Farbbeutelanschlag auf Dresdner Busmannkapelle

Busmannkapelle
Erstveröffentlicht: 
17.02.2014

Dresden. Unbekannte haben in der Nacht vom 11. auf den 12. Februar an der Baustelle der geplanten Gedenkstätte Busmannkapelle für die ehemalige Sophienkirche einen Farbbeutelanschlag verübt. Die Innenmauern der Busmannkapelle wurden auf diese Weise mit fünf großen Farbbeuteln beschmiert. Der Bauherr der geplanten Gedenkstätte hat bei der Polizei Anzeige gegen den oder die unbekannten Täter gestellt.

 

Nach Einschätzung der Dresdner Polizei geschah die Sachbeschädigung im Zusammenhang mit dem Gedenktag am 13. Februar. Abschließende Schadensangaben lägen derzeit noch nicht vor, teilte Polizeisprecher Marko Laske mit.

Auch der Bauherr der Busmannkapelle, Gerhard Glaser, kann den entstandenen Schaden noch nicht beziffern. „Die Reinigung ist hier sicher besonders aufwendig“, sagte der ehemalige sächsische Landeskonservator auf Anfrage von DNN-Online. „Der verwendete Beton ist sandbestrahlt und deshalb sehr rau.“ In den nächsten Tagen werde er das weitere Vorgehen mit einem Fachmann besprechen. „Wir haben immer gehofft, von solchen Attacken verschont zu bleiben, sagte Glaser am Montag. Seit 2008 sei an der Baustelle bis auf Kleinigkeiten nie etwas passiert. Mutmaßungen über den oder die Täter will Glaser indes nicht anstellen: „Zum 13. Februar sind so viele unterschiedlichen Gruppierungen unterwegs. Da möchte ich mich mit Spekulationen zurückhalten."

Sebastian Kieslich, erinnerungspolitischer Sprecher der CDU Fraktion im Dresdner Stadtrat, wandte sich mit deutlichen Worten gegen die Tat: „Das individuelle Gedenken und stille Trauern an authentischen Orten über die Toten der Luftangriffe 1945 gehört zum Kern der Dresdner Erinnerungskultur. Dass nun die Busmannkapelle, die künftig als Gedenkstätte für die zahlreichen Opfer des 13./14. Februars dienen soll, derart feige angegriffen und beschädigt wird, ist beschämend für die Opfer dieses Angriffs.“ Neben den unsäglichen Provokationen der Rechtsextremen seien es genau solche Torheiten, die das würdige Gedenken Jahr für Jahr gefährden und den Missbrauch des Gedenktages befördern würden, sagte Kieslich.

Die Sophienkirche brannte nach der zweiten Angriffswelle der Bombardierung Dresdens am 13. Februar 1945 aus. Ein Jahr später stürzten die Gewölbe ein. Das spätere SED-Politbüro beabsichtigte eine vollständigen Abriss der Kirche: Im Jahr 1962 wurden die Mauern abgetragen und der Kirchturm gesprengt.

Nach dem politischen Umbruch 1989/90 beschloss die Dresdner Stadtverordnetenversammlung im Jahr 1994 die historischen Werte der Sophienkirche zu erhalten und an dem früheren Standort eine Gedenkstätte zu errichten. Zentraler Bestandteil sollte die Busmannkapelle werden, eine Seitenkapelle der ursprünglichen Sophienkirche, die um 1400 von der Dresdner Patrizierfamilie Busmann gestiftet worden war.

Ein Entwurf des Architektenbüros Gustavs und Lungwitz gewann 1996 den dazu ausgerichteten Architekturwettbewerb. Im Jahr 2010 begannen dann die eigentlichen Baumaßnahmen an der Busmannkapelle. Im April 2012 wurde der Schlussstein gesetzt. Seit 1998 organisiert der Verein "Gesellschaft zur Förderung einer Gedenkstätte für die Sophienkirche Dresden" an dem Standort Veranstaltungen.

In diesem Jahr soll der Kapelle eine Dachkonstruktion aus Stahl, Holz und Metall aufgesetzt werden. Die Planungen dazu werden noch in diesem Quartal abgeschlossen sein, prognostiziert Bauherr Gerhard Glaser. Auch die Arbeiten an der Glaseinfassung, die die Busmannkapelle und eine der angrenzenden Stelen umhüllen soll, werden noch in diesem Jahr beginnen. Rund eine Million Euro werden die Maßnahmen in 2014 kosten.

Mahnmal für Opfer des 13. Februar 1945 ebenfalls attackiert

Wie die Polizei auf Anfrage der DNN mitteilte, wurde bereits in der Nacht vom 6. zum 7. Februar auf das Mahnmal für die Opfer des 13. Februar 1945 auf dem Heidefriehof ein Anschlag verübt. Unbekannte beschmierten die Gedenkstätte mit dem Schriftzug „Deutsche Opfermythen brechen", wie Polizeisprecher Marko Laske erklärte. Die Schmiererei wurde noch vor der Gedenkfeier wieder entfernt, die Kosten dafür betrugen laut Laske rund 1000 Euro. „Die Staatsschutzabteilung der Kriminalpolizei ermittelt", erklärte Laske. In der Nacht vor der Gedenkveranstaltung wurde die Gedenkstätte von einem größeren Polizeiaufgebot geschützt.