Knäste zu Baulücken! Schließer zu Gärtnern! Weltweit sitzen Millionen Menschen hinter Gittern. Die meisten werden weggesperrt wegen Eigentumsdelikten (z.B. Diebstahl oder Schwarzfahren), aus politischen Gründen oder weil sie auf Grund ihrer Herkunft illegalisiert werden.

 

Knast bedeutet körperliches und seelisches Ausgeliefert sein, einmal durch die Willkür der Wärter und die Übergriffe anderer Inhaftierter und zum anderen durch das bloße Weggesperrtsein. Viele sehen den Knast nur als ein Gebäude aus Stahl und Beton, aber er ist ein Realität gewordener Traum von Autorität und Macht. Eine Form, eine Strategie der Machterhaltung und Machtentfaltung, die unsere gesamte Gesellschaft durchzieht.

 

Wie es ist wenn der Kopf gegen die Zellentür knallt und es kein Rauskommen mehr gibt, wissen nur die, die „Drinnen“ sitzen. Aber auch hier „Draussen“ können wir die Versatzstücke einer Knastideologie erkennen. Die Lebensbedingungen innerhalb wie außerhalb der Knäste ähneln sich immer mehr. Wir werden tagtäglich überwacht, fordern diese Überwachung mehr oder weniger selbst ein oder akzeptieren sie stillschweigend. Konflikte werden nicht offen ausgetragen. Die Drohung mit Anwälten und Behörden scheint bequemer, der Griff zum Hörer, um die Bullen zu rufen, geht schneller.

 

Die Einschränkung der Selbstbestimmung wird kaum noch hinterfragt. Ebenfalls geben wir uns tagtäglich der staatlichen Kontrolle hin, und sei es nur durch die Offenlegung unseres privaten Lebens für das Arbeitsamt. Dieser staatlichen Kontrolle sind wir schon in der Schule ausgesetzt, allein schon die „Kopfnoten“ dienen der Disziplinierung. Milieus, welche draußen bestehen, werden im Knast reproduziert und verfestigt. Daraus ergibt sich wiederum eine bessere Überwachbarkeit. Die Medien tun ihr Übriges dazu. Sie tragen zur Übersättigung und Überforderung der breiten Masse nicht unwesentlich bei.

 

Der „normale Bürger“ soll den ganzen Tag seinen Aufgaben nachhetzen und wenn er geschafft nach Hause kommt, übermittelt ihm das meinungsmachende Fernsehen, welch „asoziales Pack“ jene sind, welche sich diesem System nicht beugen. Es wird nicht die Situation hinterfragt, in der sich diese befinden. Und wenn wir uns zur Wehr setzen und unsere freiheitlichen Rechte einfordern, werden wir und unsere Tun kriminalisiert. Schon kleinste Aktionen, welche vom Gehorsam abweichen, werden strafrechtlich verfolgt.

 

Was uns vom Knast trennt, sind lediglich die Mauern. Aus diesem Grunde gilt es an den Mauern, den herrschenden Strukturen zu rütteln.

 


 

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