Borna. Ohne nennenswerte Zwischenfälle verliefen am Sonnabend in Borna zwei Veranstaltungen, bei denen es um die Unterbringung von Asylbewerbern in der ehemaligen Berufsschule am Königsplatz ging. Während eine Bürgerinitiative mit dem Namen „Wir sind Borna“ auf dem Markt gegen die Unterbringung der Asylbewerber protestierte, hatten Vertreter des Netzwerkes „Gastfreunde Borna“ zu einem Hoffest hinter der Ex-Berufsschule eingeladen.
Sonnabend, kurz vor 18 Uhr. Auch im Stadtzentrum ist es bitter kalt im zweistelligen Minusbereich. Auf dem Markt verlaufen sich ein paar Dutzend Leute. Neben dem Rathaus und auf der Straße stehen Polizeiwagen. Noch mehr Polizei ist rund um die Asylbewerberunterkunft am Königsplatz zu sehen. Wenigstens zwölf Autos sichern eine Mahnwache ab, die der Verein „Bon Courage“ an der einstigen Berufsschule abhält. Im Hof wird gegrillt, es gibt Bratwürste vom Schwein und mit Rücksicht auf die Ernährungsgewohnheiten der Asylbewerber auch aus Putenfleisch. Hinter dem Grill steht der Geschäftsführer der Bornaer Wohnbau- und Siedlungsgesellschaft (BWS), Sören Uhle, einer der Initiatoren des Netzwerks „Gastfreunde Borna“. Ihm assistiert der Linken-Landtagsabgeordnete Enrico Stange.
Der vegane Kartoffelsalat ist die Spende einer Fleischerei, die Kekse stammen von der evangelischen Gemeinde. Von der kommt auch der Posaunenchor, der für eher ungewohnte Klänge in den Ohren der Asylbewerber sorgt. Die kommen aus dem Haus in die Kälte, darunter auch Frauen, essen und trinken und verschwinden wieder in der Wärme – wohl auch, weil ihnen die passende Kleidung für den deutschen Winter fehlt. Für Thomas Brandenburg, der in der Altstädter Hauptstraße ganz in der Nähe der ehemaligen Berufsschule wohnt, sind die zeitweiligen Nachbarn kein Problem. Er habe die Asylbewerber noch gar nicht so wahrgenommen. „Ich habe kein Problem mit denen“, auch wenn der Mann, der bei der Diakonie arbeitet, einräumt, dass die beiden kriminellen Tunesier, deretwegen die Polizei mehrfach anrücken musste (die LVZ berichtete), nicht in das Heim gehören. Von der Bürgerinitiative, die zur gleichen Zeit ihre Kundgebung auf dem Markt abhält, fühle er sich nicht vertreten. Auf dem Markt haben sich etwa 100 Leute versammelt, wie die Polizei einschätzt, etwa genauso viele wie rund um das Asylbewerberheim. Auf dem Markt werden Transparente hochgehalten. Zu lesen sind Aufschriften wie „Wir sind nicht das Sozialamt der Welt“ und „Jedem Volk sein Land, nicht jedem Volk sein Stück Deutschland“. Beobachtet wird die Szenerie von Oberbürgermeisterin Simone Luedtke (Linke), dem Dezernenten für Ordnung und Sicherheit im Landratsamt, Klaus-Thomas Kirstenpfad, sowie weiteren Mitarbeitern aus der Kreis- und der Stadtverwaltung.
Den Versammlungsteilnehmern war im Vorfeld untersagt worden, Fackeln mit sich zu führen. Die Polizei sorgt dafür, dass die Kundgebungsteilnehmer nicht ostwärts über den Markt Richtung Reichsstraße gelangen. Präventiv gibt es Personenkontrollen, wie der Leiter des Polizeireviers Borna, Andreas Müller, sagt. Kontrolliert werden sowohl Kundgebungsteilnehmer vom Markt als auch Leute, die vom Königsplatz kommen. Gegen 19.20 Uhr zerstreuen sich die Versammelten auf dem Markt. Im Hof des Asylbewerberheims wird es ebenfalls ruhiger.