Am 03.09.2009 haben zeitgleich BewohnerInnen und FreundInnen der Liebig14 die Zentrale des Deutschen Kinderschutzbundes in Berlin und den Kreisverband in Unna besetzt. Hier eine kurze Schilderung der Ereignisse, aus Sicht der BesetzerInnen.
Gegen 11 Uhr Mittags betraten ca. 10 BewohnerInnen und UnterschützerInnen samt Kinderwagen das Büro des Bundesverbands des Deutschen Kinderschutzbundes in der Schöneberger Str. 15 in Berlin. Friedlich wurden die anwesenden Beschäftigten kurz auf die Problematik angesprochen und ihnen die Aktion erklärt. Sofort wurde uns eine technische Störung eines vermeintlichen Servers erläutert, die es uns unmöglich machen sollte die Faxe des Büros zu benutzen. Im späteren Verlauf, stellte sich jedoch durch ständiges Klingeln der Telefone und Faxe heraus, dass dies eine hinhalte Taktik darstellen sollte. Glücklicherweise sicherte uns jedoch eine zeitgleiche Verschickung unserer Presserklärung ab, so dass unsere Botschaft die Medien dennoch erreichte. Nach kurzer Nervosität innerhalb der Bürogemeinschaft, kam Mensch jedoch an einen Tisch, um die Standpunkte der Hausgemeinschaft mit der Leiterin Paula Honkanen-Schoberth zu besprechen. Nach einer Erläuterung über den Aufbau des Deutschen Kinderschutzbundes und dessen Feudalismus, mit dem uns klar gemacht werden sollte, das der Bundesverband keinerlei Einflüsse auf die Praktiken des Unnaer Kreisverbandes hat, unterbrachen wir Frau Honkanen-Schoberth um den Konflikt von unserer Seite aus zu erklären. „Herr Thöne macht einen seriösen Eindruck auf den Bundesverband“, jedoch die Tatsache das Edwin Thöne mittels einer einfachen Unterschrift die Prozesse am kommenden Dienstag stoppen kann, verunsicherte unsere GesprächspartnerIn etwas. Auch das die Liebig14 bereits konkrete Vorstellungen hat, um in direkte Verhandlungen mit Thöne treten zu können, machte kurzzeitig etwas Eindruck. Jedoch wurde immer wieder betont der Ruf des Kinderschutzbundes etwas angekratzt sei und dies doch zu unterlassen sei, da der Konflikt mit der Hausgemeinschaft allein das Problem von Thöne privat ist. Wir wiesen jedoch darauf hin, dass sein soziales Angergement einerseits und die Räumung einer Hausgemeinschaft samt Kinder mit ca. 30 Personen in Berlin niemals überein gehen werden. Die angespannte und sichtlich nervöse Geschprächsrunde wurde von einer MitarbeiterInn unterbrochen, die einen Stapel Pressemitteilungen aus der Bundesrepublik hineinreichte. Zeitgleich wurde der Kreisverband in Unna besetzt und die Taktik ihre Faxgeräte nicht benutzen zu könne schien für sie nicht mehr aufzugehen. Der Stein war im Rollen und dass Tal war bereits erreicht.
In Unna wurde zeitgleich das Kreisbüro besetzt und mit dem stellvertretenden Vorsitzenden Herrn Zimmermann kam Mensch ins Gespräch. Edwin Thöne war zu dieser Zeit leider nicht zu gegen. Auch hier wurde von Seitens des Kinderschutzbundes betont das der Konflikt ein persönlicher von Edwin Thöne sei. Auch sei Mensch über die „Praktiken“ besorgt, schliesslich seien einige Arbeitsplätze in Gefahr und „nebenbei“ auch Kinder, wenn der Konflikt weiter in der Öffentlichkeit steht. Dann tat sich doch etwas, nach dem der Buschfunk in Unna die Runde machte und ein Gespräch mit Thöne zu Stande kam. Die Bereitschaft die anwaltschaftliche Vollmacht zurückzuziehen ist nach wie vor nicht gegeben, Thöne sei aber bemüht darum den Konflikt zu lösen, allerdings fürchtet er um seine Existenz. Die konkreten Bemühungen der Liebig14 das Haus zu übernehmen schienen allerdings auf Seiten von Thöne nicht auf richtiges vertrauen zu stoßen. Auch sei er bemüht mit Suitbert Beulker, dem zweiten Besitzer zusammen eine Lösung zu finden. Dessen Gesprächsbereitschaft vor den kommenden Prozessen, sei jedoch stark dahingestellt. Das jugend freundschaftliche Verhältniss zwischen Thöne und Beulker scheint auch nicht mehr so ganz dick zu sein. So sei momentan wenig Kommunikation zwischen beiden der Fall. Thöne hat weder die direkte Telefonnummer seines Kumpels, noch besitze er Unterlagen über seine Firma, da er diese leider nicht bekommt. Nach einigen Tränen unserer Seite über die zerstrittene Freundschaft wurde betont, dass wir weiterhin an einer Lösung am Verhandlungstisch interessiert sind und konkrete Lösungen bieten können. Die Tatsache das die Prozesse erstens gestoppt oder wenigstens verschoben werden sollten, um eine Lösung zu finden, werden nun nach Seitens Edwin Thönes weiter intern mit Beulker erläutert.
