Dresden. Unbekannte haben in der Nacht vom 11. auf den 12. Februar an der Baustelle der geplanten Gedenkstätte Busmannkapelle für die ehemalige Sophienkirche einen Farbbeutelanschlag verübt. Die Innenmauern der Busmannkapelle wurden auf diese Weise mit fünf großen Farbbeuteln beschmiert. Der Bauherr der geplanten Gedenkstätte hat bei der Polizei Anzeige gegen den oder die unbekannten Täter gestellt.
Nach Einschätzung der Dresdner Polizei geschah die Sachbeschädigung im
Zusammenhang mit dem Gedenktag am 13. Februar. Abschließende
Schadensangaben lägen derzeit noch nicht vor, teilte Polizeisprecher
Marko Laske mit.
Auch der Bauherr der Busmannkapelle, Gerhard
Glaser, kann den entstandenen Schaden noch nicht beziffern. „Die
Reinigung ist hier sicher besonders aufwendig“, sagte der ehemalige
sächsische Landeskonservator auf Anfrage von DNN-Online. „Der verwendete
Beton ist sandbestrahlt und deshalb sehr rau.“ In den nächsten Tagen
werde er das weitere Vorgehen mit einem Fachmann besprechen. „Wir haben
immer gehofft, von solchen Attacken verschont zu bleiben, sagte Glaser
am Montag. Seit 2008 sei an der Baustelle bis auf Kleinigkeiten nie
etwas passiert. Mutmaßungen über den oder die Täter will Glaser indes
nicht anstellen: „Zum 13. Februar sind so viele unterschiedlichen
Gruppierungen unterwegs. Da möchte ich mich mit Spekulationen
zurückhalten."
Sebastian Kieslich, erinnerungspolitischer
Sprecher der CDU Fraktion im Dresdner Stadtrat, wandte sich mit
deutlichen Worten gegen die Tat: „Das individuelle Gedenken und stille
Trauern an authentischen Orten über die Toten der Luftangriffe 1945
gehört zum Kern der Dresdner Erinnerungskultur. Dass nun die
Busmannkapelle, die künftig als Gedenkstätte für die zahlreichen Opfer
des 13./14. Februars dienen soll, derart feige angegriffen und
beschädigt wird, ist beschämend für die Opfer dieses Angriffs.“ Neben
den unsäglichen Provokationen der Rechtsextremen seien es genau solche
Torheiten, die das würdige Gedenken Jahr für Jahr gefährden und den
Missbrauch des Gedenktages befördern würden, sagte Kieslich.
Die Sophienkirche brannte nach der zweiten Angriffswelle der
Bombardierung Dresdens am 13. Februar 1945 aus. Ein Jahr später stürzten
die Gewölbe ein. Das spätere SED-Politbüro beabsichtigte eine
vollständigen Abriss der Kirche: Im Jahr 1962 wurden die Mauern
abgetragen und der Kirchturm gesprengt.
Nach dem politischen
Umbruch 1989/90 beschloss die Dresdner Stadtverordnetenversammlung im
Jahr 1994 die historischen Werte der Sophienkirche zu erhalten und an
dem früheren Standort eine Gedenkstätte zu errichten. Zentraler
Bestandteil sollte die Busmannkapelle werden, eine Seitenkapelle der
ursprünglichen Sophienkirche, die um 1400 von der Dresdner
Patrizierfamilie Busmann gestiftet worden war.
Ein Entwurf des
Architektenbüros Gustavs und Lungwitz gewann 1996 den dazu
ausgerichteten Architekturwettbewerb. Im Jahr 2010 begannen dann die
eigentlichen Baumaßnahmen an der Busmannkapelle. Im April 2012 wurde der
Schlussstein gesetzt. Seit 1998 organisiert der Verein "Gesellschaft
zur Förderung einer Gedenkstätte für die Sophienkirche Dresden" an dem
Standort Veranstaltungen.
In diesem Jahr soll der Kapelle eine
Dachkonstruktion aus Stahl, Holz und Metall aufgesetzt werden. Die
Planungen dazu werden noch in diesem Quartal abgeschlossen sein,
prognostiziert Bauherr Gerhard Glaser. Auch die Arbeiten an der
Glaseinfassung, die die Busmannkapelle und eine der angrenzenden Stelen
umhüllen soll, werden noch in diesem Jahr beginnen. Rund eine Million
Euro werden die Maßnahmen in 2014 kosten.
Mahnmal für Opfer des 13. Februar 1945 ebenfalls attackiert
Wie
die Polizei auf Anfrage der DNN mitteilte, wurde bereits in der Nacht
vom 6. zum 7. Februar auf das Mahnmal für die Opfer des 13. Februar 1945
auf dem Heidefriehof ein Anschlag verübt. Unbekannte beschmierten die
Gedenkstätte mit dem Schriftzug „Deutsche Opfermythen brechen", wie
Polizeisprecher Marko Laske erklärte. Die Schmiererei wurde noch vor der
Gedenkfeier wieder entfernt, die Kosten dafür betrugen laut Laske rund
1000 Euro. „Die Staatsschutzabteilung der Kriminalpolizei ermittelt",
erklärte Laske. In der Nacht vor der Gedenkveranstaltung wurde die
Gedenkstätte von einem größeren Polizeiaufgebot geschützt.