Vereint schlagen: »Magdeburg nazifrei« und »Bündnis gegen Rechts« mobilisieren zu Protesten gegen Neonaziaufmarsch im Januar

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Erstveröffentlicht: 
27.11.2013

Am 18. Januar wollen Neonazis wieder durch Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt marschieren, um »die deutschen Opfer« des Bombardements der Alliierten auf Magdeburg am 16. Januar 1945 zu »betrauern«. Das Bündnis »Magdeburg nazifrei« rechnet mit über 1000 Neofaschisten und mobilisiert erneut bundesweit zu Blockaden. Für den morgigen Donnerstag lädt es um 17 Uhr zu einem offenen Treffen in die Magdeburger Geschäftsstelle des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND) in der Olvenstedter Straße ein.


Erstmals zeichnet sich eine Zusammenarbeit von »Magdeburg nazifrei« mit dem bürgerlichen »Bündnis gegen Rechts« (BgR) ab. Letzteres will diesmal neben der alljährlichen »Meile der Demokratie« in der Innenstadt zahlreiche weitere Kundgebungen und Mahnwachen an sogenannten »Meilensteinen« abhalten. »Magdeburg nazifrei« begrüßt in einer Mitteilung das Ziel des BgR, die gesamte Stadt zu besetzen. Der bisherigen Polizeitaktik mit strikter Lagertrennung und Desinformation sei nur mit einem Zusammenspiel unterschiedlicher politischer Strömungen zu begegnen. Anders könne das Ziel, den Aufmarsch zu verhindern, nicht erreicht werden.

Zu dem »Trauermarsch« ruft seit Jahren die rechte »Initiative gegen das Vergessen« auf. Auf ihrer Internetseite gibt sie den Bahnhof Magdeburg-Neustadt als Sammelpunkt an, wo der braune Aufzug nach deren Willen um 12 Uhr beginnen soll. »Wetten, daß sie uns nicht blockieren«, frotzeln dort die Rechten. Offensichtlich gehen sie davon aus, erneut von der Polizei hofiert zu werden. Bereits 2012 hatten die Ordnungshüter ihnen eine Route freigeräumt, die unmittelbar an der »Meile der Demokratie« vorbeiführte. Wer sich den Neonazis in den Weg stellen wollte, wurde eingekesselt. Am 12. Januar 2013 ließ die Polizei die angereisten rund 1000 Neonazis gar mit Sonderzügen in den Süden der Stadt chauffieren. Dort hatte die Staatsgewalt kurzfristig das Aufmarschgebiet für sie auserkoren, worüber sie weder Gegendemonstranten noch die Presse informierte. Und schließlich erlaubten die Beamten den Rechten dort eine Kundgebung mit Fackeln vor einem alternativen Hausprojekt. Dessen Bewohnern, die nach eigenen Angaben häufiger Opfer rechter Übergriffe sind, verbot die Polizei, das Gebäude zu verlassen. Angemeldete antifaschistische Kundgebungen löste sie kurzerhand auf und sparte auch mit Platzverweisen nicht. Einen Demozug kesselten die Ordnungshüter stundenlang ein; einen weiteren stoppten sie ohne Vorwarnung mit einer Pfeffersprayattacke, die für mehrere Verletzte sorgte. Flüchtende Teilnehmer verfolgten Polizeitrupps bis auf die Meile der Demokratie, wo auch deren Gäste Zeuge des gewaltsamen Vorgehens wurden. Linke, Grüne und das BgR verurteilten dies im Anschluß scharf.

»Magdeburg nazifrei« rechnet in knapp zwei Monaten mit einer ähnlichen Polizeistrategie. »Auch von der Stadt- und Landesverwaltung erwarten wir keine unterstützende Informationspolitik«, heißt es. Es sei offenbar politischer Wille, den rechten Aufmarsch mit allen Mitteln durchzuboxen. Deshalb sollen in ganz Magdeburg Blockadepunkte organisiert und diese im Internet rechtzeitig bekannt gegeben werden. »Vor allem wollen wir möglichst sämtliche Bahnhöfe besetzen«, sagte ein Sprecher auf jW-Nachfrage. Auf diese Weise wolle man den Aktionsradius der Neonazis von vornherein erheblich beschränken und verhindern, daß die Polizei ihnen eine Route freihält. »Magdeburg nazifrei« rät zur Anreise mit Bussen. Abfahrtsorte und -zeiten seien im Internet zu finden.

magdeburg-nazifrei.com