Beide Besetzungen wurden nach Erreichen der Gespräche von uns friedlich aufgegeben und alle BesetzerInnen verliessen die Büros. Die Polizei bekam anscheinend von beiden Aktionen keinen Wind, so dass alle AktivistInnen abzogen. Die Nervosität des Kinderschutzbundes über die Angelegenheit zeigt, dass der Konflikt eben kein Privatstreit von Edwin Thöne ist und der Kinderschutzbund nun nach über einem halben Jahr Kenntnis endlich Stellung beziehen muss. Edwin Thöne sei nochmals daran erinnert, dass er mit dem zurückziehen seiner Vollmacht die Prozesse am kommenden Dienstag stoppen kann und alle beteiligten so über eine Lösung beraten können.
Denn wir bleiben erstens ALLE!
Und Brunnen 183, Liebig14, Schwarzer Kanal und Rigaer94 haben nämlich manchmal klammheimlich Freude!
Jede Räumung hat ihren Preis!
+++ Dienstag 08.09.2009 +++
09.30 Uhr - Landgericht (Littenstr. 2-11): Räumungsprozess
Ab 10.00 Uhr werden vier weitere Räumungsklagen über Einzelmietverträge der Liebig14 verhandelt. Schon im Vorfeld der Prozesse versucht die Justiz die Öffentlichkeit einzuschüchtern. So wurde eine umfangreiche "Sicherheitsverfügung" erlassen, die es nur erlaubt, einen Stift und ein Blatt Papier in den Gerichtssaal mitzubringen; Ausweiskontrollen und Uniformierte inklusive. Wir lassen uns davon nicht abschrecken! Kommt zahlreich und seid pünktlich! Solidarität ist Zärtlichkeit und Waffe! Ort: Landgericht, Littenstr. 2-11, Mitte, Raum 3123.
und natürlich allen bekannt
18:00 Uhr - Bersarinplatz (Friedrichshain): Demo - "Keine Räumung der Liebig14!" Kiezdemo anlässlich der Berufungsprozesse um die Räumungsklagen gegen die Liebig14 (siehe 9.30 Uhr). Gegen die Vertreibung einkommensschwacher Mieter_innen aus dem Stadtzentrum und die kapitalistische Stadtumstrukturierung! Für den Erhalt von kollektivem und selbstverwaltetem Wohnraum. Gegen Nazis und für ein besseres Leben für alle! Liebig14, Brunnen183, Schwarzer Kanal, Rigaer94: Wir bleiben alle!
+++Pressemitteilung+++
Zur Zeit halten wir das Büro des Kinderschutzbund-Bundesverbandes in der Schöneberger Str. 15 in Berlin besetzt. Wir, das sind die Bewohnerinnen und Bewohner des räumungsbedrohten Wohn- und Kulturprojekts Liebigstr. 14 in Berlin-Friedrichshain. Zeitgleich mit der Besetzung des Bundesbüros besuchten Vertreter_innen der Liebigstr. 14 das Kreisverbandsbüro des Kinderschutzbundes in Unna.
Wir sind gekommen, um dagegen zu protestieren, dass Edwin Thöne, Geschäftsführer des Kinderschutzbundes im westfälischen Unna, uns mitsamt unserer Kinder auf die Straße setzen will. Thöne ist neben Suitbert Beulker* Gesellschafter der Eigentümer-Gesellschaft Lila GbR und wäre jederzeit in der Lage, die Räumungsklagen gegen uns zu stoppen und die polizeiliche Räumung des Hauses zu verhindern. Dies könnte er, indem er eine von ihm unterzeichnete Vollmacht vom Januar 2007 widerruft, die es seinem Mitgesellschafter erlaubt, alleine die Gesellschaft zu vertreten.
In Unna wollten wir ihm darum zeitgleich zur Besetzung in Berlin den vorformulierten Widerruf vorlegen. Leider war Edwin Thöne nicht für uns zu sprechen. Wir müssen davon ausgehen, dass er – wie bereits vor einer Woche – nicht bereit ist, den Widerruf zu unterschreiben; er also nicht mit uns über eine einvernehmliche Lösung reden will.
Der Repräsentant einer gemeinnützigen Organisation, die sich dem Kindeswohl verpflichtet fühlt, agiert rücksichtslos als Immobilienspekulant. Dies ist nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass drei Kleinkinder in der Liebigstr. 14 wohnen, ein Skandal. Darum fordern wir den Deutschen Kinderschutzbund auf, sich von seinem Mitarbeiter Edwin Thöne zu trennen.
*Interessanter Artikel zur Geschäftspraxis Beulkers: http://de.indymedia.org/2009/08/258128.shtml
http://liebig14.blogsport.de