Ed­ward Snow­den deckt auf: De­mo­kra­ti­sche Staa­ten be­spit­zeln den gan­zen Glo­bus - Ver­stößt staat­li­che To­tal­über­wa­chung gegen bür­ger­li­che Frei­heit?

Ge­gen­Stand­punkt & Dis­kus­si­on:

Ed­ward Snow­den deckt auf:
De­mo­kra­ti­sche Staa­ten be­spit­zeln den gan­zen Glo­bus Ver­stößt staat­li­che To­tal­über­wa­chung gegen bür­ger­li­che Frei­heit?

Wann: Diens­tag, 21. Ja­nu­ar 2014, 19.​30 Uhr
Wo: Karls­ru­he, Plan­wirt­schaft, Wer­der­str. 28
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Vom world wide web haben sich viele der di­gi­tal na­ti­ves einen ge­wal­ti­gen Ge­winn an pri­va­ter und po­li­ti­scher Frei­heit ver­spro­chen. Um­fas­sen­de Trans­pa­renz soll­te Herr­schaft kon­trol­lier­bar und so ein Stück weit un­mög­lich ma­chen.

 

Die Ent­hül­lun­gen des ehe­ma­li­gen Ge­heim­dienst­mit­ar­bei­ters Snow­den haben ge­zeigt, dass mit dem Fort­schritt der elek­tro­ni­schen Kom­mu­ni­ka­ti­on alles und jeder für staat­li­che Über­wa­chung trans­pa­rent ge­wor­den ist.

 

Warum sind de­mo­kra­ti­sche Staa­ten so scharf auf um­fas­sen­de Über­wa­chung ihrer Bür­ger?


Die staat­li­chen Stel­len in Deutsch­land und den USA geben zu, dass die weit­rei­chen­de Kon­trol­le und das Da­ten­sam­meln die Frei­heit der Bür­ger be­schrän­ken: „100 % Frei­heit und 100 % Si­cher­heit sind lei­der nicht zu haben“! An­ge­sichts von „Be­dro­hun­gen“, ins­be­son­de­re durch „Ter­ro­ris­ten“, sei Frei­heit ohne Schutz und Si­cher­heit nichts wert, ja über­haupt nicht mög­lich.

 

Al­ler­dings – be­schränkt sich das Kon­troll­re­gime des Staa­tes wirk­lich auf „ter­ro­ris­ti­sche An­schlä­ge“ und „or­ga­ni­sier­tes Ver­bre­chen“?


Die von Snow­den auf­ge­deck­ten Prak­ti­ken der to­ta­len Kon­trol­le prin­zi­pi­ell aller Bür­ger und stän­di­ger Aus­bau und Per­fek­tio­nie­rung der Über­wa­chungs­tech­ni­ken wei­sen doch dar­auf hin, dass der Staat alle Bür­ger als Ge­fah­ren­quel­len be­han­delt. Warum will er denn sonst über deren ge­sam­te elek­tro­ni­sche Kom­mu­ni­ka­ti­on Be­scheid wis­sen? Warum will er sich je­der­zeit Aus­kunft über ihre Ziele und Ab­sich­ten be­schaf­fen kön­nen – un­ab­hän­gig davon, ob sie über­haupt wel­che haben, die gegen ihn ge­rich­tet sind?

 

Wie passt die­ses staat­li­che Miss­trau­en zur po­li­ti­schen Frei­heit der Bür­ger, auf deren Ge­wäh­rung die De­mo­kra­tie so stolz ist?


Stolz sind De­mo­kra­ten auch auf das Macht­ge­fü­ge, das sie „Ge­wal­ten­tei­lung“ nen­nen: kein Zu­griff auf Daten der Bür­ger ohne grund­rechts­über­prüf­te Ge­setz­ge­bung und durch sie er­mäch­tig­te Kon­troll­in­stan­zen wie das Par­la­men­ta­ri­sche Kon­troll­gre­mi­um des Bun­des­ta­ges und Ge­rich­te – dann aber immer! Die große Ko­ali­ti­on hat sich im Ko­ali­ti­ons­ver­trag dar­auf ge­ei­nigt, dass die Vor­rats­da­ten­spei­che­rung jetzt end­lich ge­setz­lich ge­re­gelt wer­den muss. Die­ses Ge­setz soll die Rah­men­richt­li­ni­en um­set­zen, die die EU-​Kom­mis­si­on er­las­sen hat, damit in allen EU-​Staa­ten glei­cher­ma­ßen auf Vor­rat ge­spei­chert wird. Auf An­trag des EU-​Ge­ne­ral­an­walts wird dem­nächst der Eu­ro­päi­sche Ge­richts­hof (EuGH) ent­schei­den, wie die Pflicht der EU-​Staa­ten zur all­ge­mei­nen Schnüf­fe­lei so for­mu­liert wer­den muss, dass sie mit der Eu­ro­päi­schen Grund­rech­te­char­ta kon­form ist. Jus­tiz­mi­nis­ter Maas schlägt daher vor, das deut­sche Ge­setz­ge­bungs­ver­fah­ren bis zum Ur­teil des EuGH aus­zu­set­zen. Grüne und Linke Ab­ge­ord­ne­te reden von einem Etap­pen­sieg für die Frei­heits­rech­te der Bür­ger…

 

Wenn schon vor dem Eu­GH-​Ver­fah­ren fest­steht, dass die EU-​Staa­ten dem­nächst auch of­fi­zi­ell ge­setz­lich ge­re­gelt flä­chen­de­ckend sämt­li­che Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ver­bin­dun­gen aller Bür­ger aus­spio­nie­ren dür­fen, worin be­steht dann die Bür­ger­frei­heit, die die recht­spre­chen­de Ge­walt schützt, indem sie die Über­wa­chungs­re­geln grund­rechts­kon­form und damit un­an­fecht­bar macht?


Und worin be­steht die Schran­ke für die Schnüff­ler im Staats­dienst, wenn an­de­re Ab­tei­lun­gen des Staa­tes deren Über­wa­chungs­tä­tig­keit „kon­trol­lie­ren“?

 

Kapital-Lesekreis Karlsruhe